Bochum. An seinem 46. Geburtstag machte Thomas Reis aus seinem Wunsch kein Geheimnis: Bochums erster Saisonsieg soll her, am Sonntag in Heidenheim.

Am Freitag wurde Thomas Reis 46 Jahre alt, aber natürlich soll ihm die Mannschaft das wichtigste Geschenk nachträglich abliefern: mit einer guten Leistung beim Spiel am Sonntag in Heidenheim (13.30 Uhr/Voith-Arena). Und mit einem Sieg. Es wäre der erste im neunten Versuch in dieser Saison.

Tom Weilandt (l.) beim Saisonauftakt in Regensburg. Er könnte am Sonntag wieder ins Team zurückkehren..
Tom Weilandt (l.) beim Saisonauftakt in Regensburg. Er könnte am Sonntag wieder ins Team zurückkehren.. © dpa | Sven Hoppe

„Die Mannschaft, der ganze Verein, das Umfeld, wir lechzen alle nach einem Dreier“, sagte Thomas Reis an seinem Geburtstag. Eine derartige Serie zum Saisonstart schließlich hat Bochum ja noch nie erleben müssen, und alle Spieler, die im Laufe der letzten Wochen nach einem derart missratenen Auftakt gefragt wurden: auch noch nicht.

Positiv denken ist das Credo von Thomas Reis

Thomas Reis aber war mit 45 ein positiv denkender Mensch, und konsequenterweise ist er das auch mit 46 noch. Insofern stellt er weiterhin das Gute heraus, ohne das Schlechte völlig zu verdrängen. Gegen Sandhausen (1:1) hat sein Team endlich einmal geführt, gegen Darmstadt (2:2) dann sogar zweimal. Beides Mal allerdings mündeten diese Führungen nicht in einem Erfolg.

Der 1. FC Heidenheim hat nicht nur Marc Schnatterer

Die besondere Qualität von Marc Schnatterer vor allem bei Standardsituationen kennen nicht nur ausgebildete Trainer. Neben Frank Schmidt, seit 2007 Coach des FC Heidenheim, ist der Offensivspieler mit den scharfen Ecken, Freistößen, Flanken und Schüssen der personifizierte FCH. Seit 2008 spielt der 33-Jährige in der Ostalb, und beim jüngsten 1:1 in Karlsruhe feierte er mit seinem ersten Saisontor auch in seiner zwölften Saison beim FCH einen Torerfolg, dem wie gehabt weitere folgen sollen.

Vor einem Jahr gegen Bochum traf jener Schnatterer zum entscheidenden 3:2 für Heidenheim, dabei muss man so klar wie salopp sagen: Der von Frank Schmidt oft genug neu auf- und eingestellte Klub aus der Kleinstadt ist nicht nur Schnatterer. Mit vier Treffern ist etwa der im Januar vom FC Ingolstadt geholte Robert Leipertz aktuell bester FCH-Schütze, gefolgt von Neuzugang Tim Kleindienst (2), der für rund 2 Millionen Euro vom SC Freiburg kam. Auch der aus Ingolstadt für rund eine Millionen Euro geholte Mittelfeldmann Konstantin Kerschbaumer ist Stammkraft.

„Sie spielen einen sehr variablen Fußball, vor allem im Aufbauspiel“, hat Bochums Trainer Thomas Reis festgestellt. Seit vier Partien ist der FCH unbesiegt. Der Klub hat die Abgänge von Rekordtransfer Robert Glatzel (Cardiff City/6 Millionen Euro) und Pascal Dovedan (Nürnberg/2,5 Millionen Euro) gut kompensiert. Wieder einmal. (rari)

„Wir haben gegen Darmstadt in der zweiten Halbzeit nicht gut gespielt, aber wir hatten trotzdem die Chance, das 3:1 zu machen“, hofft Reis einmal mehr auf den entscheidenden Punch in Heidenheim. Und darauf, dass sein Team „es über die 90 Minuten gesehen besser macht“: Die defensive Stabilität sei in Durchgang zwei gegen Darmstadt „leider ein bisschen abhanden gekommen“.

Kompaktheit ist ein Schlüsselwort in der Reis-Philosophie

Alle drei Partien - hinzu kommt das 2:2 gegen Dresden - unter Thomas Reis endeten remis, dass eine solche Nicht-Niederlagen-Serie am Ende nicht reichen würde, weiß jeder. Auch in dieser Woche habe man insbesondere an der „Kompaktheit“, einem Schlüsselwort in der Reis-Philosophie, gearbeitet. Aus einer aktiven Verteidigung heraus wolle man in Heidenheim Nadelstiche setzen.

Einer, der diese Nadelstiche in Zählbares verwandeln könnte, ist Tom Weilandt. Der Offensivspieler, zweitbester Torschütze der Vorsaison, wird mindestens wieder zum Kader zählen. „Tom könnte eine Option sein“, sagte Reis. Weilandt hat zuletzt beim 0:1 in Hamburg gespielt, Mitte August war das. Wegen einer Fußverletzung folgte eine mehrwöchige Zwangspause, seit über zwei Wochen aber ist er nun wieder im Mannschaftstraining.

Lee ist wohl erst gegen Karlsruhe eine echte Alternative

Noch nicht so weit ist Chung-Yong Lee. Zwar ließ Thomas Reis noch offen, ob Lee mit nach Heidenheim fährt, aber trotz „guter Fortschritte“ dürfte der Routinier wohl erst wieder nach der Länderspielpause, beim Heimspiel gegen den Karlsruher SC, eine Verstärkung für den VfL darstellen. Insofern hofft Reis, dass Lee nicht zur Nationalelf Südkoreas reisen muss, „das täte ihm gut“. Aktuell ist er „nur“ auf Abruf nominiert.

In der Startelf dürfte sich wenig ändern, offen sind wie zuletzt nur zwei der drei Positionen in der Dreier-Reihe hinter Silvere Ganvoula. Danny Blum wird nach seinen zuletzt guten Leistungen links auflaufen. Zentral und rechts heißen die Kandidaten Milos Pantovic und Simon Zoller, die gegen Darmstadt kaum Akzente setzen konnten, sowie Weilandt und Sebastian Maier. Immerhin: Linksverteidiger Danilo Soares, ein Schlüsselspieler, ist wieder zu 100 Prozent einsatzbereit.