Bochum. Tim Hoogland ist mit 32 Jahren der älteste Profi im Kader des VfL Bochum. Er möchte sein Karriereende nicht in der 2. Bundesliga erleben.
Je länger die Rückrunde der Spielzeit 2016/17 fortschritt, umso größer war der Bogen, den Tim Hoogland an Mikrofonen, Kameras und Journalisten vorbei in Richtung Kabine machte. Bochums ältester Profi (32) war mit der Rolle seiner Mannschaft in der abgelaufenen Spielzeit selten zufrieden und wirkte zeitweise genervt. Und deshalb hat er auch noch vor dem letzten Spieltag gemeinsam mit Felix Bastians einen Gesprächstermin bei Sportvorstand Christian Hochstätter wahrgenommen. Auch mit den Gedanken im Hinterkopf, dass eine weitere Spielzeit wie die letzte einfach nicht mehr passieren darf. Erst im März hatte er seinen Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert und es spricht vieles darf der gebürtige Marler seine Karriere an der Castroper Straße beenden wird, am besten in der Bundesliga. Das versicherte er glaubhaft in seinem ersten Interview nach der selbst auferlegten Schweigezeit. Nach dem Trainingsauftakt des VfL fand der Routinier die Zeit zur Aufarbeitung der vergangenen Spielzeit und richtete den Blick nach vorn.
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Tim Hoogland, in der Rückrunde waren Sie äußerst schweigsam. Was war der Grund dafür?
Tim Hoogland: Nun, ich bin ein Spieler, der sehr viel Erfahrung hat und ich hatte das Gefühl, dass die letzte Spielzeit nicht so gelaufen ist, wie wir uns das vorgestellt haben. Zwischenzeitlich hat man ja durchaus erkennen können, welche Möglichkeiten im Team stecken, wenn viele positive Faktoren zusammenkommen. Natürlich hat uns auch das Verletzungspech einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber es gab auch viel Positives, was wir aufsaugen wollten. Auch deshalb hat Christian Hochstätter uns zum Saisonende zum Gespräch gebeten, um Vieles aufzuarbeiten und um es einfach besser zu machen.
Wie realistisch ist es denn, sich von Platz neun Richtung Aufstiegsränge zu bewegen?
Hoogland: Da bin ich sehr zuversichtlich, denn in der kommenden Spielzeit sehe ich etwa zehn Mannschaften auf einem gleichen Niveau spielen. Es wäre töricht und fatal, wenn wir an uns selbst nicht den Anspruch hätten, da oben mitzuspielen.
Aber letztlich ist doch der Ausfall von sechs Stammspielern über die vielen Monate eine Erklärung für die schwankenden Leistung in der vergangenen Spielzeit?
Hoogland: Zunächst einmal darf man das natürlich erwähnen und wir wären alle froh gewesen, wenn alle die gesamte Saison dabei gewesen wären. Aber um es ganz deutlich zu sagen und das ist auch das, was mich in der Rückrunde so wütend gemacht hat. Es ist und darf keine Ausrede oder Alibi sein für das, was wir phasenweise auf dem Platz abgeliefert haben. Das hat nicht einmal unbedingt etwas mit den Ergebnissen zu tun. Gerade im Ruhrgebiet ist es enorm wichtig, wie der Auftritt der Mannschaft zu den Fans herüberkommt. Wenn unsere Zuschauer zurecht das Gefühl hatten, es mangelte ein wenig an Laufbereitschaft und an dem unbedingten Kampfes- und Siegergen, dann darf das einfach nicht sein und dann ist das genau der Punkt, wo wir ansetzen müssen.
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Unsere Fans haben ein feines Gespür dafür, ob die Mannschaft richtig Gas gibt und ist dies auch nur in phasenweise zu spüren, dann ist unser Stadion gleich ein Hexenkessel. Reicht es dann am Ende nur zu einem Mittelfeldplatz, wird es uns verziehen. So aber bin ich wie unsere Anhänger der Meinung, dass wir in der letzten Saison unsere Möglichkeiten nicht gänzlich ausgeschöpft haben. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich nach den Spielen stets geschwiegen habe. Ich jedenfalls war mit der abgelaufenen Spielzeit überhaupt nicht zufrieden.
Bisher hat sich der Kader in der Sommerpause kaum verändert. Zwei Spieler sind gegangen, drei Neue gekommen. Wie sieht Ihre persönliche Einschätzung aus?
Hoogland: Nach anderthalb Trainingswochen sollte man mit der Beurteilung noch ein wenig zurückhaltend sein. Doch schon jetzt kann ich sagen, dass Christian Hochstätter Spieler gefunden hat, die uns echt weiterhelfen werden. Mit unseren beiden Angreifern sind wir im Sturm wesentlich flexibler und auch Peniel Mlapa und Johannes Wurtz, auf denen die ganze Verantwortung in der Offensive lag, werden davon profitieren. Der Druck verteilt sich auf mehrere Schultern. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Verpflichtung von den beiden für unseren Klub ein Glücksfall sind. Auch Daniel Soares, der im Aufstiegsjahr der Ingolstädter durchgespielt hat, wird uns enorm weiterhelfen.
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Als Routinier im Team sieht man bei Ihnen die ersten grauen Haare sprießen. Liegt das am vollzogenen Positionswechsel vom Mittelfeld in die Innenverteidigung und wo sehen Sie Ihre Zukunft im Team?
Hoogland: Dass mit den grauen Haaren stimmt, aber die sind nicht positionsbezogen. Aber ernsthaft, ich spiele die Position in der Innenverteidigung gerne und denke, dass ich das nach einer gewissen Eingewöhnungsphase ganz gut gemacht habe. Jetzt ist aber Patrick Fabian wieder da und der ist in der Innenverteidigung eine absolute Persönlichkeit, auf die wir kaum verzichten können. Wir freuen uns alle riesig über seine Rückkehr. Wer nach vier Kreuzbandoperationen sein Comeback feiert, der ist nicht zu ersetzen. Den kannst du immer reinschmeißen, der bringt immer seine Leistung. Ich bin jedenfalls bereit, auch wieder im Mittelfeld zu spielen. Momentan denke ich allerdings, dass der Verein mit mir eher in der Innenverteidigung plant, aber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich auch gerne auf der Sechser oder Achterposition spiele. Dafür bin ich immer offen.
Seit zehn Tagen ist es raus: Der VfL will in der Saison 2017/18 am Ende als Aufsteiger feststehen. Ist das eine realistische Erwartungshaltung?
Hoogland: Absolut. Ich persönlich habe mir für diese Saison viel vorgenommen. Ich bin mit Mainz aufgestiegen. Ich weiß, wie das ist und wie sich das anfühlt. Mein absolutes Ziel ist es, noch einmal in die erste Bundesliga zu kommen. Ich bin jetzt 32 und wahrscheinlich ist es meine letzte Chance. Es geht ja auch um viel Geld. Darüber sollten sich alle Gedanken machen. Ich bin nicht nach Bochum gekommen, um im Mittelmaß zu spielen. Christian Hochstätter hat mir vor zwei Jahren den Weg aufgezeigt, den wir als Klub gehen wollen, jetzt ist die Zeit reif und gemeinsam mit Felix und den anderen werde ich vorweggehen.