Köln/Bochum. . Die Top drei der Hinrunde hat zum Rückrunden-Auftakt der 2. Liga verloren. Es geht eng zu. Mittendrin: der VfL Bochum. Jetzt mit Simon Zoller.
Von möglicher Langeweile war die Rede vor dem letzten Spieltag des Jahres, doch nach dem 3:2-Triumph des VfL Bochum in Köln ist dieser Gedanke schon wieder Geschichte. Die Top drei der Hinrunde, neben Köln der Hamburger SV und Union Berlin, verlor ihr erstes Rückrunden-Spiel. Die Konsequenz: Der VfL Bochum überwintert zwar nur als Tabellenachter, doch das Feld davor ist noch enger zusammengerückt. Auch wenn der Rückstand auf Hamburg (zehn Punkte), Köln (9) und den Überraschungs-Dritten FC St. Pauli (7) recht deutlich klingt, scheint in den letzten 16 Partien vieles möglich zu sein. Für Bochum wie für Berlin, Kiel, Heidenheim, um nur einige zu nennen.
Das ist wichtig für die Stimmung in und um den VfL, denn die Richtung stimmt, und sie zeigt nach oben. Vor einem Jahr war das noch anders, Bochum bangte um den Klassenerhalt. Wie zwei Drittel der 2. Liga. Viele Spiele verliefen zwar auch in der laufenden Saison weiterhin eng, 17 der 18 Partien des VfL waren knapp und hart umkämpft, doch es gibt einen gewichtigen Unterschied zur Vorsaison.
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Fast bis zum Saisonende zitterte damals ein Dutzend Klubs im Kampf gegen den Abstieg. Diesmal ist die Lücke zwischen den ersten elf, zwölf Teams und dem Tabellenfünfzehnten Sandhausen beachtlich groß: Der SVS hat wie der MSV Duisburg auf Rang 16 erst 13 Zähler und damit nicht einmal die Hälfte des VfL (27). Abstiegskampf gibt es in der Rückrunde wohl nur für eine Handvoll Vereine. Bochum zählt gewiss nicht dazu.
VfL Bochum: Das Ziel bleibt die Top 25
„Wir wollen unter die Top 25 in Deutschland. Da ändert sich nichts dran, auch wenn jetzt natürlich wieder Euphorie aufkommt“, betonte Lukas Hinterseer, der mit zwei Toren maßgeblich zum Sieg in Köln beigetragen hatte und mit elf Saisontreffern einer der Garanten des VfL ist, dass man oben mitspielen kann. Dabei hatte er auch die 5000 Fans im Hinterkopf, die in Köln ein bierseliges Fest feierten (sofern sie Kölsch als Bier akzeptierten). „Deswegen ist vielleicht die Pause ganz gut. Jetzt kann jeder das Ganze reflektieren“, sagte Hinterseer.
Direkt nach der Rückkehr in Bochum, nach diesem Kraftakt am Freitagabend, nach diesem wilden Spiel mit geschenkten Toren und dem in den Vorwochen oft vermissten Matchglück für den VfL am Ende, durften die Bochumer Spieler und Trainer in den Urlaub fahren.
Und wenn sie sich wiedersehen am 7. Januar, werden sie einen neuen Kollegen begrüßen. Simon Zoller wechselte noch vor dem Heiligabend wie erwartet vom 1. FC Köln, wo er keine entscheidende Rolle mehr spielte, zum Liga-Konkurrenten ins Revier.
Der 27-Jährige, der flexibel einsetzbar ist als Flügelstürmer, Mittelstürmer oder hängende Spitze, erhielt einen Vertrag bis zum Sommer 2022. Über die finanziellen Modalitäten wurde wie gewohnt Stillschweigen vereinbart, der „Kölner Express“ nennt eine Ablösesumme in Höhe von rund 250.000 Euro, die sich im Aufstiegsfall verdoppeln würde. Als sicher gilt, dass Zoller in Bochum auf einen Teil seines bisherigen Gehalts verzichten muss.
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Was der Stürmer in Kauf nimmt, um in Wohnortnähe bleiben und zugleich auf mehr Einsatzzeiten zu kommen. In Köln spielte er in dieser Saison nur 64 Minuten. In Bochum ist Zoller mehr als nur eine Alternative, die der Offensive zu mehr Durchschlagskraft verhelfen soll. Zudem ist er ein Transfer mit Perspektive. Zoller ist mit 27 im besten Fußballalter, jünger als Konkurrenten wie Sidney Sam und Robbie Kruse (beide 30). Deren Verträge laufen im Sommer aus: Bochum rüstet sich für die folgenden Jahre.
Zoller erhöht beim VfL Bochum den Konkurrenzkampf
Der Neu-Bochumer erhöht aber auch kurzfristig den Konkurrenzkampf, der aufgrund der vielen Ausfälle zuletzt arg gelitten hat. Kehrt wie erhofft zunächst wenigstens Sebastian Maier zurück, hat Trainer Robin Dutt wieder eine größere Auswahl. Wobei zum Jahresauftakt am 29. Januar wie berichtet die Asien-Cup-Teilnehmer Chung-yong Lee (Südkorea) und Kruse (Australien) auszufallen drohen. Für Milos Pantovic (nach Kreuzbandverletzung) und Jannik Bandowski dürfte das Derby gegen den kriselnden MSV Duisburg zu früh kommen.
Sind alle an Bord, allen voran Lee und der als Gestalter verpflichtete Maier, darf man gespannt sein, wer für einen Zoller in guter Form Platz machen muss. Vor zwei, drei Wochen noch wäre sicherlich Sidney Sam der erste Gedanke gewesen. Doch der 30-Jährige steigerte sich, lieferte in Köln wieder ein enormes Laufpensum ab, bereitete einen Treffer vor und erzielte selbst ein Tor, sein zweites in dieser Saison. „Ich hoffe, dass der Knoten geplatzt ist“, freute sich Sam über seinen Aufwärtstrend.
Einen Stammspieler wird Dutt gegen Duisburg definitiv ersetzen müssen. Abwehrchef Tim Hoogland, der bisher keine Sekunde verpasst hat, handelte sich in Köln seine fünfte Gelbe Karte ein. Mit dem gegen Jhon Cordoba und Simon Terodde bärenstarken Patrick Fabian ist also auch gegen den MSV zu rechnen, an seiner Seite könnten Jan Gyamerah, Tom Baack oder auch Maxim Leitsch spielen. Wobei man erst abwarten muss, ob und wie stabil Linksverteidiger Leitsch seine Adduktoren-Problematik über den Jahreswechsel auskuriert hat.