Bochum. 4:3! Ein mitreißendes Spiel mit wahnwitzigem Finale – Thomas Reis bleibt sich nachher aber treu. Und verteilte schon vorher einen Denkzettel.
Am Ende gab es kein Halten mehr auf dem Rasen des Bochumer Ruhrstadions. Robert Tesche turnte Richtung Eckfahne, legte einen sauberen Flic Flac hin. Seine Teamkollegen vom Spitzenreiter VfL Bochum rannten emotional aufgeladen auf den Mann des Tages zu. Tesche hatte in der zweiten Minute der Nachspielzeit das Offensiv-Spektakel mit seinem zweiten Kopfballtreffer zum 4:3 gegen Hannover 96 gekrönt. Es war der wahnwitzige Schlusspunkt eines mitreißenden Zweitliga-Spiels, das keinen Verlierer verdient hatte.
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„Das war heute nichts für schwache Nerven“, sagte Trainer Thomas Reis in seiner gewohnt ruhigen Art nach dieser Achterbahnfahrt der Gefühle. Und dachte auch an den Gast, der nach einem 1:3 erst in der 90. Minute zum Ausgleich gekommen war. „Das 3:3 hatte sich Hannover verdient. Wir sind froh, dass wir das glücklichere Ende für uns hatten“, sagte Reis.
VfL Bochum hat nun sechs Punkte Vorsprung – und noch fünf Spiele vor sich
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Tesches finales Tor nach einer Ecke von Thomas Eisfeld stieß auch das Tor zur 1. Bundesliga ganz weit auf für den VfL. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf Verfolger Fürth, sieben auf den Dritten Hamburger SV. Trainer Reis hält aber weiterhin den Ball flach. „Wir spüren die Euphorie der Fans. Wir haben es weiter in der eigenen Hand, am Ende etwas ganz Großes zu erreichen. Aber wir haben noch fünf Spiele vor uns.“
Garant für den nahenden Aufstieg nach elf Jahren Zweitklassigkeit ist eine Mentalität, die den VfL in dieser Saison auszeichnet. Bochum verträgt Rückschläge und kontert Rückstände. Mit 0:3 hatte der VfL zuletzt in Paderborn verloren, und wie nach den sieben Saisonniederlagen zuvor meldete sich der VfL mit einem Sieg zurück. Auch während der „intensiven Partie mit offenem Visier“, wie Bochums Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz meinte, musste Bochum Nackenschläge verdauen.
Reis-Team steckt den Rückstand super weg
Hannovers Dominik Kaiser legte das 1:0 vor nach 22 Minuten. Tesche per Kopf zum ersten und Gerrit Holtmann nach einem Turbo-Antritt vor der Pause sowie Simon Zoller mit seinem 15. Saisontreffer nach dem Wechsel drehten die Partie. „Die Mannschaft hat nach dem Rückstand eine tadellose Reaktion gezeigt“, lobte Reis.
Hannover aber blieb dran, Marvin Ducksch und Philipp Ochs schafften den Ausgleich, ehe Tesche seinen Sahnetag krönte. „Wir hatten das Matchglück, das ist natürlich ein super Gefühl für uns“, sagte der Routinier hinterher ziemlich unaufgeregt. Aber auch der 34-Jährige sieht Bochum längst nicht am Ziel: „Die drei Punkte helfen uns enorm, aber wir müssen weiter Punkte holen, um das Ziel zu erreichen.“
Soares saß nur auf der Bank – Trainer Reis bleibt seiner Linie treu
Zunächst beim formstarken Tabellenvierten FC Heidenheim am Mittwoch, womöglich wieder mit Danilo Soares. Reis hatte auf den normalerweise gesetzten Linksverteidiger verzichtet und ihm nach einer offenbar unbefriedigenden Trainingswoche einen Denkzettel verpasst.
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Der Trainer zieht seine auf Einstellung und Teamgeist basierende Linie auch im Aufstiegskampf konsequent durch – auch das ist ein Erfolgsrezept des VfL Bochum in dieser Saison.