Aue/Bochum. Viel Lob kassiert der VfL Bochum derzeit auch von den Trainern der Gegner. Da machte Aues Dirk Schuster keine Ausnahme. Aus gutem Grund.

Die Trainer der 2. Fußball-Bundesliga haben es schon die ganze Zeit gewusst. Der VfL Bochum habe ein starkes Team, das sagten nahezu alle Trainer, wenn es gegen die Bochumer ging. Vorsicht sei geboten, man dürfe die Bochumer auf keinen Fall unterschätzen. Da hingen diese Bochumer allerdings auch noch im Tabellenkeller fest. Jetzt sind sie Sechster, können im besten Fall noch Fünfter werden. Das Team von Trainer Thomas Reis erfüllt spät in der Saison die Erwartungen. Die der gegnerischen Trainer und die eigenen.

Der Radioreporter auf der Pressetribüne im Auer Stadion äußerte sich in jedem Fall sehr positiv. In Coronazeiten ist ja alles wunderbar zu hören, was zumindest halblaut gesagt wird. Er hatte sich offenbar gut vorbereitet und wollte in der Zusammenfassung des Spiels eine bestimmte Formulierung noch los werden. Aus dem VfL, dem Verein für Leibesübungen, sei seit dem Re-Start der Verein für Leichtigkeit geworden.

Diese Leichtigkeit überträgt sich auf die Fans. Auch wenn die weiterhin nicht ins Stadion dürfen. „Wenn wir die nächsten zwei Spiele gewinnen“, schrieb einer auf Instagram, „werde ich meine Freundin bitten, mich zu heiraten!“ Na, dann los.

Auch für das TV-Ranking ist mindestens Platz sieben überaus wertvoll

Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison geht es für die Teams in der Tabelle, für die es nicht mehr gegen den Abstieg und nicht mehr um den Aufstieg geht, ja längst um die Frage: Worum geht es, wenn es um nichts mehr geht? Die erste Antwort heißt natürlich Fernsehgelder. Da tut dem VfL Bochum jeder Platz weiter oben gut. Entsprechend hatten die Verantwortlichen des VfL formuliert, dass der VfL Bochum dauerhaft zu den besten 25 Teams in Deutschland gehören soll. Das bedeutet im Alltag der 2. Bundesliga, zu der der VfL Bochum in dieser Saison im zehnten Jahr hintereinander gehört, ein Platz unter den ersten Sieben. Das ist mit der Serie von nun zehn Spielen in Reihe ohne Niederlage weiterhin möglich.

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Die Gegner des VfL haben derzeit meist das Nachsehen. Das bekam auch Aue nach dem 2:0 von Anthony Losilla zu spüren.
Die Gegner des VfL haben derzeit meist das Nachsehen. Das bekam auch Aue nach dem 2:0 von Anthony Losilla zu spüren. © firo Sportphoto/Picture Point | Sven Sonntag/Picture Point

Damit hätte man im TV-Ranking auch den Bundesliga-Absteiger SC Paderborn im TV-Ranking wieder überholt – allein das wäre ein Plus von mehreren Hunderttausend Euro. Weiterer Konkurrent ist Holstein Kiel, die Bochumer müssen am Ende - wie aktuell - vor den Norddeutschen landen. Geschafft hat man dies bereist gegenüber dem FC St. Pauli.

Zwischen Platz fünf und elf ist noch einiges möglich

Läuft es richtig gut für die Bochumer, haben sie in der Abschlusstabelle nur Arminia Bielefeld, den VfB Stuttgart, den Hamburger SV und den FC Heidenheim vor sich. Läuft es weniger gut, kann es noch runter bis Platz elf gehen. Da landeten die Bochumer in der Vorsaison.

Das 2:1 in Aue war der nun dritte Sieg in Reihe. Torwart Manuel Riemann, der mit beständig guten Leistungen zu den Ergebnissen beiträgt, hat weiterhin Lust, diese Serie auszubauen. Jedenfalls ärgert er sich weiterhin über jedes Gegentor. Das späte 1:2 für Aue vermieste ihm nach eigener Aussage jedenfalls genauso die Laune, wie ihn der 2:1-Sieg freute.

In Darmstadt begann die neue defensive Stabilität

Das Tor für Aue in der Nachspielzeit war der bereits 47. Gegentreffer in dieser Saison. Der VfL Bochum bleibt ein Beispiel für die alte Fußballerweisheit, nach der der Angriff Spiele, die Abwehr aber Meisterschaften gewinne. Die vier Topteams der 2. Liga haben jeweils weniger als 40 Gegentore bekommen. Bei Bielefeld, dass aufsteigen wird, sind es sogar weniger als 30. Der VfL Bochum zeigte sich über weite Strecken dieser Saison konstant in zwei Kategorien: schwache Abwehr und starker Angriff. Das 4:4 gegen Sandhausen war Anfang März am 24. Spieltag der Gipfel.

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Thomas Eisfeld (Mitte) erzielte das 1:0 und bereitete das 2:0 von Anthony Losilla (r.) vor.
Von Ralf Ritter und Markus Rensinghoff

Mit 2:0 und 4:2 führten die Bochumer, um am Ende und nach zwei Elfmetern für Sandhausen noch ein 4:4 akzeptieren zu müssen. Mit dem Spiel danach in Darmstadt begann beim VfL Bochum die neue Stabilität, kassierte man nur noch zwei Gegentore in den acht Partien, sieben davon seit dem Re-Start.

Aues Trainer Dirk Schuster lobt die Qualität des VfL

Die gegnerischen Trainer überreichen dem Team von Thomas Reis verbal weiterhin Blumen. Der Gegner habe eine sehr hohe Qualität, sagte jetzt Aues Trainer Dirk Schuster. Er sagte das nach dem Spiel. Er sagte das diesmal eben nicht als Warnhinweis an sein Team, er wollte es als echtes Lob verstanden wissen. Bochum habe sehr gute Ballpassagen gehabt, habe sich teilweise gut durch kombiniert. Schuster: „Das war auch schon beeindruckend.“