Bochum. Simon Zoller, Profi des VfL Bochum, würde sich freuen, wenn der Ball wieder rollen würde. In der Krise hat er eine besondere Aktion gestartet.

Die Profis des VfL Bochum konnten über lange Zeit nur daheim trainieren. Das hat dafür gesorgt, dass es nun eine besondere Aktion für Amateurfußballer gibt. Simon Zoller, Angreifer des VfL, hat sie auf den Weg gebracht. Im WAZ-Interview spricht er darüber, wie sie läuft.

Das Training beim VfL läuft wieder, zumindest in Zweiergruppen. Haben Sie Spieler im Team, mit dem Sie dieser Tage besonders gerne trainieren?

(lacht) Wir haben uns ja alle sehr plötzlich gar nicht mehr sehen dürfen, daher ist es im Moment noch so, dass ich wirklich jeden der Jungs gern um mich habe. Im Ernst, es ist doch wie in jeder anderen Gruppensituation auch: Mit ein paar Jungs bist du mehr auf einer Wellenlänge, mit anderen weniger. In der vergangenen Woche war zum Beispiel der Kontakt mit Patti Fabian etwas enger – was aber nicht heißen soll, dass wir den Mindestabstand nicht eingehalten haben.

Wie groß ist Ihre Vorfreude auf mögliche Geisterspiele in der Bundesliga und 2. Bundesliga?

Ganz ehrlich: mittlerweile tatsächlich groß. Wir sind alle Fußballer, wir lieben es, auf dem Platz zu stehen, die Trikots zu tragen und um Punkte zu kämpfen. Ist doch gar keine Frage, dass das in einem vollen Stadion weitaus mehr Spaß macht, aber wir haben nun mal eine Ausnahmesituation. Damit ist nicht zu spaßen, das sollten wir alle auch so akzeptieren und vorleben. Wir wollen bald wieder kicken und hoffen darauf, dass das Stadion wieder voll ist, dann wird es natürlich deutlich geiler. Diese Atmosphäre ist im Grunde durch nichts zu ersetzen.

Einsatzfreudig: Simon Zoller (l.) würde auch ohne Zuschauer spielen wollen.
Einsatzfreudig: Simon Zoller (l.) würde auch ohne Zuschauer spielen wollen. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Ralf Ibing

Bleibt nach der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes noch genug Zeit für ihre besondere Aktion, das gemeinsame Aktionsbündnis zur Förderung des Amateurfußballs, kurz GABFAF, und dem damit verbundenen Aufruf „Spende Deine Trikotnummer?

Auf jeden Fall! Der Zeitaufwand in Sachen Training ist im Moment ja noch überschaubar, wir dürfen aufgrund der aktuellen Auflagen nicht mal zum Duschen bleiben. Es ist, glaube ich, ganz wichtig, dass man sinnvolle Themen hat, die einen beschäftigen und die idealerweise auch noch einen guten Nutzen haben. Ich freue mich jeden Tag über das, was wir mit der Spendenaktion für in Not geratene Amateurvereine gerade erreichen. Die Unterstützung ist riesig, ich bin komplett dankbar, wir können richtig helfen.

Wie kamen sie überhaupt auf die Idee? Gab es einen speziellen Anlass, einen Moment, ein Ereignis?

Manchmal reicht ja der Blick über den Tellerrand. Alle von uns, die es in die oberen Ligen geschafft haben, haben auch Freunde und Bekannte, von Ex-Mitspielern bis zu den Jungs, mit denen man zum Beispiel zusammen zur Schule gegangen ist, die im Amateurbereich unterwegs sind. Viele als Spieler, einige auch als Trainer. So sehr der Fokus der Medien gerade natürlich auf die Top-Ligen fällt, so heftig erwischt die aktuelle Situation aber eben auch die Vereine und Menschen, die in den Kreis-, Bezirks-, Landes- oder Oberligen kicken. Das ist der weitaus größere Teil der Fußball-Familie. Ich wollte versuchen, da etwas Hilfe zu leisten. Ein Freund und ich sind auf die Idee mit der Trikotnummer gekommen. Eigentlich jeder Mannschaftssportler hat doch ein Trikot und hinten drauf ist eine Nummer. Die Idee, einen Betrag in der Höhe der Nummer zu spenden, kam dann sehr gut an. Wir bekommen Bilder und zeitgleich Spenden aus allen Bereichen, viele hängen auch eine Null dahinter. Und jetzt konnten wir schon dem ersten Verein helfen, ein super Gefühl.

