Bochum. Wenn der VfL Bochum bei Union Berlin um die ersten Punkte des Jahres kämpft, ist die personelle Lage ähnlich angespannt wie vor der Winterpause.
- Vor dem Rückrunden-Auftakt in Berlin fehlen dem VfL fünf verletzte, gesperrte oder erkrankte Abwehrspieler
- Trainer Gertjan Verbeek nimmt als Alternative für die Defensive erstmals auch den A-Junior Moise Ngwisani mit
- Vitaly Janelt, Neuzugang aus Leipzig, muss sich noch eingewöhnen. Er gehört nicht zum Bochumer Aufgebot.
Wer gehofft hatte, mit dem neuen Jahr werde auch neues Glück beim VfL Bochum einziehen, scheint sich getäuscht zu haben. Vor dem Zweitliga-Auftakt in Berlin am heutigen Freitag ist die personelle Lage keinen Deut besser als vor der Winterpause.
Eigentlich hatte man erwartet, dass der Wechsel von Gökhan Gül nach Düsseldorf angesichts zahlreicher Alternativen in der Defensive gut zu verkraften sein werde. Doch plötzlich ist es wieder eng, sehr eng geworden in den hinteren Reihen. Zwar hat sich Kapitän Patrick Fabian schnell wieder eingefunden in den Spielbetrieb, aber mit Stefano Celozzi, dem erkrankten Jan Gyamerah, Pawel Dawidowicz, Maxim Leitsch und dem für zwei Spiele gesperrten Timo Perthel fehlen momentan nicht weniger als fünf Abwehrspieler.
Verbeek: Müssen agieren anstatt zu reagieren
Alternativen sind praktisch nicht mehr vorhanden. Rechts müsste wohl noch einmal, falls Tim Hoogland etwas passiert, Russell Canouse einspringen, links wäre in diesem Fall Innenverteidiger Felix Bastians erster Kandidat, um für Nico Rieble nach außen zu rücken. Dann müsste allerdings Anthony Losilla, wie er das - mit Erfolg - schon einmal getan hat - zurück rücken ins Abwehrzentrum. Oder der junge Moise Ngwisani, der seit geraumer Zeit regelmäßiger Gast beim Profitraining ist, gibt den linken Außenverteidiger. Ngwisani (18) ist im Sommer 2016 aus Heidenheim zum VfL gewechselt und spielt derzeit noch für die U19. Er ist im Berlin-Aufgebot des VfL die Nummer 18. Nicht zur Bochumer Reisegruppe gehört damit Vitaly Janelt. Der ehemalige Leipziger muss sich noch ein wenig eingewöhnen.
Hype um Polter bei Union Berlin
Der Hauptstadt-Hype um den neuen, alten Mann in der Sturmspitze war Jens Keller schließlich doch etwas zu viel. „Es ist mir wichtig, dass nicht alles auf ihn abzielt“, sagte der Trainer von Union Berlin und meinte damit seinen neuen Stürmer Sebastian Polter.
1,6 Millionen Euro haben die Berliner für den Rückkehrer aus England, der Collin Quaner - ging den umgekehrten Weg - ersetzen soll, hingeblättert. Seitdem steht Polter, ein Angreifer, der besonders von seiner starken Physis lebt, im Scheinwerferlicht. Für Union war es eine Rekordsumme, nie zuvor hatten die „Eisernen“ so viel Geld in die Hand genommen, um einen Spieler frei zu bekommen.
Dass - neben Quaner - andere langjährige Spieler den Klub verließen, ging ein wenig unter im Polter-Trubel. Den Westfalen Sören Brandy zog es zu Arminia Bielefeld, Christopher Quiring spielt künftig eine Etage tiefer für Hansa Rostock, Christopher Lenz wurde zu Holstein Kiel ausgeliehen. Der zuvor recht üppige Kader der Berliner wurde damit ein wenig reduziert, die Ziele beeinflusst das allerdings nicht. „Wir möchten besser sein als in der Hinrunde“, sagt Keller, der 32 Zähler anpeilt in den kommenden Monaten, der aber gegen den VfL auf den gesperrten Stephan Fürstner verzichten muss. Ebenfalls fehlen werden Fabian Schönheim, Benjamin Kessel, Maximilian Thiel und Dennis Daube.
Felix Kroos, dem defensiven Mittelfeld-Spieler, raubt das nicht den Optimismus: „Ich erwarte drei Punkte gegen Bochum.“ (ecki)
Zwar nicht in der Defensive, aber etwas weiter vorne hätten sich die Bochumer bekanntlich sehr gerne verstärkt in der Winterpause. Doch „das ist uns nicht gelungen, wir haben keine 1,6 Millionen Euro“, sagte VfL-Trainer Gertjan Verbeek. Eine Anspielung auf den heutigen Gegner und Gastgeber Union Berlin. Die Berliner haben ja für Angreifer Sebastian Polter, den sie aus England zurückholten, exakt diese Summe auf den Tisch gelegt. Man kann aber nicht alles gleichzeitig machen in Bochum, wo man demnächst Infrastruktur-Maßnahmen vorantreiben will, wie Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis im WAZ-Interview sagte, und Geld in die Hand nimmt für eine bessere Toilettensituation, Flutlicht, Umkleiden und weitere Vorhaben - ohne dabei neue Schulden zu machen.
Unabhängig von den personellen Rückschlägen hat Gertjan Verbeek zuletzt deutlich formuliert, dass er eine andere Haltung von seiner Mannschaft erwartet als die, die bei der missglückten Generalprobe in Münster zu besichtigen war. „Dass unsere Philosophie auf dem Platz zu sehen ist und wir agieren anstatt zu reagieren“, diesen Anspruch hat der VfL-Trainer - allerdings nicht zum ersten Mal - seinen Spielern unmissverständlich klar gemacht.