Bochum. Seit sieben Spielen ist Hannover ohne Sieg, der VfL Bochum aber hat eigene Wunden zu lecken. Gegen 96 soll es die stärkste Saisonelf richten.

Die 2. Liga zittert mehr denn je vor dem Coronavirus. Ungeachtet der Pandemie und seiner Folgen muss der VfL Bochum sportlich das 0:3 in Paderborn aufarbeiten – und will gestärkt daraus hervorgehen. Fünf Aspekte vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 am Sonntag in Zahlen.

3 Gegentore: Höchste Saisonniederlage ist vielleicht ein Wachrüttler

Was alles besser werden muss? Alles, würde man wohl spontan sagen. Niemand hatte Normalform in Paderborn. Entscheidend aber für den Erfolg des VfL Bochum seit dem Re-Start vor knapp einem Jahr war und ist eine gemeinschaftliche Defensivarbeit. „Wir müssen wieder die Bereitschaft zeigen, kompakt zu agieren und geschlossen nach hinten zu arbeiten“, sagt Trainer Thomas Reis.

Mit 0:3 kassierte der VfL die höchste Niederlage der Saison, drei Gegentore sind ebenfalls Höchstwert, gab es zudem bisher nur in Kiel (1:3). Vielleicht ja ein herber Dämpfer zur rechten Zeit, um alle noch einmal für das zu sensibilisieren, was seit jeher gilt und angesagt wird: „Wir müssen in jedem Spiel Vollgas geben“, fordert Reis. Sonst reicht es nicht in dieser Liga, „die ganz eng ist, das ist nicht nur so dahergesagt. Vielleicht war das 0:3 noch mal ein Wachrüttler für alle.“

125 Jahre Hannover 96: Kein Geschenk zum Jubiläum

Seinen 125. Geburtstag feierte Hannover 96 am Montag. Ein Jubiläumsgeschenk machte die Mannschaft von Trainer Kenan Kocak dem Traditionsklub nicht. Seit sieben Partien sind die Niedersachsen ohne Erfolg. Allerdings zählten zwei durchaus bemerkenswerte Remis gegen die Bochumer Aufstiegskonkurrenten Fürth (2:2) und HSV (3:3) dazu. Zuletzt allerdings gab es zwei Heimniederlagen: ein blamables 1:2 gegen Schlusslicht Würzburg und ein unglückliches 1:3 gegen Heidenheim.

Gerade die Offensive aber zählt mit Spielern Marvin Ducksch oder Genki Haraguchi zur Beletage der 2. Liga. „Hannover ist individuell stark besetzt“, sagt Reis. „Das haben wir im Hinspiel schon erfahren, auch wenn wir dort nicht gut gespielt haben.“ Beim 0:2 agierte der VfL ähnlich schlafmützig wie beim 0:3 in Paderborn.

Der FC Heidenheim kann noch ins Aufstiegsrennen eingreifen

Gegen Heidenheim verlor Hannover zudem unglücklich - gegen einen bärenstarken Gegner, der sogar noch in den Aufstiegskampf eingreifen könnte. Mit 45 Punkten hat der FCH nur noch fünf weniger als der derzeitige Tabellenzweite HSV. Der FC Heidenheim, der sich im Winter entscheidend mit Stürmer-Leihgabe Tim Kleindienst verstärkt hat, spielt am Sonntag bei Jahn Regensburg und empfängt dann am Mittwoch, 21. April, den VfL Bochum.

Heidenheim ist mit 30 Punkten das erfolgreichste Heim-Mannschaft der Liga. Trainer Reis weiß, was die Stunde geschlagen hat: „Wir wollen mit einem guten Punktepolster nach Heidenheim fahren“, sagt er. Der Fokus liegt auf Hannover. Auf einen Heimsieg. Dann würde Bochums Vorsprung auf Heidenheim fünf Spiele vor Schluss weiterhin mindestens neun Punkte betragen.

