Bochum. . Vor 20 Jahren feierte der VfL Bochum unvergessliche Abende im Uefa-Cup. Der damalige Kapitän Dariusz Wosz erinnert sich: „Wir waren geile Typen.
In einem Hobbykeller im Eifelörtchen Rivenich hängt ein altes Foto. Es zeigt die Stadionanzeige in der Amsterdam-Arena, auf der steht: „Ajax – Bochum 0:2“. Die Aufnahme dokumentiert den wohl größten Moment in der langen Geschichte des VfL Bochum, ein Zwischenergebnis im Achtelfinale des Uefa-Cups Ende November 1997. Das Foto erinnert seinen Besitzer Klaus Toppmöller, den Trainer des VfL vor zwanzig Jahren, an „eine wunderschöne Zeit. Wir waren wie eine Großfamilie.“ Lange ist es her, heute spielt der VfL in der Zweiten Liga gegen Klubs wie den SV Sandhausen.
„Wir waren so viele geile Typen“, erinnert sich der damalige Kapitän Dariusz Wosz. Dem Spielmacher fallen spontan Namen wie Angreifer Peter Közle, Defensivmann Thomas Stickroth, Torwart Uwe Gospodarek oder Abwehrspieler Torsten Kracht ein. Diese und weitere, zum Teil in anderen Klubs gescheiterte Profis holte Toppmöller nach Amtsantritt im Herbst 1994 nach Bochum. Für den Neuaufbau der Mannschaft sei er „auch kritisiert worden. Der VfL war jahrzehntelang eine Kampfmannschaft mit Hermann Gerland als Prototyp. Ich wollte mehr das spielerische Element reinbringen“, erinnert sich Toppmöller.
„Der goldrichtige Trainer. Er hat versucht, alle Spieler wie seine eigenen Kinder zu behandeln“, sagt Wosz. Wenn sie mal ein Bier mehr tranken oder rauchten, machte er daraus keine große Sache, so lang die Leistung auf dem Platz stimmte.
Bochum war nach einer Saison im Unterhaus 1996 souverän wieder aufgestiegen und 1997 in den Uefa-Cup eingezogen. Der VfL feierte „rauschende Ballnächte“, schrieb der Kicker. Nach einem 5:3 gegen die Türken von Trabzonspor (Hinspiel 1:2) fegte der VfL den FC Brügge nach einem 0:1 im Hinspiel mit 4:1 aus dem Ruhrstadion. Im Achtelfinale gegen die Stars von Ajax Amsterdam um Torwart Edwin van der Sar, Michael Laudrup, Sunday Oliseh und die Brüder Ronald und Frank de Boer legten Thomas Reis und Tomasz Waldoch ein 2:0 vor. „Tolles Spiel, tolles Stadion, tolle Atmosphäre“, erinnert sich Waldoch.
Trainer in Bochum - ein Traum
„Ich hab’ Hansi, unseren Betreuer, in die Kabine geschickt, den Fotoapparat zu holen, um ein Bild von der Anzeigetafel zu machen“, erzählt Toppmöller – Handys mit Foto-Funktion gab es damals noch nicht. „Als er wieder da war, stand es aber schon 2:2.“ Ajax dreht das Spiel und siegte am Ende 4:2.
Für Gospodarek war es einer der letzten Auftritte im Trikot des VfL. Der Keeper hatte sich in Halbzeit eins einen Muskelfaserriss zugezogen, biss aber die Zähne zusammen. „Das war falscher Ehrgeiz“, weiß Gospodarek heute. „Er kam in der Halbzeit humpelnd in die Kabine, nach dem Spiel hab’ ich ihn getröstet“, erinnert sich Toppmöller. Der 24-Jährige verlor durch die Verletzung seinen Stammplatz an Thomas Ernst und verließ den Verein im Sommer 1998.
Das Aus gegen Ajax bedeutete das Ende der „Erfolgswelle, auf der wir damals geritten sind“, sagt Gospodarek. „Das war eine ganz andere Qualität als heute.“ Es folgten Jahre in denen sich der VfL den Ruf einer „Fahrstuhlmannschaft“ erwarb. Und Toppmöller, der damals von einer Fotoagentur das Bild mit dem 2:0-Zwischenstand geschenkt bekam, wird fast ein wenig sentimental: „Es war ein Traum, in Bochum Trainer gewesen zu sein.“