Bochum. Seit dem 5. Spieltag ist Thomas Reis Trainer des VfL. 100 Tage sind das am Freitag. Dann geht es gegen Hannover 96. Der Absteiger ist im Aufwind.

Es dauert ja immer etwas, bis Entscheidungsträger in ihren neuen Amt angekommen sind. 100 Tage werden ihnen zugestanden, um sich Abläufen ihres Amtes vertraut zu machen, wesentliche Personalentscheidungen zu treffen und erste Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Mit dem Tag genau sind es am Freitag 100 Tage, die Thomas Reis Trainer des VfL Bochum ist. Der VfL spielt dann gegen Hannover 96 (18.30 Uhr, Ruhrstadion).

Für Reis war der Wechsel nach Bochum eine Rückkehr. Er hat hier gespielt, war hier bereits Trainer. 100 Tage benötigte er nicht, um sich mit den Abläufen vertraut zu machen. Personalentscheidungen, also Spieler zu verpflichten oder abzugeben, standen auch nicht an. Als Reis kam, war das Transferfenster zu. Aufgrund von Verletzungen einiger Spieler hatte er selten wirklich die Qual der Wahl. Die hat er jetzt mal gegen Hannover. „Der Trainingsplatz war gut gefüllt diese Woche“, sagte er. Als ein Trainer, der sein Team von Woche zu Woche komplett umkrempelt, hat er sich bislang allerdings nicht präsentiert.

100 Tage beim VfL Bochum

Auch um die Mannschaft zu stabilisieren, hat er bislang auf große Rochaden verzichtet. Gegen Hannover wird es im Vergleich zur Niederlage in Fürth nicht viele Wechsel geben. Anthony Losilla kehrt nach Gelbsperre zurück. Milos Pantovic, zuletzt zweimal Starter, hat sich nicht für weitere Starteinsätze aufgedrängt. Für die rechte Seite stünden Simon Zoller oder auch Manuel Wintzheimer bereit. In der Innenverteidigung fällt die Entscheidung um den Platz neben Saulo Decarli zwischen Armel Bella-Kotchap und Simon Lorenz.

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100 Tage, oder auch zwölf Spiele. Die Frage, wie sehr die Mannschaft die gegen Hannover auf dem Platz stehen wird, bereits „seine“ Mannschaft sei, beantwortet Reis nicht direkt. Es sei natürlich seine Mannschaft, sagt er. Er sei ja der Trainer des VfL. Aber in der Folge wird klar, dass „seine“ Mannschaft eben doch noch nicht den Fußball spielt, den er sich vorstellt.

VfL-Mannschaft fehlt das Selbstverständnis

Er hat die Mannschaft nach dem fünften Spieltag übernommen. Da hatte die gerade aus einem 0:3 gegen Wiesbaden gerade noch ein 3:3 gemacht. Robin Dutt musste gehen, für das Spiel in Stuttgart übernahm Heiko Butscher. Nach dem 1:2 kam Reis. Sportlich und tabellarisch viel geändert hat sich seitdem nicht. Der VfL, der auch in dieser Saison wieder im oberen Drittel mitspielen wollte, kommt nicht aus dem Keller. Die Mannschaft spielt zu oft erwartbar, zu viel mit langen Bällen, zu selten so leidenschaftlich wie im DFB-Pokal gegen die Bayern. „Das würde ich gerne anders sehen“, sagt Reis. „Meine Mannschaften spielen von hinten heraus. Aber die Mannschaft hat derzeit nicht das Selbstvertrauen, um im Zweifel Situationen spielerisch aufzulösen. Da ist immer zu viel Druck auf dem Kessel.“ Der aber wird bleiben.

Damit wohl auch der oft unüberhörbare Unmut der Fans. Nach dem Spiel in Fürth gab es erneut Diskussionen zwischen Spielern und Fans in der Kurve. Der allgemeine Tenor bleibt: Es geht nur gemeinsam. „Wir brauchen“, sagt VfL-Sportvorstand Sebastian Schindzielorz, „das Zusammenspiel zwischen Tribüne und Rasen.“ Und dazu viel Geduld.

Schindzielorz, Trainer Reis und auch die Spieler erzählen nicht nur, dass sie davon ausgehen, dass es für den VfL bis zum Ende der Saison eng zugehen wird, um nach außen zu verkaufen, dass sie intern die Spannung hochhalten. Sie sind davon überzeugt. Der Blick in die Tabelle bestätigt das. Wenn dem VfL ein Sieg gegen Hannover gelingen sollte, wäre er bei 20 Punkten. Das wären gerade einmal genau die Hälfte der Punkte, die die Klassenerhaltsgrenze bilden. Mit 40 Punkten ist noch kein Team abgestiegen. Sie sind daher das Ziel, das der VfL nicht aus den Augen verlieren sollte.

Trainerwechsel auch in Hannover

Aktuell hilft dem VfL, dass es mit Dresden, Wiesbaden, Nürnberg und St. Pauli vier Teams gibt, die ihren Ansprüchen noch weiter hinterherlaufen und hinter dem VfL in der Tabelle liegen. Hannover 96 würde da auch gut hineinpassen. Der Absteiger aus der 1. Bundesliga wollte direkt wieder oben mitspielen, am besten sofort wieder aufsteigen. Davon sind die Hannoveraner mindestens ebenso weit entfernt wie die Bochumer von ihrem Saisonziel.

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Auch in Hannover hat es daher längst einen Trainerwechsel gegeben. Mirco Slomka musste gehen, Kenan Kocak hat übernommen. Nach einer Auftaktniederlage hat Hannover zuletzt unter ihm zweimal in Reihe gewonnen: 1:0 in St. Pauli, 3:2 gegen Aue. Zwei Siege in Folge hat der VfL noch nicht geschafft. Sie wären in diesem Jahr noch möglich.

Es geht nach dem Spiel gegen Hannover ebenfalls im Ruhrstadion noch gegen Regensburg. Das ist dann das erste Spiel der Rückrunde. Die soll deutlich besser laufen als die Hinrunde. Schlechter wäre auch schlecht.