Bochum. Das direkte Duell der beiden stark gefährdeten Klubs scheint für FC-Trainer Zvonimir Soldo die letzte Chance zu sein. Nach der Heimpleite gegen Hoffenheim steht er schwer unter Druck.
„Jeder Klub kann stolz darauf sein, Spieler wie Podolski in seinen Reihen zu haben.” Viel mehr mochte Heiko Herrlich zu den aktuellen Irrungen und Wirrungen rund um den 1. FC Köln nicht sagen. Dass der von ihm über den grünen Klee gelobte Lukas Podolski Herrlichs Mannschaft an diesem Freitag gar nicht weh tun können wird, weil er eine Sperre absitzen muss, löste jedoch keinerlei Glücksgefühle beim VfL-Trainer aus: „Dann kommt eben ein anderer starker Spieler.”
Beide Klubs, der VfL Bochum und der 1. FC Köln, befinden sich dort, wo niemand hin will – im Abstiegskampf. Mit dem Unterschied, dass die Bochumer bereits hinter sich haben, was den Kölnern im Fall einer weiteren Niederlage recht bald bevorsteht – die Auswechselung des Zampanos an der Seitenlinie. Zvonimir Soldo (42), als Trainer wie sein sozusagen eingewechselter Gegenüber Heiko Herrlich (37) Bundesliga-Neuling, ist nach dem 0:4 gegen Hoffenheim und erbärmlichen sieben Toren in 13 Liga-Spielen mächtig unter Beschuss geraten. Aber nicht nur er. „Einen Kader voller Ich-AGs einem Trainer-Novizen zu übergeben, der das Gegenteil eines Kommunikators ist, bedeutet auch das Versagen der sportlichen Leitung um Michael Meier”, schrieb unlängst der Kölner Stadt-Anzeiger.
In Köln wird wieder geklüngelt, negativ gewendet. Krisensitzungen jagen sich, Präsident Wolfgang Overath fühlte sich einmal mehr herausgefordert ein Machtwort zu sprechen, Spieler fallen übereinander her oder eben über den wortkargen Soldo, der nach dem Debakel gegen Hoffenheim immerhin nichts beschönigen wollte: „Das war desolat. Ich muss mich bei den Fans entschuldigen.” Manager Meier formulierte nach lautstarken Auseinandersetzungen zwischen Trainer und Spielern und entsprechenden Schlagzeilen sogar eilig ein Dementi: „Es gibt keine Revolte gegen Zvonimir Soldo.”
Die stille Hoffnung des VfL
In Bochum betrachtet man das interne Gemetzel am Rhein vermutlich mit gut verborgenem Vergnügen und in der stillen Hoffnung, die sich stets zu Höherem berufen fühlenden Kölner mit einem weiteren Sieg – nach dem 1:0 in Hamburg – zu überflügeln und damit endgültig und wohl für lange Zeit mit ins Boot der Abstiegskandidaten zu zerren. Gleichwohl bleibt ein gutes Stück Unsicherheit, denn man weiß im Fußball ja nie genau, wann sich ein hausinterner Krach verselbstständigt und wo das reinigende Gewitter beginnt.
Zumal Zvonimir Soldo („Nach einem Spiel wie gegen Hoffenheim kann man nicht einfach so weitermachen”) offenbar seine letzte Chance nutzen will und mit dem Gedanken spielt, seinen Intimfeind und größten Kritiker Milivoje Novakovic trotz Lukas Podolskis Sperre nicht zu berücksichtigen. In Köln wird darüber spekuliert, dass der bislang eher enttäuschende Manasseh Ishiaku (26) und die beiden Jungen Adil Chihi (21) und Taner Yalcin (19) die Kastanien aus dem Feuer holen und dem offensivschwachen Team in Bochum Leben einhauchen sollen.
Heiko Herrlich hat bereits personelle Konsequenzen gezogen und einigen der vorgeblich Etablierten gezeigt, wo es inzwischen lang geht beim VfL. Slawo Freier (30), einst unter Rudi Völler immerhin Nationalspieler, kickte letzte Woche mit dem Regionalliga-Team – erfolglos – gegen Trier, und auch auf Daniel Imhof (32) verzichtete Herrlich vor der Abreise nach Hamburg. Anstelle des Kanadiers fuhr Roman Prokoph (24), der Kapitän der Regionalliga-Mannschaft, mit. Der gebürtige Berliner wurde eingewechselt, machte seine Sache ordentlich und darf heute eventuell sogar beginnen – erstmals in der Bundesliga.