Bochum. Hans-Peter Villis hofft auf den Aufschwung des VfL. Bei der Ausgliederung der Profi-Abteilung will er nicht gegen die Mitglieder entscheiden.
- Hans-Peter Villis hofft auf den sportlichen Aufschwung und eine ähnliche Platzierung wie in der vergangenen Saison
- Der geplanten Ausgliederung der Profi-Abteilung muss in Bochum keine Satzungsänderung vorausgehen
- Der Aufsichtsrats-Chef des VfL will aber auf keinen Fall gegen die Mehrheit der Mitglieder entscheiden
Am Freitag startet der VfL Bochum mit dem Auswärtsspiel bei Union Berlin in die Rückrunde. Über seine Eindrücke, Erwartungen und über die Vorhaben des Klubs sprach Hans-Peter Villis, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, mit Michael Eckardt und Ralf Ritter.
Herr Villis, Sie haben sich einige Vorbereitungsspiele angeguckt, auch das gegen Preußen Münster. Mit welchen Gefühlen haben Sie Münster anschließend verlassen?
Hans-Peter Villis: Es war ein gebrauchter Nachmittag. Für alle Spieler war es die Chance, sich aufzudrängen, deshalb hatte ich mehr erwartet. Ich war enttäuscht. Aber eigentlich ist dazu alles von unserem Trainer gesagt worden.
Was erwarten sie jetzt in der Liga?
Villis: Trotz der verpatzten Generalprobe habe ich ein gutes Gefühl. Besonders in den Heimspielen haben wir ja bereits gezeigt, dass wir in der Lage sind, gegen die Besten erfolgreich zu sein. Ich bin mir sicher, dass es gelingt, uns sportlich zu stabilisieren.
Was heißt das, bezogen auf die Platzierung in dieser Saison?
Villis: Ich würde mich freuen, wenn wir noch in der Region der vergangenen Saison landen könnten. Wobei es nicht nur um eine Punktzahl geht, sondern um den Gesamtprozess. Dazu gehört ja zum Beispiel auch die frühe Einbindung der U17- und U19-Spieler.
Wovon einer, Gökhan Gül, den Klub gerade nach vielen Jahren beim VfL verlassen hat. Spielte auch die Auflösung der U23 vor knapp zwei Jahren dabei eine Rolle?
Villis: Nein, solch ein Wechsel gehört letztlich zum Geschäft. Wenn ein Spieler unzufrieden ist, sollte man ihn irgendwann nicht mehr halten. Die U23 war auch für unsere jungen Spieler zuletzt nicht die Plattform, auf der sie sich zeigen konnten. Wir bereuen die Abmeldung der U23 überhaupt nicht.
Für die geplante Ausgliederung der Profiabteilung wäre es doch sicher hilfreich gewesen, wenn der VfL um den Aufstieg mitspielen würde. Man muss potenziellen Investoren ja einen Anreiz bieten.
Villis: Dass wir sportlich im Sommer so große Verluste hatten, wollten wir ja nicht. Lieber hätten wir Terodde, Terrazzino, Bulut und Haberer gehalten, aber das ging leider nicht. Es geht aber nicht nur um den Tabellenplatz und die Punktzahl. Neue Partner zu finden ist auch nicht abhängig von nur einer Saison. Vielmehr geht es doch darum, wie ambitioniert man in die Zukunft geht oder ob es ein gut geführtes Unternehmen ist, in das man investiert. Wir haben bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, sprechen demnächst mit den Fans und Mitgliedern, erläutern detailliert unsere Ansichten und schauen uns auch bei anderen Klubs um. Wir wollen einen Mehrwert definieren, den ein Investment mit sich bringt.
In den Bundesligen dominieren drei Gesellschaftsformen. Wir vermuten mal, dass eine GmbH für den VfL infrage kommt.
Villis: Darüber zu sprechen, wäre viel zu verfrüht. Erst wollen wir wie gesagt unsere Mitglieder informieren und dort auch über die unterschiedlichen Modelle diskutieren.
In anderen Klubs muss vor der Ausgliederung die Satzung geändert werden. Gilt das auch für den VfL Bochum?
Villis: Nein, die Satzung würde uns aktuell bereits eine Ausgliederung erlauben. Aber wir können und werden nicht gegen die Mehrheit der Mitglieder entscheiden. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir diese Angelegenheit transparent gestalten werden. Aber wenn die Mitglieder es nicht wollen, werden wir es nicht machen. Allerdings werden wir ihnen auch sagen, dass es ein enormer Wettbewerbsnachteil wäre, es nicht zu machen.
Wie schätzen Sie denn aktuell den Marktwert des VfL ein?
Villis: Das kann man nicht exakt bemessen. Letztlich ist es immer eine Frage der strategischen Partner, was für Werte für sie welche Rolle spielen. Aber dieser Frage widmen wir uns später, erst einmal müssen wir auf unsere Mitglieder zugehen. Wir haben auf der letzten Mitgliederversammlung kommuniziert, dass wir im Frühjahr zu ersten Informationsveranstaltungen einladen wollen. Wenn wir wissen, dass die Mitglieder unseren Plänen zustimmen, werden wir auf mögliche Partner zugehen.
Alle scheinen derzeit auf den Zug Ausgliederung aufzuspringen. Hätte man das nicht eher angehen müssen?
Villis: Wenn Sie für eine Braut werben, muss sie natürlich attraktiv sein. Wir mussten erst einmal die Spuren der Vergangenheit wettmachen. Und ein strategischer Partner investiert nicht nur ins Ist, sondern auch in die Zukunft. Wir haben klar definiert, wie die Vereinsphilosophie aussieht, welchen Fußball wir spielen und dass wir nach oben wollen. Davon rücken wir nicht ab.
Gibt es in Ihren Augen eine Art Vorbild in den deutschen Profiligen?
Das Modell Augsburg erscheint mir ganz gut.