Heidenheim. Das 3:2 beim 1. FC Heidenheim war der erste Auswärtssieg des VfL Bochum in diesem Jahr in der 2. Bundesliga. Zehn Monate liegt der letzte zurück.

Gefühle kann man nicht vergessen. Sie sind halt da. Der Körper schickt sie in Hormonform rum. Das funktioniert zuverlässig. Insofern erlebte Anthony Losilla nach dem Spiel gegen den 1. FC Heidenheim schon etwas Vertrautes. Dass er dennoch darauf verwies, er könne sich kaum noch daran erinnern, „wie geil es sei, auswärts zu gewinnen“, machte deutlich, wie lange ein Erfolgserlebnis für den VfL Bochum auf fremdem Platz her ist.

Es war der 21. Dezember 2018, als die Bochumer zuletzt drei Punkte aus der Fremde mitnahmen. Da gewannen sie mit 3:2 beim späteren Aufsteiger 1. FC Köln. Die Torschützen waren Lukas Hinterseer (2) und Sidney Sam. Danach gab es in der Saison und der dann folgenden, also in diesem Kalenderjahr, auswärts maximal unentschieden. Bis zum 6. Oktober 2019 und wieder einem 3:2. Das gegen Heidenheim.

Von ganz unten gibt es nur einen Weg

Neun Monate, zwei Wochen und zwei Tage liegen zwischen diesen beiden Siegen. Oder nur in Tagen ausgedrückt: 290. Das ist in der Tat eine lange Zeit. Eine komplette Schwangerschaft. Da wundert es kaum, dass sich Losilla kaum erinnern konnte. Ebenso verständlich, dass sich die Bochumer so sehr über den Sieg freuten. Wobei das an diesem Sonntag weniger mit der langen Nicht-Auswärtssieg-Strecke zu tun hatte.

Das lag eher an der Tatsache, dass sie in dieser Saison überhaupt noch gar nicht in der Liga gewonnen hatten. Acht Spiele, fünf Unentschieden, drei Niederlagen hieß vor dem Heidenheim-Spiel die Bilanz. Und weil Wehen-Wiesbaden am Freitag dann doch etwas überraschend beim VfB Stuttgart gewonnen hatte, gingen die Bochumer Saisonspiel neun vom letzten Platz aus an. Von ganz unten gibt es nur einen Weg.

Heidenheim macht die Fehler

Den bestritt das Team von Trainer Thomas Reis keineswegs wie ein Letzter, ein potenzieller Absteiger. Es trat mit einem Selbstvertrauen auf, als hätte es die vielen kleinen Rückschläge nicht gegeben. Die schwache Leistung bei der Niederlage zum Start in Regensburg, die vielen kleinen Fehler, die zu den fünf Unentschieden geführt hatten. Diesmal machten die Heidenheimer die Fehler, und die Bochumer konnten sie entscheidend nutzen.

Flugshow: Vitaly Janelt (l.) war diesmal nicht so effektiv wie gewohnt. Er machte später für Thomas Eisfeld Platz. Ab Montag ist er bei der U21-Nationalmannschaft.
Flugshow: Vitaly Janelt (l.) war diesmal nicht so effektiv wie gewohnt. Er machte später für Thomas Eisfeld Platz. Ab Montag ist er bei der U21-Nationalmannschaft. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Marcel Engelbrecht

Simon Zoller hatte bei seinem Tor nach passgenauer Flanke von Danilo Soares zum 1:0 erstaunlich viel Zeit und Platz. Vor dem 2:0 unterliefen beide Heidenheimer Innenverteidiger den Ball, den Sebastian Maier wirklich sehr gut mitnahm, sich dann noch gegen zwei Heidenheimer durchsetzte und quer auf den allein gelassenen Danny Blum legen konnte. Vor dem 3:1 spielte Heidenheims Norman Theuerkauf einen zu kurzen Rückpass. Silvere Ganvoula erlief ihn und traf.

Zweiter der Torjägerliste

Mit seinem nun siebten Tor im achten Spiel, gegen Regensburg fehlte er gesperrt, ist er Zweiter der Torjägerliste der 2. Bundesliga. Nur Manuel Schäffler vom SV Wehen-Wiesbaden hat ein Tor mehr erzielt. Der komplettere Stürmer aber ist aktuell Ganvoula. Er hat auch drei Tore vorbereitet, führt damit die Scorerliste an. Auf der findet sich mit Danny Blum auf Platz drei ein weiterer Bochumer. Er hat vier Tore erzielt, vier vorbereitet.

Bochums bester Torschütze: Silvere Ganvoula erzielte gegen Heidenheim Saisontor Nummer sieben.
Bochums bester Torschütze: Silvere Ganvoula erzielte gegen Heidenheim Saisontor Nummer sieben. © firo Sportphoto | Marcel Engelbrecht

Ganz oben steht bei einer Übersicht auch Losilla. Er ist der Zweitligaspieler mit den meisten gelaufenen Kilometern. 12,32 Kilometer läuft er im Schnitt über die 90 Minuten. 110,84 Kilometer hat er bereits in den neun Saisonspielen hinter sich gebracht. Der Kapitän ging auch in Heidenheim voran.

Karlsruhe ist der nächste Gegner

Diese Werte und Platzierungen machen klar, dass die Bochumer nicht zwingend in die unteren Tabellenregionen gehören. Erst recht nicht, wenn das Team nun dauerhaft so kompakt verteidigt und als Mannschaft funktioniert. Mit dem Sieg in Heidenheim haben die Bochumer einen Sprung auf Platz 15 gemacht. Im nächsten Spiel geht es nach der Länderspielpause am Sonntag, 20. Oktober, gegen den Karlsruher SC.

Es ist ein Heimspiel. Der letzte Heimsieg liegt auch schon wieder etwas zurück. Anthony Losilla aber wird sich an den etwas besser erinnern können. Am 4. Mai 2019 gab es einen 4:2-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg. Die Tore teilten sich Dominik Baumgartner, Tom Weilandt (2) und Silvere Ganvoula. Losilla lief 12,73 Kilometer.