2 Mit Robert Zulj und Danny Blum kehren zwei Offensivkünstler zurück

So wichtig die gemeinsame Defensivarbeit sein wird, so bedeutsam dürfte offensiv auch die Rückkehr von zwei zuletzt Gesperrten sein. Vor allem die fehlende Präsenz von Robert Zulj im Mittelfeldzentrum zeigte sich in Paderborn erneut, auch wenn Thomas Eisfeld zu den besten Bochumern zählte. Zulj bringt Robustheit mit, behauptet die Bälle, gewinnt Kopfballduelle, ist der unumstrittene Fixpunkt im Offensivspiel und hat in dieser Saison oft genug mit ein, zwei, drei genialen Momenten das Spiel in die richtige Richtung gedreht.

Zudem kann Danny Blum wieder mitwirken. Der Flügelstürmer hat nach seiner Roten Karte gegen den Hamburger SV drei komplette Partien verpasst, aber alle Trainingseinheiten in diesen nun schon gut vier Wochen absolviert. Hinzu kamen Sonderschichten nach einer Einheit und an freien Tagen, zum Beispiel diverse Läufe, damit er im athletischen und konditionellen Bereich auf Ballhöhe bleibt. Allerdings gibt Reis auch zu bedenken, dass Wettkampfpraxis nicht komplett zu ersetzen ist.

6 Stand jetzt kann Reis zum sechsten Mal auf seine HSV-Siegerelf setzen

Eine Reaktion zeigen soll der VfL gegen Hannover, dies gelang nach den bisherigen sieben Niederlagen ja stets vorzüglich, es gab danach immer einen Erfolg. Wenn sich kein Spieler mehr verletzt oder erkrankt, dürfte Reis im drittletzten Heimspiel der Saison auf die potenziell stärkste Startelf setzen, die der Kader hergibt: Also mit Riemann im Tor, Gamboa, Bella-Kotchap, Leitsch, Soares in der Viererkette, Losilla und Tesche im defensiven Zentrum, Holtmann, Zulj und Blum in der offensiven Dreierreihe und Zoller ganz vorne.

Mit dieser Startelf hat der VfL in dieser Saison fünf Mal gespielt und vier Mal gewonnen. Erstmals bei seiner vielleicht besten Leistung, dem 3:1 in Hamburg, und letztmals beim 2:1 gegen Darmstadt zum Jahresauftakt. Sperren und leichtere Verletzungen sorgten dafür, dass diese Elf seit 14 Partien nicht mehr gemeinsam loslegte. Gegen Hannover könnte das zum sechsten Mal der Fall sein.

9 Corona-Chaos in der 2. Liga: Holstein Kiel steht vor einem Mammutprogramm

Neun Pflichtspiele in vier Wochen muss Holstein Kiel bestreiten, im Falle eines Sieges im DFB-Pokal-Halbfinale bei Borussia Dortmund wären es sogar zehn. Das Kieler Team ist bis zum 20. April in Quarantäne. Ebenso wie Sandhausen und der Karlsruher SC derzeit. Es ist zu hoffen, dass alle mit dem Coronavirus Infizierten einen milden Verlauf haben. Und die Liga als solches muss hoffen, dass jetzt nichts mehr passiert. Bei einer weiteren Quarantäne für Kiel oder einen der immerhin acht Gegner würde der Rahmenterminplan mit dem Saisonende am 23. Mai und folgender Relegationsspiele wohl zusammenbrechen.

Laut „Bild.de“ vom Sonntag ist ein Saisonabbruch bei der Deutschen Fußball-Liga derzeit noch kein Thema. Denkbar sei aber unter anderem ein Quarantäne-Trainingslager über die letzten zwei Spieltage (16./23. Mai). Stand Montagnachmittag waren aber mittlerweile schon sieben Nachholpartien noch nicht einmal neu angesetzt: Düsseldorf - KSC, Fürth - Sandhausen, Kiel - Regensburg (alle vom 28. Spieltag), Sandhausen - HSV, KSC - Aue, Nürnberg - Kiel (alle vom kommenden 29. Spieltag) und Kiel - Hannover (26. Spieltag). Zudem soll am Ende der Woche entschieden werden, ob die Spiele Kiel - Sandhausen und HSV - Karlsruher SC (vom 30. Spieltag) verlegt werden müssen, was aktuell wahrscheinlich ist.