Bochum. Auch im Juli und August will der VfL Bochum noch flexibel sein auf dem Transfermarkt, sagt Manager Schindzielorz. Zwei Trainer verlassen den VfL.
Ein paar Minuten abseits vom Trubel hatte Sebastian Schindzielorz, der Sport-Geschäftsführer, am Sonntag die erste Euphorie nach dem Aufstieg genossen. Sich selbst gesammelt. Auf der Tribüne, mit Blick auf den Rasen, auf hüpfende Zweitliga-Meister. Mit der Ruhe war es für den erfolgreichen Kaderplaner des VfL Bochum aber kurz darauf vorbei, auch der Ex-Profi des VfL duschte zwangsläufig im Bier. Und machte sich tags darauf wieder an die Arbeit. Die Bundesliga ist nun mal kein Zuckerschlecken.
„Ich hatte noch keine Zeit, den Aufstieg wirklich zu realisieren, ich muss sogar noch zahlreiche Glückwünsche beantworten per Mail oder Whatsapp. Ich springe seit Tagen von einem Termin zum nächsten“, sagt Schindzielorz zwischen zwei Terminen am Freitag gegenüber dieser Redaktion. „Aber das ist positiver Stress: Wir haben mit attraktivem Fußball die Meisterschaft geholt mit einem Budget, das im Mittelfeld der 2. Liga lag. Das war eine sensationelle Leistung.“
Bochums Manager Schindzielorz: Mit Kreativität statt Geld
Eine Leistung, die es nun eine Etage höher zu bestätigen gilt. Das Geschäft ist schnelllebig, Emotionen schwanken gefühlt von Woche zu Woche in die eine oder andere Richtung. Schindzielorz sagt: „Es ist jetzt jedem bewusst, dass wir vor einer maximal schwierigen Aufgabe stehen, uns in der Bundesliga zu behaupten. Wir müssen und werden dafür unsere Qualität erhöhen. Das läuft bei uns aber nur über ablösefreie Spieler oder Leihspieler. Wir haben unsere Ideen und sind kreativ, aus unserem vergleichsweise geringem Budget das Beste herauszuholen.“
Mit Flügelstürmer Christopher Antwi-Adjei (27), geholt vom SC Paderborn, hat Bochum einen Neuzugang präsentiert, ein zweiter soll in Kürze vorgestellt werden. Da der VfL aber bereits 28 Spieler unter Vertrag hat, liegt es auf der Hand, dass der eine oder andere noch verkauft oder ausgeliehen werden muss, um Luft zu schaffen.
Auch im Juli oder August will Bochum noch Luft haben für Zugänge
Kandidaten gibt es wie berichtet einige, von Raman Chibsah über Baris Ekincier und Tom Weilandt bis zu dem zuletzt ausgeliehenen Lars Holtkamp. Umgekehrt will und muss der VfL sich verstärken, insbesondere im Mittelfeld-Zentrum. Gut möglich, dass der endgültige Kader erst nach dem Saisonbeginn Mitte August steht. Bis zum 31. August ist das Transferfenster ja geöffnet.
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„Natürlich ist es wünschenswert, möglichst früh das Team zusammen zu haben. Das ist gut für den Zusammenhalt, und diese Gemeinschaft hat uns in dieser Saison ausgezeichnet“, sagt Schindzielorz. „Gleichzeitig sollten wir auf ein, zwei oder drei Positionen aber auch flexibel bleiben, weil sich im Juli oder August noch neue Möglichkeiten auftun könnten.“
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Ob Holtmann oder Bella-Kotchap: Leistungsträger des VfL haben sich empfohlen
Vier bis sechs Spieler, so der Plan, sollten letztlich aufschlagen beim VfL – abhängig ist die Zahl der Neuen aber auch davon, wie viele Spieler den Klub noch verlassen. Und ob nicht doch der eine oder andere Leistungsträger verloren geht. Die jungen Innenverteidiger Maxim Leitsch und Armel Bella-Kotchap etwa haben ebenso auf sich aufmerksam gemacht wie der Tempomann auf außen, Gerrit Holtmann. Und der VfL, auch das ist kein Geheimnis, muss bei wirtschaftlich attraktiven Angeboten auch die Finanzlage im Blick haben.
Schalke 04 wirbt Bochums Athletik-Trainer Jörn Menger ab
Das gilt sicherlich auch für den hoch verschuldeten FC Schalke 04, der aber auch als Zweitligist mit deutlich mehr Geld am Markt ist als der VfL Bochum. Schalke hat jetzt Bochum den Athletik-Trainer abgeworben. Jörn Menger wechselt zu den Königsblauen. Er wird dort „Leiter Athletik“.
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Der VfL kam durch die meisterliche Saison ohne größere Muskelverletzungen, das war ein starkes Bewerbungsschreiben auch für den bisherigen Athletik-Coach des VfL. Der 43-jährige Sportwissenschaftler arbeitete seit 2012 für die Bochumer, zunächst im Nachwuchs. Er kennt den Schalker Coach Dimitrios Grammozis bestens aus gemeinsamen VfL-Zeiten und bat Bochum um die Auflösung seines ursprünglich bis 2023 datierten Vertrages.
Noch Anfang Mai hatte Menger in einem Interview mit dieser Redaktion über seinen Wunsch gesprochen, in der Bundesliga arbeiten zu wollen: „Der Wunsch ist sehr, sehr groß. Ich denke, so geht es jedem, der eng mit dem VfL verbunden ist. Die aktuelle Situation ist für mich auch einmalig in meiner bisherigen Laufbahn. Diese sehr positive Anspannung stellt schon eine ganz besondere Erfahrung für mich dar.“ Jetzt bleibt Menger aber doch lieber in der 2. Liga. Zumindest in der nächsten Saison.
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Beim VfL nahm man die Bitte Mengers eher zähneknirschend hin nach dem Motto: Reisende kann und sollte man nicht aufhalten.
Reha-Trainer Norbert Lemcke erhält keinen neuen Vertrag
Anders verhält es sich bei Norbert Lemcke (38), der im Sommer 2019 als neuer Reha-Trainer verpflichtet worden war. Zuvor war er als leitender Physiotherapeut der Fußballakademie des VfL Wolfsburg tätig. Auch Lemcke verlässt Bochum – aber auf Wunsch der Vereinsführung. Lemcke wäre gerne geblieben. Sein Vertrag war ausgelaufen. Über die Gründe für die Trennung ist nichts bekannt. Der VfL will sich, hieß es, im Athletik- und Reha-Bereich „neu aufstellen“, auch in der hierarchischen Struktur und Organisation. Für Menger und Lemcke sollen alsbald Nachfolger präsentiert werden.