Bochum. Das Fan-Gremium des VfL Bochum zieht die Notbremse und ruft die Anhänger des Vereins zur Einigkeit auf. Zuletzt war die Stimmung äußerst mäßig.

  • Verständnis für den stillen Protest der Ausgliederungsgegner, die die Osttribüne verlassen haben
  • Fan-Gremium beklagt unglaubliche Hasstiraden gegen die Ultras vor allem in den sozialen Medien
  • Absurder Wettbewerb darum, wer denn nun der „bessere“ oder „einzig wahre“ Fan sei

Das Fan-Gremium des VfL Bochum zieht die Notbremse. Angesichts einer Unzufriedenheit schürenden Melange aus Klub-Plänen zur weiteren Kommerzialisierung einerseits und sportlichem Misserfolg andererseits wächst die Angst vor dem Spaltpilz auf den Tribünen. Am Samstag beim 1:1 gegen Fürth herrschte von Beginn an eine sehr mäßige Stimmung im Ruhrstadion. Matthias Schneider ruft nun im Namen des elfköpfigen Gremiums zur Einigkeit auf. Überschrift: „Wir wollen und brauchen alle Fans.“

Stiller Protest der Ausgliederungsgegner soll akzeptiert werden

Das Fan-Gremium, dem neben sechs gewählten Fan-Vertretern auch Martin Volpers, der Fan-Abgesandte im Aufsichtsrat, zwei Mitarbeiter vom Fan-Projekt und die zwei Fanbeauftragten des Klubs angehören, ruft ausdrücklich dazu auf, den stillen Protest der Ausgliederungsgegner, die auf die Westtribüne umgezogen sind, zu akzeptieren. „Verständlich“, schreiben die Gremiumsmitglieder, sei es, dass die Ausgliederungsgegner „sich nun zurückgezogen haben, um einfach zu überlegen, wie es für sie als Gruppe und auch individuell weitergehen kann“.

Die inhaltliche Auseinandersetzung der Contra-Bewegung mit dem Thema Ausgliederung bewertet das Fan-Gremium im Rückblick als „konstruktiv, weitestgehend gelungen und fair“, ausgenommen „der unschöne Abgang in der Jahrhunderthalle“ nach der Abstimmungsniederlage. Dennoch gebe es „unglaubliche Hasstiraden gegen die gesamte Ultrabewegung vor allem in den sozialen Medien“. Eine kritische, im Kern aber an der Sache orientierte Diskussion sei so nicht mehr möglich.

Gehört auch dem Fan-Gremium an: Dirk Michalowski, langjähriger Fan-Betreuer des VfL Bochum.
Gehört auch dem Fan-Gremium an: Dirk Michalowski, langjähriger Fan-Betreuer des VfL Bochum. © INGO OTTO

Die Ultras am Ende womöglich ganz zu verlieren, das ist die Befürchtung des Gremiums, könnte dem VfL Bochum in großem Maße schaden. Das Ruhrstadion, versehen mit dem Lärmpegel eines Erholungsheimes, will wohl niemand, auch nicht das Ende einer Auseinandersetzung „mit Stil“.

Zuschauerzahlen sinken drastisch

Nur wenig mehr als 11000 Anhänger hatten am Samstag den Weg zum Stadion eingeschlagen. Wenn die Jacken dicker werden, das Klima frostiger und die Erfolge immer weniger, gerade dann braucht ein Verein wie der VfL Bochum, dessen Veranstaltungen so gar nichts von einem Event haben, jeden Mann, jede Frau und jeden Jugendlichen - vor allem aber die lauten, hartnäckigen und in ihrem Optimismus nicht so leicht zu erschütternden Zeitgenossen.

Einen absurden Wettbewerb, wer der bessere oder gar wahre Fan ist, könne niemand gewinnen, meint das Fan-Gremium und beschließt seine Stellungnahme damit: „Wir appellieren, wie schon seit Monaten, an alle Gruppierungen, einfach mal das Beschimpfen einzustellen und der anderen Meinung Raum zu geben. Wir wollen, dass der friedliche und tolle Support in der Ostkurve weiter erhalten bleiben wird.“