Sie werden die begleitende Internetseite gabfaf.de nicht selber gestaltet haben. Wer hat Ihnen dabei geholfen und wer unterstützt Sie darüber hinaus bei der Umsetzung?

Die Initiative GABFAF, die das Redaktionsnetzwerk Deutschland mit Sitz in Hannover ins Leben gerufen hat, verfolge ich schon länger. Das ist im Grund ein Aktionsbündnis für den Amateurfußball. Was die Jungs da machen und mit welcher Power sie sich hinter die Themen klemmen, das imponiert mir. Als wir ihnen von unserem Ansatz für die Corona-Krise erzählten, waren sie sofort dabei. Die Unterstützung ist eine super Hilfe, in der Größenordnung könnte ich das alleine nicht stemmen. Auch der FC Playfair ist mit im Team, denen liegt der Amateurbereich ebenfalls sehr am Herzen.

Stay at home: Daheim hatte Simon Zoller die Idee für die Aktion.
Stay at home: Daheim hatte Simon Zoller die Idee für die Aktion. © insta

Etliche Prominente bewerben Ihr Projekt und sind Multiplikatoren dafür. Wie sehr hat es an dieser Stelle geholfen, dass Sie selbst eine gewisse Prominenz haben?

Ich glaube gar nicht, dass meine vermeintliche Prominenz da eine große Rolle spielt. Ich habe mich einfach drei Tage hingesetzt und habe die Jungs, zu denen ich zum Beispiel aus vergangenen Zeiten noch Kontakt habe, über mein Vorhaben informiert. Aber so einen Freundeskreis oder irgendein Netzwerk hat eigentlich jeder. Klar, bei mir sind ein paar Jungs dabei, die im Profibereich unterwegs sind, aber wirklich ausschlaggebend, ob etwas wirklich zum Laufen kommt, ist in meinen Augen der Einsatz oder eben die Überzeugung für eine Sache. Klingt abgedroschen, ist aber so: Wer für etwas brennt, der kann auch bei anderen das Feuer besser entfachen. Und da wir alle Fußballer sind, sollten wir unbedingt auf die Basis schauen. Da kommen wir alle her.

Die 15.000 Euro-Grenze haben Sie mit ihrem Projekt unlängst geschafft. Was glauben Sie, wie lange dieses Projekt noch laufen kann?

Was mir gefällt: Wir haben das Geld wirklich mit sehr vielen Kleinstbeträgen gesammelt. Das zeigt eben, dass wirklich jeder Euro hilft. Wer zwei Euro gibt, weil er in der U15 die Trikotnummer 2 trägt, der hat genauso einen super Beitrag geleistet wie der Nationalspieler, der noch ein paar Nullen hinter seine Nummer hängt. Wir machen auf jeden Fall weiter, denn es erreichen uns wirklich viele heftige Geschichten, da geht es leider auch um Existenzen.

Bundesweit unterstützen sie mit Ihrer Aktion Vereine mit jeweils 2000 Euro für ein konkretes Projekt. Waren auch schon Vorschläge aus Bochum dabei? Oder gab es eine konkrete Anfrage vom TSV Fischbach, Ihrem Jugendverein?

Wir entscheiden von Fall zu Fall, wie groß die Summe ist, mit der wir unterstützen. Natürlich haben uns auch schon aus Bochum Hinweise erreicht; wir sichten im Moment sehr viel, auf Bochumer Themen habe ich natürlich immer ein besonderes Augenmerk. Ich habe hier in relativ kurzer Zeit ziemlich viele Menschen kennen gelernt, gute Typen, die schnörkellose Ruhrpott-Art passt zu mir, ich fühle mich hier echt wohl. Trotzdem sollen am Ende die Vereine Unterstützung bekommen, die sie am nötigsten haben. Da sollte der Ort nicht entscheidend sein, das gilt auch für meine Heimat.

Wie können Sie gewährleisten, dass die finanzielle Hilfe auch da ankommt, wo sie hin soll?

Wie gesagt, da achten wir sehr drauf. Wir sichten alle Zuschriften und besprechen uns in einem kleinen Team. Dann nehmen wir direkt Kontakt auf und schauen uns die jeweilige Situation noch einmal sehr genau an. Ich bin in den Gesprächen dabei und weiß, jeder Euro kommt genau da an, wo er dringend benötigt wird. Ich kann mich da nur wiederholen: Wir sind super glücklich, dass die Sache so gut läuft und freuen uns wirklich über jeden, der dabei ist und dadurch vielleicht auch andere motiviert.