Bochum. Danny Blum vom VfL Bochum zählt in der 2. Bundesliga zu den besten Scorern. “Ich fühle mich hier im Pott sauwohl“, sagt er im Interview.
Der 3:2-Sieg in Heidenheim war der erste Dreier für den VfL Bochum in der laufenden Zweitliga-Saison. An diesem hatte Danny Blum mit einem Treffer und einer Torvorlage auch einen großen Anteil.
Überhaupt läuft es für den 28-jährigen Flügelflitzer an der Castroper Straße sehr gut. In neun Ligaspielen erzielte er bereits vier Tore und legte weitere fünf Treffer auf. Dieser Transfer - Blum kam von Eintracht Frankfurt zum VfL - hat sich bislang auf jeden Fall für beide Seiten gelohnt.
Wir haben mit Danny Blum in der Länderspielpause gesprochen.
Danny Blum, ist die Stimmung in der Mannschaft nach dem ersten Saisonsieg eine bessere als in den Wochen davor?
Danny Blum: Die Stimmung war eigentlich immer gut. Aber wenn die Ergebnisse fehlen, dann denkt natürlich jeder mehr nach und es ist nicht alles so gelöst. Es war enorm wichtig, dass wir nicht mit dem nächsten Negativerlebnis in die zweiwöchige Länderspielpause gegangen sind. Man hat auch bei den Fans gesehen, wie sehr sie sich nach den schmerzlichen Wochen über diesen Erfolg gefreut haben. Ich glaube, dass das für alle eine große Erlösung war.
Hand aufs Herz: Hätten Sie bei Ihrem Wechsel nach Bochum ein solches Szenario, frühzeitiger Trainerwechsel und acht Ligaspiele ohne Sieg, für möglich gehalten?
Blum: Es war eine ungewohnte Situation für mich, so eine Durststrecke kannte ich aus den vergangenen zwei, drei Jahren nicht. Und auch den Trainerwechsel mit seinen besonderen Begleitumständen galt es zu verarbeiten. Im Endeffekt musste es aber wieder schnell weitergehen und ich denke, dass wir jetzt auch auf einem guten Weg sind.
In der 2. Bundesliga sind neun Spiele gespielt. Der VfL hat acht Punkte auf dem Konto. Was dürfen die Fans in dieser Saison von Bochum noch erwarten?
Blum: Die Fans dürfen immer träumen. Wir behalten allerdings die Realität im Blick und da zählt für uns aktuell nur der Kampf um den Klassenerhalt. Wir sind nur auf Platz 15, das darf man nicht vergessen. Wir müssen die Situation so annehmen wie sie ist. Nach der Länderspielpause wollen wir weiter mit Kampf, Willen und Leidenschaft in die Spiele gehen und den Gegnern wehtun. Wenn wir diese Mentalität an den Tag legen, dann werden wir erfolgreich sein. Wenn wir damit die Fans glücklich machen können – umso besser!
Bei Ihnen läuft es eigentlich seit dem ersten Tag in Bochum gut: Neun Ligaspiele, vier Tore und fünf Vorlagen. Was macht Danny Blum so stark?
Blum: (lacht) Einfach Bochum! Ich fühle mich hier im Pott sauwohl. Ich habe mich hier von Tag eins an sofort zuhause gefühlt. Ich bin froh, dass ich zu einem Verein gekommen bin, der von Beginn an großes Vertrauen in mich hatte und mir die Unterstützung jederzeit zu spüren gibt. Das bedeutet für mich, weiterhin Vollgas zu geben und den Leuten etwas zurückzahlen. Bochum und der VfL sind genau das Richtige, was ich in dieser Phase meiner Karriere brauche. Umgekehrt hoffe ich, dass ich durch meine Einstellung und meine Arbeit auf dem Platz dem Trainer, der Mannschaft, den Verantwortlichen und den Fans noch viel Freude bereiten kann.
