Köln. Mit seiner Art kommt Steffen Baumgart in Köln und in der Liga gut an. Die Kölner haben mit dem Ex-Paderborner einen guten Start hingelegt.
An der Seitenlinie rannte Steffen Baumgart wie seine Spieler auf und ab. Der impulsive Trainer des 1. FC Köln, neuerdings mit Schirmmütze unterwegs, brüllte übers Feld, regte sich auf, feuerte an. Es war das gewohnte Bild des früheren Paderborners, der auch abseits des Platzes mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält. „Ich finde es einfach frech“, sagte Baumgart am Tag nach dem 2:3 gegen den FC Bayern in der „ran bundesliga Webshow“ und meinte damit die Pfiffe der Münchener Fans gegen ihren Spieler Leroy Sané. „Mich stören einfach die Jungs, die da draußen pfeifen und wenn man sich die anguckt, dann können die nicht mal drei Meter geradeaus laufen.“ Rums.
Baumgart steht für Power, für Intensität auf und neben dem Platz. Das färbt ab auf den Fast-Absteiger der vergangenen Saison. Seit der 49-Jährige beim Geißbock-Klub das Amt des Cheftrainers übernommen hat, macht sich im Kölner Grüngürtel nach und nach eine Na-endlich-Atmosphäre breit. Denn beim 3:1 zum Rundenstart gegen Hertha BSC und am letzten Wochenende beim Serienmeister aus dem Freistaat setzte das Rasenpersonal der Rheinländer Baumgarts offensive Spielidee bereits über weite Strecken um. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) empfangen die Rheinländer den Aufsteiger VfL Bochum.
Steffen Baumgart und VfL-Trainer Thomas Reis kennen sich gut
VfL-Coach Thomas Reis (47) und Baumgart (49) kennen sich vom Fußballlehrer-Lehrgang, den sie im März 2015 gemeinsam abschlossen. Zuvor trafen sie schon in ihrer aktiven Zeit in der Bundesliga immer wieder aufeinander. „Ich freue mich auf Reisi. Bei dem Lehrgang durfte ich ihn zehn Monate kennenlernen. Ich glaube, wir hatten viel Spaß miteinander, konnten uns aufeinander verlassen und schätzen uns daher sehr“, sagt Baumgart, der ein „enges, schönes Spiel“ erwartet, dem Kollegen vom VfL aber schon mal ankündigt: „Wir wollen wie gewohnt unseren Weg gehen – und nicht den von Bochum.“
Auf die offensivfreudige Grundausrichtung, die dem mauen Kölner Angriffsspiel (34 Tore in der Vorsaison) mit insgesamt fünf Treffern gegen Berlin und München in der Startphase schon mal Flügel verliehen hat, bleibt unter dem gebürtigen Rostocker also Verlass. Parallel zur taktischen Neujustierung der Mannschaft, die in den ersten zwei Partien die meisten Kilometer aller 18 Bundesligisten abspulte, setzt der frühere Stürmer auf die Eigenverantwortung der Spieler. Zudem versucht er, im Trainingsalltag eine gesunde Linie zwischen professioneller Strenge, Hilfestellungen für die Spieler und kleinen Albereien zwischendurch zu beschreiten.
Lob von Joshua Kimmich
Baumgart, der als mutiges Saisonziel einen Platz unter den ersten Zwölf ausgerufen hat, ist klar in seiner Ansprache, ein großer Motivator, aber auch ein umgänglicher Typ. Den einstigen FC-Helden Anthony Modeste etwa bringt er so nach zwei schwierigen Jahren gerade wieder auf Touren. „Wenn der Trainer auf dich steht, ist es einfacher für einen Stürmer. Das hat er gut gemacht“, lobt der 33-jährige Franzose Baumgarts unterstützende, positive Art.
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„Er bringt Energie in die Mannschaft, das hat uns vielleicht gefehlt“, sagte Torwart Timo Horn nach dem Auftaktsieg gegen Hertha – so dass inzwischen selbst manch gegnerischer Kicker die Duelle mit den Kölnern und ihrem impulsiven Übungsleiter genießt. Wie Joshua Kimmich. „Die haben nicht nur gekämpft und geackert, sondern auch nach vorne gespielt. Das hat mir imponiert, sie haben das gut gemacht“, goutierte Bayerns Nationalspieler die Darbietung der Gäste. Mit Blick auf Steffen Baumgart sagte der 26-Jährige grinsend: „Schon cool zu sehen, was da an der Seitenlinie abgeht. Solche Typen tun der Bundesliga gut. Ich feiere so was ab.“