„Es bringt nichts, Rekorde zu brechen“, sagt Patrick Fabian. Drei Monate nach seinem vierten Kreuzbandriss arbeitet der Kapitän des VfL Bochum an seinem Comeback.

  • Gut drei Monate nach seinem vierten Kreuzbandriss ist Patrick Fabian auf einem guten Weg
  • Der Kapitän des VfL Bochum will sich aber nicht unter Zeitdruck setzen
  • Ziel ist es, im November wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen

Es ist heiß im Trainingsraum des Gesundheitszentrums Reha Pro Med. Physiotherapeut Ali Chaaban passt den Ball ein paar Meter weit in den Rücken des Fußballprofis. Der Kapitän des VfL Bochum dreht sich um 180 Grad, schießt sanft zurück. Erst mit rechts, dann mit links. „Ja, super“, ruft Chaaban. Alltag für Patrick Fabian.

Nächste Woche zurück auf den Rasen

Es ist ein mühsamer Weg zurück ins Mannschaftstraining des Zweitligisten, aber immerhin: Die Hälfte der Strecke dürfte er geschafft haben. „Es sieht gut aus, kleinere Wehwehchen gehören dazu“, sagt Fabian zufrieden.

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Der 28-Jährige ist im Zeitplan, in der kommenden Woche will er mit Chaaban und seinem Kumpel Philipp auf den Rasen zurückkehren, zum Aufbautraining mit Ball. Wer den Ball vor Augen hat, erklären die Experten, vergisst die Probleme im Knie. Eine Kopfsache, eine Frage der Mentalität. Wie so vieles in dem Genesungsprozess.

So behutsam wie zielstrebig, sagt Fabian, will er sich zurückkämpfen, das ist ihm wichtig: „Es bringt nichts, Rekorde zu brechen. Bei allem Enthusiasmus und Ehrgeiz muss ich immer das richtige Maß zwischen Belastung und Erholung finden“, sagt der gebürtige Hagener. „Ich kann das mittlerweile sehr gut steuern und einschätzen, ob ein Schmerz normal ist oder ob man genauer hingucken muss.“

Er spricht ja aus Erfahrung. 31. März 2011. 25. Januar 2012. 22. Juli 2012. 18. April 2016. Er könnte diese Daten im Halbschlaf fehlerfrei herunterrasseln. Es sind die Tage, an denen sein Kreuzband riss. Dreimal im rechten Knie. Beim Spiel des VfL beim FC St. Pauli vor gut drei Monaten hielt das linke Kreuzband nicht stand. „Natürlich war das ein Schock“, sagt Fabian. Aber er hat gelernt, damit umzugehen.

Ein eingespieltes Team

Nach dem dritten Kreuzbandriss nahm er sich die Zeit, die sein Knie benötigt. Mit neuem Team. Mit Dr. Alexander Rosenthal als Operateur. Mit Ali Chaaban als seinem Aufbaucoach. „Wir sind ein eingespieltes Team, Vertrauen ist wichtig“, sagt der studierte Fußballer.

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Es lief gut beim letzten Mal. Acht Monate nach der vorletzten OP bestritt er sein erstes Spiel für den VfL II - es folgte der steile Aufstieg. Nach der Sommervorbereitung 2013 lief Fabian erstmals als Stammspieler in der Innenverteidigung auf, fast drei Jahre oder 90 Zweitliga-Spiele ließen drei Kreuzbandrisse fast vergessen. Der eloquente Profi stieg zum Kapitän auf. Das dreimal operierte rechte Kreuzband hielt dem Druck bis heute stand - jetzt riss das linke.

Es war ein besonders bitterer Rückschlag, „weil es sportlich richtig viel Spaß machte, die Stimmung gut war. Ich habe mir selbst so viel vorgenommen, auch mit der Mannschaft. Ich hatte das Gefühl, dass einem da irgendwer auf einmal einen Knüppel zwischen die Beine wirft.“

Gedanken an ein Karriere-Ende aber hegte er nicht, auch wenn Fabian mittlerweile seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Fern-Uni Hagen gemeistert hat und sich mit viel Disziplin ein zweites Standbein aufbaut - für die Zeit danach. Er will wieder spielen. Bald.

Zumindest in der Reha arbeitet Patrick Fabian schon wieder mit dem Ball.
Zumindest in der Reha arbeitet Patrick Fabian schon wieder mit dem Ball. © Ingo Otto

Familie, Freundin, Freunde unterstützen ihn, auch die Mannschaft mit einer T-Shirt-Aktion, die Fans mit Bannern beim letzten Heimspiel gegen den KSC. „Da wäre ich am liebsten sofort auf den Platz gegangen, um etwas zurückzugeben, egal wie“, sagt Fabian.

Jammern und Hadern helfen nicht

Sie alle machten ihm aber nur zusätzlich Mut: Fabian ist stark genug, dass er auch ohne Hilfe von außen wieder aufgestanden wäre. „Letztlich muss man eine solche Zeit auch alleine gehen“, sagt er. „Wenn man selbst ständig jammert und hadert, kann einem keiner helfen.“

Fabian jammert nicht. Dabei waren diesmal auch Außen- und Innenmeniskus beschädigt, der äußere musste genäht werden, deshalb konnte er die ersten Wochen nach der OP nichts tun, gar nichts. „Die schlimmste Zeit“ nennt er diese Phase des Herumliegens. Eine Zeit, die nervt. Sie ist vorbei.

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Um 10 Uhr täglich trifft Fabian im Haus der Viktoriaklinik ein, bei Reha Pro Med in Etage eins lockert der Pyhsio seine Muskulatur, danach geht es an die Geräte: zur aktiven Kräftigung der Beinmuskulatur, von Oberkörper, Rumpf. Ein muskulärer Neuaufbau.

Der Ball kommt schon oft ins Spiel

Viele koordinative Übungen stehen an, dazu Sprünge, Ausdauertraining; und der Ball kommt immer häufiger ins Spiel, auf dem Rasen verstärkt. Schließlich sind Fabians neue Fußballschuhe eingetroffen, „da gibt es keine Ausreden mehr“, sagt Chaaban schmunzelnd - auch er ist heiß aufs Grün im Freien.

Drei bis dreieinhalb Stunden ist Fabian sportlich beschäftigt jeden Tag. Sein Fahrplan: Im November will er ins Mannschaftstraining zurückkehren. Wobei er immer wieder betont, sich nicht unter Zeitdruck zu setzen.

Klappt es, kehrt er vielleicht zum Rückrunden-Start 2017, Ende Januar bei Union Berlin, in die 2. Liga zurück. Es würde passen: In Köpenick feierte Fabian sein Pflichtspiel-Comeback nach seinem dritten Kreuzbandriss. „Als ich den Spielplan sah“, sagt der Kapitän, „musste ich ein bisschen schmunzeln.“

Damals gewann Bochum bei den Eisernen mit 2:1.

Auch das: macht Mut.