Bochum. Der VfL deklassiert den Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf. Von der Ersten Liga möchte offiziell niemand reden. Die Fans dürfen träumen.

Am Ende dieses verregneten VfL-Festes hatte fast jeder Bochumer Spieler einen persönlichen Grund zum Feiern. Neben den Torschützen Robert Zulj und Danny Blum etwa Milos Pantovic, oft skeptisch betrachtet, diesmal gegen Fortuna Düsseldorf als Vollstrecker zum 5:0-Endstand. Oder Herbert Bockhorn, seit seinem Wechsel oft verletzt, jetzt als Vorlagengeber für Pantovic. Oder Kapitän Anthony Losilla mit seinem 200. Liga-Einsatz für den Zweitligisten. Oder Neuzugang Erhan Masovic, der zu seinem Pflichtspieldebüt kam.

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So viel Jubel an der Castroper Straße weckt Hoffnungen, die unterm Himmel über Bochum seit zehn Jahren bestehen. Doch Doppeltorschütze Zulj trat nach dem Sieg gegen den Bundesliga-Absteiger, nach dem zweiten gegen einen Aufstiegskandidaten, auf die Bremse: „Das ist eine Momentaufnahme, vielleicht sieht es in zwei Wochen ganz anders aus. Deswegen heißt es, am Boden zu bleiben.“ Worte, die Trainer Thomas Reis wohlwollend zur Kenntnis nehmen dürfte. Auch er hebt mahnend den Finger: „Jetzt ist es wichtig, dass man auf dem Teppich bleibt.“

VfL-Trainer Reis weiß: Dämpfer können schnell kommen

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Wie schnell das Aufstiegsfeuer in der Stadt des einst langjährigen Bundesligisten entfacht werden kann, weiß Reis, wissen seine Spieler aus jüngster Vergangenheit. Als der VfL am sechsten Spieltag auf Platz zwei geklettert war, mussten Reis und Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz die Aufstiegsfrage beantworten. Sie hatten alle Hände voll zu tun, das Credo „Von Spiel zu Spiel denken“ durchzusetzen, hatte doch zu Beginn der Saison einer ihrer Spieler, Danilo Soares, selbst den Wunsch nach dem Aufstieg geäußert. Doch vor der Länderspielpause folgte gegen die konstanten Fürther ein 0:2-Rückschlag, inklusive Diskussionen über den gestrichenen Leistungsträger Robert Zulj. Zwei Siege später, einen beim bis dahin ungeschlagenen Hamburger SV und einen gegen die Fortuna, die das Aufstiegsziel offiziell formuliert hatte, ist es wieder da: das Aufstiegsgespenst.

Anfeuerung nicht nötig: Trainer Thomas Reis.
Anfeuerung nicht nötig: Trainer Thomas Reis. © dpa | Roland Weihrauch

Der VfL ist sozusagen selbst schuld daran. Der frühe Platzverweis gegen Kristoffer Petersen und der anschließende Elfmeter spielten dem VfL zwar in die Karten, doch was die Bochumer in der zweiten Halbzeit zeigten, dürfte auf kommende Gegner Eindruck schinden. Doppeltorschütze Zulj zeigte sich nach der Denkpause einmal mehr als Unterschiedsspieler, Blum wieder als zweikampfstarker Angreifer, Mittelfeldspieler Robert Tesche als ballsicher – und torgefährlich. Dem 4:0 ging sogar ein erstligareifer Spielzug voraus. Trotzdem wollte auch Blum das Aufstiegsgespenst schnell aus Bochum vertreiben: „Träume sind immer wichtig, aber wir wissen, wo wir herkommen.“

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In Düsseldorf werden seit Montagabend die Sorgen größer. Trainer Uwe Rösler rückt nach dem Debakel in die Kritik. Zum vierten Mal mussten die Rheinländer ein Spiel in Unterzahl beenden. „Das hat auch nichts mehr mit Pech oder Entscheidungen gegen uns zu tun. Da muss man sich individuell und als Mannschaft hinterfragen“, sagte er geknickt. Das erklärte Aufstiegsziel rückt in weite Ferne.

VfL Bochum: In der Corona-Krise stabil

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In Bochum rückt es wieder näher. Dabei ist man auf Geschäftsebene erst einmal froh, die Krise überstehen zu können. Am Ende wird zwar ein Loch in den Büchern stehen. Der VfL geht davon aus, dass die Corona-Pandemie den Klub rund neun Millionen Euro kosten wird. Aber die Saison ist ohne Zuschauer durchgeplant und abgesichert. Im Ruhrgebiet ein ziemlich erfreulicher Teppich. Ein Gehaltsverzicht der Profis soll weitere Sicherheit bieten. „Das besprechen wir intern und äußern es öffentlich, wenn es dazu Konkretes gibt“, sagte Schindzielorz jüngst im Interview.

Und da wäre auch noch die Trainer-Frage. Thomas Reis’ Vertrag läuft zum Saisonende aus. Vor dem Düsseldorf-Spiel sendete Aufsichtsratsmitglied Franz-Josef Tenhagen über den Bezahlsender Sky allerdings positive Signale. Er denke schon, dass es mit dem 47-Jährigen weitergehe, sagte Tenhagen. „Wir werden die Gespräche mit ihm in den nächsten Wochen auf jeden Fall angehen.“ Starke Argumente hat Reis jetzt. Die kommende Aufgabe am Freitag bei Holstein Kiel könnte das nächste liefern.