Bochum. Der VfL Bochum hat Vertrauen in die Arbeit seiner Vorstände: Christian Hochstätter und Wilken Engelbracht erhielten einen neuen Vertrag, der bis Sommer 2020 gilt.
- Sportvorstand Hochstätter und Finanzvorstand Engelbracht binden sich weitere vier Jahre
- Aufsichtsrat beschließt dies einstimmig und setzt auf Kontinuität an der Spitze
- Auch Ratschef Hans-Peter Villis und seine Crew wollen sich im Oktober wiederwählen lassen
Der Aufsichtsrat tagte noch einmal am Montagabend, aber die Ampel stand ja wie berichtet längst auf Grün - und seit Mittwoch ist es nun amtlich. Der VfL Bochum hat die Verträge mit Sportvorstand Christian Hochstätter und mit dem kaufmännischen Vorstand Wilken Engelbracht vorzeitig verlängert. Beide Kontrakte laufen nun noch knapp vier Jahre bis zum Sommer 2020.
Offen war zuletzt nur noch die Dauer der ausgehandelten neuen Verträge. Hochstätters Vertrag wäre 2017 ausgelaufen, der von Engelbracht 2018. Aufgestockt wurde also um drei bzw. zwei weitere Jahre.
Hans-Peter Villis, der Aufsichtsratsvorsitzende, ließ die für den Verein wegweisende Botschaft über eine Pressemitteilung verkünden. „Christian Hochstätter und Wilken Engelbracht haben es mit dem gesamten Team geschafft, dass sich sowohl die sportliche als auch die wirtschaftliche Bilanz des VfL Bochum während ihrer Amtszeit verbessert haben“, erklärte Villis den „einstimmigen Beschluss“ des Rates.
Der Nachfolger von Schwenken beim VfL Bochum
Engelbracht kam im Sommer 2014 als Nachfolger des langjährigen Finanzvorstandes Ansgar Schwenken, als ein Neuling im Fußballgeschäft. Bei seinem ersten großen Auftritt bei der Mitgliederversammlung 2014 zeichnete er ein düsteres Bild („Hier ist alles auf Kante genäht“), ein Jahr später war der redegewandte Engelbracht weitaus optimistischer. So hatte der Verein 2015 die Lizenz ohne Bedingungen erhalten und musste nicht, wie in den Jahren zuvor, Sponsorengelder vorziehen. Allerdings gilt weiter die DFL-Auflage, Schulden abzubauen, bei der letzten Mitgliederversammlung lag die Nettoverschuldung bei 5,8 Millionen.
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„Engagierte Mitarbeiter, toller Verein, wunderschönes Wetter. Die Entscheidung fiel mir als Vorstand wirklich nicht schwer“, teilte der 43-Jährige offenbar gut gelaunt mit.
Bevor sein Kollege Hochstätter (52) zum VfL kam, war Trainer Peter Neururer schon da. Hans-Peter Villis hatte ihn zurückgeholt, als Coach Karsten Neitzel und Sportvorstand Jens Todt gehen mussten. Dem VfL drohte der Sturz in die 3. Liga im Frühling 2013. Neururer feierte vier Siege in Serie, wurde gefeiert - und blieb. Zunächst in Eintracht mit Rat und Vorstand.
Bei seiner ersten großen Amtshandlung zeigte Hochstätter dann, was ihn wohl am meisten auszeichnet: Er gilt als kompromissloser Verhandlungspartner zum Wohle des Klubs. Deutlich über fünf Millionen Euro wird Schalke 04 die Verpflichtung von Leon Goretzka kosten, sein Wechsel war der Paukenschlag des Sommers 2013. Nach einem schwachen Jahr (Platz 15) gab es einen großen Umbruch im Kader, bei dem Hochstätter seine bisher beste Verpflichtung gelang: Simon Terodde kam. Zum Nulltarif. In diesem Sommer musste der VfL ihn dann ziehen lassen nach Stuttgart - Gewinn: rund drei Millionen. Auch der Deal mit Michael Gregoritsch 2015 (aus Hoffenheim geholt, zum HSV verkauft) bescherte dem Klub einen Millionen-Überschuss.
In die Offensive mit VfL-Trainer Verbeek
Misstöne gab es aber auch: Im Dezember 2014 folgte die Trennung im Streit mit Neururer. Hochstätter verpflichtete Gertjan Verbeek. Der Niederländer führte einen offensiven Spielstil ein, der bei den Fans gut ankommt, und er treibt mit Hochstätter die Entwicklung des Klubs voran: mit verbesserter Infrastruktur, mit mehr Spezialtrainern etwa.
Die sportlichen Zahlen: Der VfL landete nach Rang elf 2014/15 zuletzt auf Platz 5. Anders als erhofft verließen neben Terodde weitere Stammkräfte den Klub (Bulut, Terrazzino), in der Offensive stellte sich der VfL nun wieder neu auf, ist nach vier Spielen Tabellenelfter.
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Im Verein und insbesondere an der Spitze dagegen soll Konstanz herrschen. „Um dauerhaft erfolgreich zu sein, das zeigen die Beispiele anderer Vereine, sind Punkte wie Kontinuität und Solidität sehr wichtig“, erklärte Villis.
Hochstätter sagt: „Wir haben gemeinsam mit dem Aufsichtsrat einen vielschichtigen Entwicklungsprozess angestoßen, der ein wenig Zeit braucht, von dem wir aber überzeugt sind, dass er den VfL Bochum zukünftig noch wettbewerbsfähiger und erfolgreicher macht.“ So hat der Vorstand die nicht unumstrittene Auflösung der U23 nach der Saison 2014/15 beschlossen und eine frühere Integration der Jugendlichen bei den Profis, begleitet von ihren A- und B-Jugendtrainern, eingeführt. Die Nachwuchsarbeit ist ein Schwerpunkt.
Und das Konzept soll, das betont Clubchef Villis immer wieder, in die 1. Bundesliga führen - sicherlich in der Ära des Vorstandes und Aufsichtsrates. Denn der Rat, dem Villis seit 2012 vorsteht, will sich bei der Mitgliederversammlung im Oktober ebenfalls wiederwählen lassen.