Bochum. Kapitän Anthony Losilla ist der Anker im Spiel des VfL Bochum - auch mit 35 Jahren. Am Sonntag könnte er sein Ziel erreichen: Die Bundesliga.
Natürlich wollen sie alle aufsteigen am Pfingstsonntag, die Profis des VfL Bochum. Aber manche wollen es noch ein bisschen mehr. Manuel Riemann zum Beispiel, der an der Hand verletzte Torwart, der auf der Tribüne mitfiebern und anfeuern wird, so gut es seine Stimmbänder hergeben.
Und Anthony Losilla. Der Mittelfeldmotor des Zweitliga-Tabellenführers. Der Kapitän. Der dienstälteste Spieler im Kader des VfL. Seit sieben Jahren läuft und läuft und läuft er im Zentrum der Bochumer. Er ist der Dauerbrenner, nie verletzt, immer gesetzt. Im Abstiegskampf, im Niemandsland der Tabelle – und jetzt, im Aufstiegskampf. Auf 236 Pflichtspiele für den VfL hat er es bisher gebracht, er hat in Bochum unter sechs Trainern gespielt. Von Peter Neururer, der ihn schon 2014 treffend den „Spiritus rector“ nannte, über Gertjan Verbeek bis hin zu Thomas Reis.
VfL Bochum: Kapitän Anthony Losilla schärft den Blick
In der Bundesliga aber hat der Franzose noch nie gespielt. „Die Bundesliga mit dem VfL Bochum zu erreichen“, sagt Anthony Losilla, „das wäre ein Lebenstraum.“
Während sich ganz Bochum längst für die große Aufstiegsparty rüstet, lenkt Anthony Losilla den Blick auf das Wesentliche: „Wir reden nicht vom Feiern, wir wollen das Spiel gewinnen.“ Die Stimmung im Quarantäne-Hotel sei „gut“, wie die gesamte Saison über schon, von Lagerkoller keine Spur, versichert er. „Wir sind als Team zusammengewachsen.“ Und dieses Team sei fokussiert auf die 90 Minuten plus Nachspielzeit gegen den noch abstiegsbedrohten SV Sandhausen am Sonntag (15.30 Uhr/Sky). Ein Punkt reicht ja zum großen Glück.
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Aus der zweiten französischen Liga wechselte Anthony Losilla, den alle nur „Toto“ nennen, 2012 zum Zweitligisten Dynamo Dresden. Nach seiner zweiten Saison stieg er mit Dynamo ab, der Tiefpunkt seiner Laufbahn. Anthony Losilla wechselte zum VfL. Ein Glücksfall – für den Spieler wie für den Klub.
Anthony Losilla ist ein Kämpfer ohne große Klappe
Anthony Losilla, seine Frau und seine beiden Kinder, sie fühlen sich wohl in Bochum, das ist dem stolzen Vater wichtig. „Der VfL ist ein Klub, mit dem ich mich total identifizieren kann“, sagt er. Ein Wechsel stand nie ernsthaft zur Debatte, auch in den vielen unruhigen Zeiten nicht, als es gegen den Abstieg ging, im Klub die Eitelkeiten zur Schau getragen wurden oder der VfL im Mittelmaß herumdümpelte. Anthony Losilla blieb, er ist von Natur aus Optimist. Er würde auch nach der Karriere bleiben.
Nach der Karriere? Irgendwann einmal. Aktuell fühlt er sich nicht nur „total fit“, er ist es auch. Weil er im Training immer Vollgas gibt, „hat er auch mit 35 Jahren noch dieses hohe Niveau“, sagt sein Trainer Thomas Reis. Anthony Losilla ernährt sich gesund, lebt professionell, ruht sich aus, wenn der Körper es verlangt. Er ist ein Kämpfer ohne große Klappe, der einem Fan niemals aus dem Weg gehen würde bei der Bitte nach einem Foto, einem Autogramm. Das passt zum VfL.
VfL Bochum vor der Krönung gegen Sandhausen
„Ich habe auch großes Glück gehabt“, sagt Anthony Losilla bescheiden zu seiner Karriere ohne große Blessuren. Intelligenz, Wille, die richtige Einstellung befördern dieses „Glück“. Drei, vielleicht vier Trainingseinheiten hat er ja nur verpasst in den sieben Jahren Bochum. „Er ist ein Vorbild in jeder Hinsicht“, schwärmt Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz.
Ein Vorbild, das wird Anthony Losilla auch nach dem erhofften Aufstieg bleiben. Sein Vertrag wurde in dieser Saison erneut um ein Jahr verlängert bis 2022, ligaunabhängig. Auch wenn andere spektakulärer spielen und schneller auf den Beinen sind als der 35-Jährige mit dem „Helfersyndrom“, wie Reis den Ehrgeiz des Kapitäns, immer überall mitmischen zu wollen, gerne umschreibt: Anthony Losilla ist Stammgast der Top fünf der laufstärksten Spieler in der Zweiten Liga. Aktuell liegt er auf Rang vier mit 354,26 Kilometern, mit 11,77 Kilometern im Schnitt – zwei Spiele dieser Saison hat er verpasst. Wegen zu vieler Gelber Karten.
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In Hannover, Bochum verlor mit 0:2. Und in Nürnberg. Vielleicht ist es ein Wink des Schicksals, dass Anthony Losilla am vorletzten Spieltag auf der Tribüne hockte – und seine Kollegen einen Matchball vergaben. Das 1:1 reichte noch nicht zum Aufstieg. Die Krönung soll gegen Sandhausen folgen, mit Anthony Losilla auf dem Feld. Sein Wert für das Team? Thomas Reis sagt: „Er ist unser Kapitän. An ihm können sich andere hochziehen.“