Bochum. Hamburg bejubelt den 2:0-Sieg wie eine Meisterschaft, Bochum bleibt aber Erster. VfL-Trainer Reis stellt sich jetzt die nächste Personalfrage.

10:1 Ecken erkämpfte sich der VfL Bochum gegen den Hamburger SV, dominierte die zweite Halbzeit. Dabei spielte er fast eine Stunde in Unterzahl in dieser emotionsgeladenen Partie. Doch das Engagement wurde nicht belohnt: Der HSV gewann im Ruhrstadion mit 2:0 (1:0) und verkürzte den Rückstand auf Spitzenreiter Bochum auf zwei Punkte.

Trainer Thomas Reis hatte sich für Silvere Ganvoula als Stoßstürmer im bevorzugten 4-2-3-1 entschieden. Thomas Eisfeld nahm nach seinem taktisch bedingten Startelf-Einsatz in Fürth wieder auf der Bank Platz, und Robert Zulj agierte wieder als klassischer Zehner.

VfL Bochum: Für Ganvoula ist die Bewährungschance schnell vorbei

VfL Bochum verliert gegen den Hamburger SV

In der 35 Minute sah Denny Blum nach einem Foulspiel die Rote Karte, der HSV nutzte die Überzahl und gewann mit 2:0.
In der 35 Minute sah Denny Blum nach einem Foulspiel die Rote Karte, der HSV nutzte die Überzahl und gewann mit 2:0. © Unbekannt | Unbekannt
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In der 35 Minute sah Denny Blum nach einem Foulspiel die Rote Karte, der HSV nutzte die Überzahl und gewann mit 2:0. © Unbekannt | Unbekannt
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20 Spiele lang hatte Ganvoula, der in dieser Saison erst einmal traf im Hinspiel gegen Aue, den Anpfiff nur von der Bank verfolgt. In Fürth wurde der Torjäger der Vorsaison erstmals gar nicht eingewechselt. Es war auch ein Signal von Trainer Reis an Ganvoula, sich im Training mehr ins Zeug zu legen.

Was er dann auch tat, wie der Coach vorab erklärt hatte. Dass der 24-Jährige gegen den HSV nach nur 42 Minuten wieder vom Feld musste, lag auch nicht (nur) an ihm. Ganvoula hatte sein in dieser für ihn selbst enttäuschenden Saison offenbar Möglichstes gegeben, ohne dass er sich im zähen Abnutzungskampf sonderlich in Szene setzen konnte, auch nicht in Szene gesetzt wurde.

Trainer Reis: Selbst schuld, dass wir so lange in Unterzahl waren

Seine Herausnahme aber folgte taktischer Logik: Danny Blum hatte von Schiedsrichter Felix Brych die Rote Karte gesehen nach 35 Minuten. Brych zog immer wieder den Zorn der Bochumer auf sich mit etlichen umstrittenen Entscheidungen. In diesem Fall aber lag er richtig.

Trainer Thomas Reis reagierte auf die Unterzahl mit dem defensivstärkeren Außenangreifer Milos Pantovic. Robert Zulj rückte weiter vor. Wandstürmer Ganvoula bekam beim Gang Richtung Kabine einen Trost vom Trainer, die Partie war für ihn gelaufen.

Wie eben bereits für Blum. Sechs Minuten nach dem 0:1 nach einem Freistoß von Aaron Hunt und dem Treffer von Amadou Onana aus kurzer Distanz grätschte Blum auf Höhe der Mittellinie von hinten in die Beine von Onana. Ein Frustfoul? Dummheit? Übermotivation? Vielleicht von allem ein bisschen.

Blums Ausfall ist ein herber Verlust – aber Zoller und Gamboa kommen zurück

„Wir waren selbst schuld, dass wir so lange in Unterzahl spielen mussten“, so Trainer Thomas Reis vielsagend. Seiner Mannschaft aber konnte und wollte er „keinen Vorwurf machen. Das habe ich ihr in der Kabine diesmal auch direkt gesagt.“

Blums Ausfall ist jedenfalls ein herber Verlust für den VfL auch in der nahen Zukunft.

Wie lange er gesperrt wird, ist offen. Beim nächsten Spiel am Montag, 22. März, in Düsseldorf wird er auf jeden Fall fehlen, wahrscheinlich länger. Dabei hatte sich Blum nach seiner Wadenproblematik gerade erst zurückgekämpft. In Aue eingewechselt, kehrte er gegen Würzburg in die Startelf zurück. Mit Erfolg: Bochum gewann gegen die Kickers mit 3:0 und in Fürth mit 2:1, auch dank eines starken Danny Blum. Immerhin soll nach jetzigem Stand Simon Zoller in Düsseldorf wieder eine Option sein, ehe es gegen Kiel und in Paderborn weitergeht.

Dass Hamburg in Überzahl spielt, ist kaum zu sehen

Ohne Blum, ohne Zoller, ohne den gesperrten Stamm-Rechtsverteidiger Cristian Gamboa, dessen Vertreter Herbert Bockhorn in der ersten Halbzeit immer wieder größere Probleme hatte gegen Josha Vagnoman, noch dazu in Unterzahl und mit einem 0:1-Rückstand belastet: Bochum stand vor einer komplizierten zweiten Hälfte.

Einige Minuten vor dem HSV kehrte der VfL auf den Rasen zurück. Gewillt, die Partie allen Widrigkeiten zum Trotz zu drehen. Man merkte in der teils hart geführten Partie nicht, dass der mit derart spielstarken Individualisten gespickte HSV einen Mann mehr auf dem Platz hatte. Ganz im Gegenteil.

Der Ausgleich wäre verdient gewesen, stattdessen fällt das 0:2

Bochum kam zu etlichen Standards, die diesmal zu wenig Gefahr erzeugten. Der VfL hatte mehr Ballbesitz, war das aktivere Team, attackierte früh und beherzt - fand aber die entscheidende Lücke nicht. Der letzte Pass kam nicht an, die Flanken waren zu ungenau. Auf der anderen Seite blieb Manuel Riemann als Antreiber gefragt, als Torwart auszeichnen musste er sich gegen den offensiv erschreckend schwachen HSV nicht. Pantovic vergab nach 82 Minuten mit einem Heber die beste Möglichkeit zum Ausgleich.

Der wäre verdient gewesen, aber er fiel nicht. Dafür entlud sich der ganze Druck der Hamburger nach ihrem zweiten ernsthaften Torschuss. Khaled Narey traf zum 2:0, und die Hamburger vom Torwart bis zum Reservespieler feierten den Treffer an der Eckfahne wie die Zweitliga-Meisterschaft. Davon aber sind sie noch ein gutes Stück entfernt: Spitzenreiter bleibt der VfL Bochum auch nach dieser bitteren Niederlage.