München. . Das 1:2 von München war für den VfL Bochum mehr als eine simple Niederlage. Trainer Gertjan Verbeek stellte die Einstellung seiner Spieler infrage.
Christian Hochstätter stapfte mit zusammengekniffenen Lippen und tiefen Zornesfalten im geröteten Gesicht durch die Mixed-Zone nach draußen an die bayerische Nachmittagssonne. Seine Mimik, ja seine ganze Haltung signalisierte nur eines: Lasst mich in Ruhe, sprecht mich bloß nicht an. Ein paar Minuten später watschte Gertjan Verbeek erstmals öffentlich seine Spieler ab. „Das ist die Einstellung. Wie gerne will man gewinnen, wie weit will man kommen?“, stellte Verbeek nach der 1:2-Niederlage beim TSV 1860 München eine rhetorische Frage, die tatsächlich eher Antwort war. Der VfL Bochum hatte nämlich, als die von Abstiegsangst geplagten und zunächst komplett mutlosen Münchener doch tatsächlich in der zweiten Halbzeit ihre im Fußball gelegentlich nützlichen Körper entdeckten, einfach aufgesteckt und den Gegner machen lassen.
„Kein Gegenpressing, zuviel Hacke-Spitze“, befand anschließend Felix Bastians. Eine treffende Analyse. Man ruhte sich aus auf der trügerischen Überlegenheit in der ersten Halbzeit, als die Gastgeber noch auf der Suche waren nach dem Mauseloch, in das sie sich verkriechen konnten. Dass Michael Gregoritsch im ersten Abschnitt neben seinem Treffer noch zwei weitere exzellente Chancen besaß, die er nicht zu nutzen vermochte, dass Simon Terodde der „Löwen“-Abwehr zweimal entwischen konnte, aber jeweils an Torhüter Vutus Eicher scheiterte, gehört ebenso zur Wahrheit dieses Spieles wie die derzeitige personelle Schwäche des VfL. Weder Adnan Zahirovic, der Bosnier war maßgeblich am 1:1 durch Wolf beteiligt, noch der junge Nicolas Abdat, er machte Kagelmacher in der 92. Minute den Weg zur Torauslinie und zur entscheidenden Flanke vor dem 2:1 durch Hain frei und verlor zuvor nahezu sämtliche Zweikämpfe, verfügen über Zweitliga-Format.
Die Offensivspieler des VfL Bochum tauchten ab
Eine andere Wahrheit aber ist, dass die Offensiv-Spieler nach dem Seitenwechsel abtauchten und weitgehend die Arbeit gegen Ball und Gegner einstellten. Stanislav Sestak, der sich den entscheidenden Ballverlust vor dem Ausgleichstreffer geleistet hatte, bekam dafür ordentlich was zu hören, und wer Simon Terodde auf seinem einsamen Weg zum Bus beobachtete, ahnte, dass auch der Toptorjäger der Zweiten Bundesliga, der von Verbeek häufig besonders „liebevoll“ unter Feuer genommen wird, nicht ungeschoren davongekommen war. Welche Folgen die sehr rustikale verbale Gangart des Holländers, der mit seiner Kritik die Spieler nur verbessern wolle, wie er stets beteuert, haben wird, bleibt abzuwarten.
Jedenfalls scheinen nicht alle mehr dem vorgegebenen Weg konsequent folgen zu wollen oder folgen zu können. Etliche Personalien sind offen, andere haben sich innerlich vielleicht bereits verabschiedet oder zweifeln gerade daran, ob sie am richtigen Platz sind; wieder andere sind, ohne dass jemand darüber gesprochen hat, bereits verabschiedet worden. Wer weiß, vielleicht wäre es ja in München zu einem bestimmten Zeitpunkt in der zweiten Halbzeit gar nicht so schlecht gewesen, einen Akteur wie Yusuke Tasaka zur Verfügung zu haben. Der Blick auf die Reservebank des VfL vermochte jedenfalls nicht zu erfreuen. Und daran wird sich angesichts der zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle in den verbliebenen Spielen dieser Saison auch nichts mehr grundlegend ändern.