In der Vergangenheit sind Sie jedoch auch genau an der Einstellung, die Sie heute an den Tag legen, gescheitert. Warum?
Blum: Ich gehöre zu den Spätstartern im Profifußball. Ich hatte immer viel Talent, bin damit aber eher schlampig umgegangen. Ich dachte mir oft, dass es schon irgendwie laufen wird. Aber letztendlich musste es bei mir mal klick machen. Ich habe mich dann damit befasst, was alles zu einem Leben eines Profifußballers dazugehört. Das ist nämlich nicht nur das Training auf dem Rasenplatz. Da gehört einiges mehr dazu. Das habe ich mir in den letzten Jahren angeeignet und habe auch ein Team um mich herum, welches mir hier und da hilft. Der Erfolg, den ich mir in den letzten zwei, drei Jahren erarbeitet habe, gibt mir Recht, in dem was ich tue.
Wann hat es bei Ihnen Klick gemacht?
Blum: Ich habe mich persönlich entwickelt und Entscheidungen getroffen, etwa was meinen Glauben angeht. Aber diese Dinge hatten nichts mit dem Fußball zu tun. Der wirkliche Knackpunkt war, als ich von meiner Leihe vom Karlsruher SC zum SV Sandhausen zurückgekehrt bin. Ich bin in die Kabine gegangen und es waren keine Trainingsklamotten für mich hinterlegt. Ich musste dann zum Werbepartner gehen und denen erklären, dass ich wieder zurück bin und ein paar Sachen für das Training benötige. Sonst hat sich keiner um mich gekümmert. Da habe ich gemerkt, dass mich in Sandhausen keiner mehr ernst nimmt und niemand mich vermisst hat. Da habe ich für mich entschieden, dass ich etwas verändern muss.
Und die Veränderungen haben auch Früchte getragen...
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Blum: Ja, ich habe eine super Saison in Sandhausen gespielt. Davor wollten mein Berater und ich den Vertrag vorzeitig verlängern. Sandhausen wollte das aber nicht. Nach meiner guten Saison wollte ich dann nicht mehr verlängern und bin zum 1. FC Nürnberg gewechselt.
Nürnberg, Frankfurt, Las Palmas, Bochum: Ist der Wechsel zum VfL wieder ein Rückschritt für Sie?
Blum: Nein, so sehe ich das überhaupt nicht. Bochum ist ein seriöser Club, ein etablierter Bundesligist, sowohl in Liga eins, nunmehr in Liga zwei. Der VfL ist ein großer Traditionsverein und immer im Blickpunkt des Fußballgeschäfts. Ich bin zum VfL gekommen, um mich schrittweise zu verbessern, das war der ursprüngliche Gedanke. In Frankfurt hatte ich leider zum falschen Moment großes Verletzungspech. Bei der Eintracht hat man mir nach der Rückkehr aus Spanien klar zu verstehen gegeben, dass sie anders planen. Ich habe verstanden, dass ich mir eine neue Herausforderung suchen soll.
Las Palmas ist eine tolle Sonneninsel auf Gran Canaria. Warum finden Sie Bochum und das Ruhrgebiet dann doch attraktiver?
Blum: Das Leben auf Gran Canaria war natürlich wunderbar. Da hat man schon eine hohe Lebensqualität. Ich habe eine Insel, eine neue Sprache und eine neue Mentalität kennen gelernt und dafür bin ich auch dankbar. Aber fußballerisch hat mir etwas gefehlt. Das war nicht das, was ich gesucht habe. Ich wollte zurück nach Deutschland. Die Intensität im Training und in den Spielen ist in Deutschland einfach höher.
Aber als Urlaubsinsel können Sie Gran Canaria empfehlen, oder?
Blum: (lacht) Ja, klar! Allerdings habe ich da auch so viele Deutsche getroffen, dass ich mich schon fast wieder wie in Deutschland gefühlt habe.