Bochum. Der VfL hält den deutschen Rekordmeister im DFB-Pokal lange Zeit am Rande einer Niederlage. Gnabry und Müller drehen das Spiel für den FC Bayern.
Sie standen nur noch in der zweiten Halbzeit, die Fans des VfL Bochum, sie sangen ihr "Tief im Westen", immer wieder. Der Zweitligist war nah dran an der Sensation, ganz nah. Doch Serge Gnabry und Thomas Müller zerstörten mit späten Treffern den Traum vom Bochumer Bayern-K.o. Der Rekordmeister aus München setzte sich in der zweiten Pokalrunde mit 2:1 (0:1) im Revier durch. Und während die VfL-Anhänger ihre geschlagenen Pokal-Kämpfer wie Sieger feierten, durfte Niko Kovac, der dauerangezählte Bayern-Trainer, nach der Fast-Blamage einmal tief durchatmen.
Startelf-Premiere für Goretzke in dieser Saison
Kovac verzichtete bei der Schießbude der 2. Liga (24 Gegentore in elf Partien) auf seinen Torjäger Robert Lewandowski, auch Thomas Müller und Coutinho mussten zunächst auf die Bank, während Leon Goretzka pünktlich bei seiner Rückkehr zu seinem Jugendverein seine Startelf-Premiere in dieser Saison feierte.
Das Ruhrstadion kocht
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Bochums Trainer Thomas Reis nahm gleich vier Änderungen vor, brachte gegen das Starensemble auch den erst 17-jährigen Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap – und auch der Rest seines Teams spielte wie verwandelt. Nichts zu sehen von der Verunsicherung, von der Lethargie, die den VfL in der 2. Liga auf Platz 16 und in eine existenzielle Krise gestürzt haben. Entschlossen, mutig, aggressiv schmissen sich die Hausherren in die Zweikämpfe, und schon nach 45 Sekunden kochte das ausverkaufte Ruhrstadion. Danny Blum setzte sich auf links durch und bediente den völlig blank stehenden Simon Zoller, der aber den Ball nicht richtig traf.
Der Münchner Davies bringt Bochum in Führung
Die Münchener kamen schwer in die Gänge, erst nach 15 Minuten ließen sie aufhorchen. Kingsley Coman, Tolisso und Serge Gnabry, der Lewandowskis Platz im Sturmzentrum einnahm, scheiterten. Bayern ließ den Ball in Bochums Hälfte laufen – doch der VfL setzte den ersten Nadelstich. Nach einem langen Ball von Torwart Manuel Riemann ließ Blum Nationalspieler Joshua Kimmich alt aussehen, seine scharfe Hereingabe bugsierte Bayerns Alfonso Davies vor dem hinter ihm lauernden Bochumer Torjäger Silvere Ganvoula ins eigene Netz. 1:0 Bochum (36.), und die Fans versetzte das in einen Freudentaumel, den man eine gefühlte Fußball-Ewigkeit nicht mehr erlebt hat im Ruhrstadion. In dem Stadion, in dem der VfL noch kein Heimspiel gewonnen hat in dieser Zweitliga-Saison.
Als das Flutlicht an einem Mast ausging in der Pause und erst ein paar Minuten nach Wiederanpfiff die Szenerie wieder erhellte, hatte Niko Kovac in höchster Not reagiert. Lewandowski, die einzige Torgarantie der Bayern, kam für Ivan Perisic, und nach weiteren elf vom VfL sicher verteidigten Minuten brachte Kovac auch Coutinho für den Bochumer Jungen im Bayern-Trikot, Leon Goretzka. Doch die Bayern agierten hektisch, nichts war zu sehen von der Souveränität eines europäischen Spitzenklubs. Bochum verteidigte leidenschaftlich, ein Kopfball von Lewandowski strich neben das Tor (68.), ein 50-Meter-Schuss von Blum wäre fast das Tor des Jahres geworden, ehe die Münchener doch noch zustachen. Nationalspieler Serge Gnabry nutzte eine Unaufmerksamkeit in Minute 82, Bochums Armel Bella-Kotchap erhielt nach einem absichtlichen Handspiel die Rote Karte, und Müller erlöste kurz darauf die Bayern.