Bochum. Auch beim VfL Bochum warten sie auf den Donnerstag. Dann tagt die Liga, dann ist klarer, wie es mit der Saison in den Bundesligen weitergeht.

In der Corona-Krise finden die meisten Interviews am Telefon statt. Thomas Reis, Trainer des VfL Bochum, meldet sich Dienstagmittag gewohnt freundlich. Das Training mit den Profis ist gerade beendet. Ihm gehe es gut, sagt er, den Spielern auch. Schnell wird klar, Reis würde gerne möglichst schnell zu einem halbwegs normalen Trainingsbetrieb zurückkehren und die Liga gerne sportlich beenden.

Wie geht es Ihnen?

Thomas Reis: Bei mir ist gesundheitlich alles in Ordnung. Bei den Spielern auch. Alle sind fit und im Training. Auch Danny Blum ist heute (Dienstag) wieder offiziell ins Gruppentraining eingestiegen. Er hat zuvor sehr viel mit unserem Reha-Trainer Norbert Lemcke gearbeitet. Wir haben jetzt Moritz Römling wieder zum Training dazu genommen. Auch Lars Holtkamp aus der A-Jugend sollte mittrainieren, fiel aber dann aus, weil er die Weisheitszähne gezogen bekommen hat. Als vierten Torwart hatten wir A-Jugend-Torwart Tjark Ernst dabei. Wir wussten nicht, wie schnell Stammtorwart Manuel Riemann nach seiner Knie-OP wieder fit sein würde.

Wie sieht das Training derzeit aus?

Reis: Wir halten uns komplett an die Vorgaben, halten entsprechend Abstand, beachten die Hygieneregeln und versuchen somit, die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten. In der ersten Woche haben wir mehr an der Technik gearbeitet. Da hatten wir vier Gruppen mit jeweils sechs Spielern auf dem Trainingsgelände, wobei wir diese Gruppen dann noch aufgeteilt haben. In der zweiten Woche wurde es körperlich intensiver. Die Jungs sind zwar in den drei Wochen daheim viel gelaufen, aber wenn man dann auf dem Platz steht, merkt man, dass es eine andere Belastung ist.

Können Sie alles trainieren?

Reis: Wir sind eine Mannschaft, die in der Liga viele Gegentore bekommen hat. Wir müssten am Zweikampfverhalten arbeiten. Das geht aber gerade nicht.

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Wie ist die Trainingsplanung für die nächsten Tage und Wochen?

Reis: Wir müssen den Donnerstag und die Versammlung der Liga abwarten, ob noch Meisterschaftsspiele stattfinden werden und ob vielleicht die Auflagen für das Training etwas gelockert werden. Wenn tatsächlich ab dem Tag X wieder gespielt werden sollte, müssen wir ja auch irgendwann, möglichst zeitnah, wieder in ein Mannschaftstraining einsteigen können. Diese besondere Phase bedeutet für alle Profi-Mannschaften einen Kraftakt. Wir hatten jetzt zwei Monate kein Spiel. Wir haben es leider verpasst, vor dem Aussetzen der Saison mehr Punkte zu sammeln. Wir müssen sofort da sein, wenn es wieder losgeht. Wir haben Druck auf dem Kessel.

Die mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebes wird auch kritisch gesehen. Wie stehen Sie dazu?

Reis: Zunächst einmal: Es sollten möglichst alle offenen Fragen vorher geklärt sein. Und wenn es dann aus medizinischer Sicht und von politischer Seite für machbar erklärt wird, finde ich es vertretbar, dass wir wieder spielen. Der Fußball ist ein wirtschaftlicher Faktor, das sieht man auch und gerade in diesen Krisenzeiten. Spiele ohne Zuschauer sind nicht das, was wir alle uns vorstellen. Aber es geht um den Fortbestand der Liga, die Sicherung von Arbeitsplätzen. Da ist die Bedeutung der TV-Gelder dieser Tage mehr als deutlich geworden. Wenn wir wieder spielen würden, würde das wieder etwas Normalität zurückbringen. Die Fans hätten die Möglichkeit, sich wieder auf ein Spiel ihres Vereins zu freuen. Ich möchte die Dinge gerne sportlich regeln, deshalb wäre ich für eine Fortsetzung der Saison.

Die würde aber wohl komplett anders aussehen als gewohnt, oder?

Reis: Wichtig ist, die Jungs bis zum Tag X fit zu bekommen. Wenn dann in einem engen Rhythmus gespielt würde, um die Saison relativ schnell zu beenden, würde sich zum Beispiel ein Muskelfaserriss anders auswirken, als wenn die Saison normal zu Ende gespielt worden wäre. Wenn es nur wenige Wochen sind, in denen gespielt werden kann, könnte ein Muskelfaserriss plötzlich für einen Spieler das Saison-Aus bedeuten.