Heidenheim. . Sportvorstand Christian Hochstätter vom VfL Bochum spricht nach dem Sieg in Heidenheim von einem Neuanfang - zumindest in der Offensive.
Neuanfang. Christian Hochstätter nahm dieses Wort in den Mund kurz nach der starken Leistung zum Saisonabschluss, nach dem 4:2 beim FC Heidenheim. Ein Wort, das eigentlich so schnell nicht wieder zum Sprachschatz beim VfL Bochum gehören sollte. Doch ein Neuanfang, „zumindest in der Offensive“, sagte der Sportvorstand, wird nötig sein nach dieser Saison, die der VfL auf Platz fünf beendete. Einem Rang, „mit dem wir zufrieden sein können“, sagte Trainer Gertjan Verbeek. Nach einer ordentlichen Saison, „die nicht perfekt war, sonst wären wir aufgestiegen“, sagte Hochstätter. „Mit der Entwicklung aber bin ich zufrieden.“ Rang fünf sei nun die Basis, mehr Konstanz sei nötig, um (noch) weiter vorne anzugreifen.
Stamm-Offensive verlässt den VfL
Mit vielen neuen Gesichtern. Denn der VfL steht erneut vor einem Umbruch. Als eine Art „Aufbruchsaison“ wertete Hochstätter die abgelaufende Spielzeit zwar auch, weil „wir fast alles umgekrempelt haben, was auch mit Egoismen einherging“. Doch „Erfolg“, so Hochstätter, „weckt Begehrlichkeiten.“ Sieben Spieler wurden bereits verabschiedet. Neben Torwart Andreas Luthe, Jan Simunek, David Niepsuj und Nando Rafael auch drei, die oft und auch beim erfrischenden Auftritt in Heidenheim zur Startelf zählten: Malcom Cacutalua, Marco Terrazzino, Janik Haberer. Hinzu kommt Onur Bulut. Schon am Dienstag soll er beim SC Freiburg die medizinische Untersuchung absolvieren. Der laufstarke Bulut ist seit 2008 beim VfL Bochum, unter Gertjan Verbeek stieg er in dieser Saison zur Stammkraft auf der rechten offensiven Seite auf. Immerhin dürfte der VfL eine siebesnstellige Ablösesesumme für sein Talent kassieren, dessen Vertrag bis 2017 gilt.
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So wie Simon Terodde. Der Stürmer zeigte auch in Heidenheim seinen immensen Wert für die Mannschaft. Drei Tore erzielte er selbst, darunter einen Elfmeter, nachdem er doch gegen Braunschweig zwei verschossen hatte. Höchstes Lob erhielt Terodde von Trainer Gertjan Verbeek, der - wie der Stürmer selbst - das Team um ihn nicht vergaß: „Torschützenkönig kann man nur werden, wenn die anderen zehn mitarbeiten, ihn bedienen. Simon hat die Tore überragend gemacht, das ist auch seine Qualität.“
Der 28-Jährige war erleichtert, stolz, glücklich, eine Mischung daraus. Er dankte nach seinem Ritt durch die Saison allen: Mitspielern, Trainer, Eltern, Familie. Er klang bei seinen Worten zu seiner Zukunft aber dennoch nach Abschied. Terodde bestätigte erstmals, dass es Interessenten gibt. Er werde sich Angebote anhören - und dann werde man sehen, was der Sommer bringt.
Damit bliebe von den Startelf-Spielern 2015/16 in der Offensive nur Thomas Eisfeld übrig. Hinzu kommen die oft eingewechselten Peniel Mlapa und Arvydas Novikovas. Als Neuzugang steht Tom Weilandt (24) aus Fürth fest.
Auch Felix Bastians vor dem Abgang?
Neuanfang also. „Nur“ vorne? Auch Felix Bastians, angesprochen auf Gerüchte um ihn (Bremen, HSV), verkniff sich ein klares Bekenntnis zum VfL. Wobei sich der Innenverteidiger, ähnlich wie Terodde, im allgemein allzu aufgeregten Fußballgeschäft stets diplomatisch geschickt ausdrückt. „Es wird immer viel geschrieben, nicht nur über mich, sondern auch über andere Spieler. Wir werden sehen, wer im Sommer noch da ist und dann können wir unsere neuen Ziele formulieren“, sagte der Innenverteidiger und sagte damit: praktisch nichts. Bis zur Winterpause fehlen wird definitiv sein Stammkollege Patrick Fabian (Kreuzbandriss). Zwei neue Innenverteidiger werden also ohnehin benötigt, ebenso back-ups für die gesetzten Außen Stefano Celozzi und Timo Perthel.
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Sportlich keine Rolle unter Verbeek spielen zudem Tobias Weis, Piotr Cwielong und Giliano Wijnaldum (alle Vertrag bis 2017).
Es gibt also jede Menge Lücken zu füllen möglichst bis zum Trainingsauftakt am 27. Juni. Lücken, die Talente alleine nicht schließen können. Dennoch zählt es zu den erfreulichen Aspekten des versöhnlichen Saisonausklangs nach der Durststrecke zuvor, dass zwei Nachwuchskräfte ihr Debüt feierten: Görkem Saglam (18) und Evangelos Pavlidis (17) wurden eingewechselt. Gökhan Gül (17/alle mit Profivertrag ausgestattet) saß ebenso auf der Bank wie Jan Gyamerah (20), der wohl einen neuen Kontrakt erhält. Verbeeks Blick voraus: „Es freut mich, dass heute zwei Jugendspieler bei den Profis debütiert haben. Das zeigt, dass der Weg, den wir einschlagen, erfolgreich ist.“