Bochum. Der VfL Bochum setzt auf zwei junge Verteidiger. Im Aufstiegsfall könnten sie sich in Liga 1 beweisen. Der VfL-Etat würde sich fast verdoppeln.

Sie zählen zum sogenannten „Tafelsilber“ des VfL Bochum. Maxim Leitsch (22) und Armel Bella-Kotchap (19) haben in 20 der letzten 21 Zweitliga-Spiele gemeinsam verteidigt, einmal fehlte Leitsch wegen einer Sperre. Sie bilden seit dem Hinspiel-Sieg in Hamburg die jüngste Stamm-Innenverteidigung der 2. Liga. „Ich sehe bei beiden das Potenzial für die 1. Liga. Am besten natürlich mit dem VfL“, erklärte vor dem Paderborn-Spiel Trainer Thomas Reis nach der entsprechenden Frage.

An dieser Einschätzung hat sich nach dem 0:3 natürlich nichts geändert. Gleichwohl zeigte (auch) diese Partie, dass sich die Verteidiger in der 2. Liga immer wieder „aufs Neue beweisen“ müssen, so Reis. Dass sie sich weiter verbessern müssen, nicht nachlassen dürfen. Reis sieht Leitsch und vor allem Bella-Kotchap eher noch am Anfang als am Ende ihrer Entwicklung, zumindest im Profifußball.

Noch liegt kein Angebot für Leitsch oder Bella-Kotchap vor

Wegen ihrer Leistungen in dieser Saison, ihres Alters und eben dieses Entwicklungspotenzials gelten beide Innenverteidiger als begehrt, insbesondere der ja noch drei Jahre jüngere Armel Bella-Kotchap. Angebote gibt es derzeit aber (noch) nicht. Der Markt für Spieler dieser Kategorie ist noch nicht in Bewegung gekommen, weder in Deutschland noch in den anderen Topligen Europas; sicherlich auch eine Folge der Corona-Pandemie. Bella-Kotchaps Marktwert wurde von „transfermarkt.de“ ja jüngst auf fünf Millionen Euro hochgeschraubt, der von Maxim Leitsch stieg auf zwei Millionen Euro. Stolze Preise für Profis der 2. Liga in wirtschaftlich für die meisten Klubs höchst unsicheren Zeiten.

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Idealerweise steigt der VfL auf. Dann stünden die Chancen gut, dass beide U-Nationalspieler, groß geworden im eigenen Talentwerk, auch in der kommenden Saison für Bochum spielen. Beide hätten dann die Chance, den nächsten Schritt in der 1. Bundesliga zu gehen, und zwar als (potenzielle) Stammkraft im Trikot des VfL. Auch eine Saison später wären sie dann noch jung genug für den vielleicht nächsten Schritt.

Als Zweitligist wären die Innenverteidiger wohl nur schwer zu halten

Bleibt Bochum zweitklassig, könnte es die Talente fortziehen, beide stehen längst bei diversen Klubs auf dem Zettel. Steigt Bochum nicht auf, muss er Transfereinnahmen generieren. Bella-Kotchap und Leitsch wären dann sowohl aus sportlichen als auch aus finanziellen Gründen wohl nur schwer zu halten. Leitsch’ Vertrag gilt zudem nur noch bis zum Sommer 2022, dann wäre er ablösefrei. Bella-Kotchaps Kontrakt indes läuft noch bis 2024, und zwar ohne Ausstiegsklausel.

Etat steigt im Aufstiegsfall auf deutlich über 20 Millionen Euro

23 Profis inklusive Danny Blum, dessen Kontrakt sich nur im Aufstiegsfall verlängert, stehen für die kommende Saison unter Vertrag, in der 1. Liga natürlich mit verbesserten Bezügen. Der Etat des VfL im Falle des Aufstiegs ist noch nicht in Stein gemeißelt, noch gibt es ein paar Unwägbarkeiten. Er soll sich aber nach WAZ-Informationen im Bereich von 22 bis 23 Millionen Euro bewegen.

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Zum Vergleich: Bielefelds Etat gilt in dieser Saison als der niedrigste der 1. Bundesliga mit kolportierten rund 25 Millionen Euro. Und der Etat des FC Schalke 04 soll kommende Saison bei deutlich über 30 Millionen Euro liegen - und zwar in der 2. Liga, auch wegen einiger Großverdiener, die den normalen Zweitliga-Rahmen sprengen.

Beim VfL muss man traditionell deutlich bescheidender wirtschaften, hinzu kommt das Neun-Millionen-Euro-Loch durch die Pandemie allein bis zum Ende dieser Saison. Aber immerhin würde sich der Etat in der 1. Liga fast verdoppeln (diese Saison: gut 12 Millionen Euro). Möglich wäre das auch dank höherer TV-Geld-Einnahmen, die auf rund 30 Millionen Euro steigen würden. In dieser Spielzeit kommt der VfL auf insgesamt rund 16 Millionen TV-Geld-Einnahmen inklusive DFB-Pokal und Nachwuchsförderung.

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Wirtschaftsplan sieht keine Zuschauer in der Hinrunde 2021/22 vor

In der kommenden Saison gibt es nach dem neuen TV-Vertrag weniger Geld für alle Profiklubs, der Etat für die 2. Liga würde beim VfL etwas nach unten korrigiert. Pandemiebedingt liegt beiden Szenarien eine konservative Planung zugrunde, also zum Beispiel ohne Zuschauer in der kompletten Hinrunde 2021/22. Aktuell plant der VfL zweigleisig, auch personell. Im Aufstiegsfall soll der Stamm gehalten und mit vier, fünf Spielern verstärkt werden, die sofort weiterhelfen, aber keine Ablösesumme kosten sollen. Bedarf besteht unter anderem im zentralen Mittelfeld. Leihspieler wären auch eine Option.

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Eine Aufstiegsprämie für Spieler und Trainer, die sich nach WAZ-Informationen für alle zusammen auf einen mittleren sechsstelligen Betrag belaufen würde, würde der VfL in erster Linie aus sportlichen Gründen gerne auszahlen. Dafür muss Bochum am Sonntag den nächsten Schritt meistern, beim Heimspiel gegen Hannover 96 (13.30 Uhr/Ruhrstadion). Mit Leitsch und Bella-Kotchap in der Innenverteidigung.