Bochum. Ohne Blum, aber wohl mit Zoller geht es für den VfL Bochum weiter. Mutmacher, Emotionen, Schwächen – die Lage beim Tabellenführer in der Analyse.

Nur zu einem 0:0 kam Fortuna Düsseldorf in Sandhausen trotz klarer Dominanz. Beim Heimspiel gegen Spitzenreiter VfL Bochum am Montag, 22. März, kämpft die Fortuna bei acht Punkten Rückstand auf den VfL und sechs auf den HSV wohl um ihre letzte Chance, noch ein Wort mitzureden im Aufstiegskampf. „Das macht die Aufgabe nicht einfacher“, sagt VfL-Trainer Thomas Reis.

Trotz des 0:2-Rückschlages gegen den HSV aber überwiegt der Optimismus: „Wir werden alles daran setzen, in Düsseldorf wieder erfolgreich zu sein.“ Zuvor steht eine lange Trainingswoche an - mit der Aufarbeitung des HSV-Spiels. Und aktuell mit noch einigen personellen Fragezeichen. Sechs Aspekte nach der dritten Heimniederlage der Saison und vor dem nächsten Spitzenspiel in Düsseldorf.

VfL Bochum: Blums „Aussetzer“ tut doppelt weh

1. Die Rote Karte. Danny Blum wollte mit Sicherheit keinen Gegenspieler verletzen, betont Thomas Reis im Gespräch mit dieser Redaktion - und ist erleichtert, dass der Gefoulte mit dem Schrecken davonkam.

Das Foul von Blum, eine heftige Grätsche von hinten in die Beine des 19-Jährigen mit offener Sohle auf Höhe der Mittellinie, „kann man nicht entschuldigen“, sagt Reis klipp und klar. „Da hatte Danny einen Aussetzer.“ Nach dem trainingsfreien Wochenende kommt das Thema am Montag auf den Tisch, sowohl bei der Mannschaftsbesprechung als auch in einem persönlichen Gespräch mit Blum.

Klar ist, dass der 30-Jährige dem Team geschadet hat, und zwar über das Hamburg-Spiel hinaus, das der VfL ab Minute 35 mit nur zehn Mann bestreiten musste. Mit mindestens zwei Spielen Sperre ist zu rechnen, vielleicht werden es auch mehr. Bochum spielt nun in Düsseldorf, dann gegen Kiel und in Paderborn.

Robert Zulj verdient sich als Anlauf-Anführer ein Sonderlob

2. Der Wechsel. Weichen musste Silvere Ganvoula, eine taktische Maßnahme. Robert Zulj ist ein Spieler für das Zentrum. Daher brachte Reis Milos Pantovic, um den von Blum verlassenen Flügel weiter zu besetzen. Zulj rückte etwas weiter vor, wurde zum Pressing-Anführer - und erhielt ein Sonderlob vom Trainer: „Ich habe ihn selten so stark im Anlaufen gesehen“, so Reis.

Insgesamt habe ihm die Intensität seines Teams in der zweiten Halbzeit imponiert, auch wenn dabei wenig zwingende Szenen heraussprangen. Wobei dem VfL, wie die TV-Bilder belegten, ein Elfmeter verweigert wurde, als Bella-Kotchap zu Boden gerissen wurde nach einer Flanke nach rund einer Stunde. „Das war ein klarer Elfmeter“, sagt Reis, der etliche Entscheidungen von Schiedsrichter Felix Brych bei der Verteilung von Gelben Karten „unglücklich“ fand.

Zu wenig Torgefahr, wieder ein Standard-Gegentor für Bochum

3. Die Schwächen. Die Gründe für den Dämpfer beim Schiedsrichter zu suchen, greift indes viel zu kurz, meint auch der Trainer. „Ich will die Niederlage nicht schönreden. Niederlage ist Niederlage“, sagt Reis. Neben dem Platzverweis spielte die fehlende Torgefahr eine Rolle. Und vor allem das 0:1. Reis ärgerte sich maßlos, wieder ein Gegentor nach einem Standard gefangen zu haben. „Das nervt“, sagt er.

4. Die Emotionen. Intensität, Leidenschaft, Einsatz sind eine Erfolgsbasis. Einerseits. Allerdings entscheidet sich der Aufstiegskampf auch im Kopf. Da gilt es auch, sich unter Kontrolle zu halten, wo Kontrolle nötig ist. Siehe Blum, vielleicht. Danilo Soares war in dieser von beiden Seiten extrem emotional geführten Partie am Ende kaum zu bändigen, geriet kurz und heftig mit dem Trainer aneinander.

Nach 0-2 gegen Hamburg- Glauben Sie an Bochums Aufstieg?Auch das dürfte intern noch mal ein Thema werden beim VfL. Es gelte aber vor den entscheidenden neun Spielen der Saison, das Positive mitzunehmen, betont Reis. „Wenn wir diese Intensität der zweiten Halbzeit beibehalten, werden wir noch viele Spiele erfolgreich gestalten“, sagt er. Zunächst in Düsseldorf, dann gegen Kiel und in Paderborn.

Bislang zeigte das Team auf Niederlagen immer genau die richtige Reaktion

5. Mutmacher. Bisher hat Bochum nach einer Niederlage in dieser Saison stets eine erfolgreiche Reaktion gezeigt. Nach dem 1:2 in Braunschweig, dem 0:2 gegen Fürth, dem 1:3 in Kiel, dem 1:2 gegen Karlsruhe und dem 0:1 in Aue gab es ausnahmslos Siege: gegen Aue, den HSV, Paderborn, Osnabrück und Würzburg. Und personell gibt es zumindest große Hoffnung auf die Rückkehr des Stoßstürmers.

6. Personal. Simon Zoller, der Elf-Tore-Mann, soll am Montag nach jetzigem Stand noch einmal untersucht werden und individuell trainieren. Am Dienstag, so der Plan, soll er ins Mannschaftstraining zurückkehren. „Dann ist genug Zeit, dass er gegen Düsseldorf wieder eine Alternative ist“, sagt Reis noch vorsichtig.

Zwei Spiele hat Zoller wegen muskulärer Probleme verpasst. Adäquat zu ersetzen ist er nicht. Das unterscheidet Bochum auch von finanzstärkeren Klubs wie den HSV, die eine klar bessere Bank haben.

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Zoller könnte in Düsseldorf für Blum auf dem Flügel spielen, dann würde Ganvoula erneut ganz vorne beginnen. Für Blum könnte auch Pantovic in die Startelf rücken. Ein weiterer Kandidat ist Herbert Bockhorn, der diese Rolle ja mehrmals übernahm, als Blum verletzt ausgefallen war. Bockhorn bringt mehr Tempo mit, hat allerdings nach guten Leistungen zu Jahresbeginn in den letzten Partien weder als Rechtsverteidiger noch als Außenstürmer überzeugt. Als Rechtsverteidiger kehrt Cristian Gamboa nach seiner Gelb-Sperre ins Team zurück.

Mit Knieproblemen ausgewechselt werden musste am Freitag kurz vor Schluss Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap. Am Montag stehen weitere Untersuchungen und Tests an. Noch ist offen, ob der 18-Jährige bereits am Dienstag wieder mittrainieren kann.