Bochum. Heiko Herrlich legt Wert auf Präzision, nicht nur auf dem Rasen, sondern auch in der Wahl seiner Worte. „Ich will unbedingt gewinnen; ich möchte es nicht, und ich muss nicht, ich will.”

Mit diesen Worten ordnete der 37-Jährige gleichsam die Begegnung ein, die vermutlich die Weichen stellen wird in dieser Saison - mindestens für den VfL Bochum, vielleicht aber auch für den Gegner, den 1. FC Köln.

Im Fußball gibt es, anders als im Leben, kein Muss, will Herrlich damit sagen, sich aber auch nicht zufrieden geben mit einem schwach dahin gemurmelten und zurückhaltend formulierten bloßen Wunsch. Übrig bleibt das Wollen, direkt angrenzend an den Willen, auch als ultimative Aufforderung an sein Team, alles für dieses Ziel zu tun, was man nur tun kann.

Vom Kölner Tohuwabohu dieser Tage will Herrlich nichts hören, das lenkt nur ab. Wie stark oder schwach der FC mit oder ohne den am Freitag gesperrten Lukas Podolski ist, wer will das schon abschließend beurteilen? Und ob sich die Krisensitzungen um Herrlichs angeschlagenen Kollegen Zvonimir Soldo negativ oder positiv oder - dritte Variante - überhaupt nicht auf die Leistung der Kölner Mannschaft auswirken, auch dazu gibt es jede Menge Meinungen und Vermutungen, aber keinen Beleg.

"Ich will unbedingt gewinnen"

Was bleibt, ist auf sich selbst zu schauen, seine Hausaufgaben zu erledigen, das Gleichgewicht zu finden zwischen Leidenschaft und Coolness, zwischen Kopf und Bauch. Ein heißes Herz hilft wenig, wenn der Verstand aussetzt.

Personell hat Herrlich ein paar neue Pflöcke eingerammt. Dennis Grote (23), lange Zeit ein Pendler zwischen Rasen, Reservebank und Tribüne, sowie Roman Prokoph (24), der Kapitän der Regionalliga-Mannschaft, sollen ihre zweifellos vorhandenen läuferischen Fähigkeiten häufiger in der Bundesliga zur Geltung bringen. „Das könnte sehr gut sein”, antwortete Herrlich auf die Frage, ob Prokoph, der in Hamburg sein Profi-Debüt gegeben hatte, am Freitag beginnen werde. Noch unter Marcel Koller war der Berliner zwar im Training oben dabei, ging aber stets leer aus, wenn der nächste Spieltermin näher rückte.

Nun ist Prokoph drauf und dran Slawo Freier zu verdrängen, dessen Wirkungslosigkeit für einen offensiv orientierten und positionierten Spieler in der Tat bemerkenswert ist. Ein Tor in 38 Spielen, kaum Strafraumszenen, nur ganz wenige Assists - seit seiner Rückkehr nach Bochum ist Freier nicht viel geglückt.

Sogar für Joel Epalle wird es eng, denn Herrlich will die komplette „Hamburger” Defensive sicher beibehalten, inklusive der Doppelsechs Dabrowski/Pfertzel. Sollte er sich davor für Ono, Grote und Prokoph entscheiden, wäre nur noch ein Platz frei - für Stanislav Sestak. Zwar ist Diego Klimowicz wieder auf den Beinen, doch der Routinier dürfte nur dann spielen, wenn Köln der um sich greifenden Kritik zum Trotz erneut „tief steht”. Dann braucht es nämlich einen richtigen Center mit breitem Kreuz.

Personalien: Vier Spieler, Anthar Yahia, Zlatko Dedic, Philipp Bönig und Mimoun Azaouagh, stehen Heiko Herrlich am Freitag nicht zur Verfügung; und natürlich Nachwuchs-Profi Kevin Vogt, der nach erneutem Verletzungspech im Regionalliga-Team Spielpraxis sammeln soll - bereits am Sonntag in Essen.