Bochum. Die zweite Mannschaft wird abgemeldet, der VfL Bochum kalkuliert insgesamt mit 1,5 Millionen Euro weniger Kosten für die kommende Saison. Die Jugendabteilung steht vor weiteren Umstrukturierungen.
Schon im Herbst vergangenen Jahres sinnierte man beim VfL Bochum im stillen Büro über ein Ende der U23. Etliche Planungen, Kalkulationen und Diskussionen später steht fest: Die zweite Mannschaft ist bei dem Traditionsklub bald Geschichte.
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Nach dieser Saison, bestätigte der Zweitligist gestern, ist Schluss, die U23 wird vom Spielbetrieb abgemeldet. Vorstand und Aufsichtsrat trafen die Entscheidung einstimmig. Freuen dürften sich darüber Abstiegskonkurrenten wie die SG Wattenscheid 09 oder Schalkes U23, der erste Absteiger steht fest. Die U23 liegt aber ohnehin recht aussichtslos auf Abstiegsplatz 16.
Der Klub bezeichnet diesen Schritt als „sportlich und wirtschaftlich alternativlos“, so Sportvorstand Christian Hochstätter.
U23 kostet über eine Millionen pro Saison
Dass der VfL sparen muss, hat Engelbracht bereits auf der Jahreshauptversammlung den Mitgliedern drastisch vor Augen geführt („Hier ist alles auf Kante genäht“). Mit der Abmeldung der U23, die über eine Millionen Euro kostet pro Saison, sowie weiterer Maßnahmen im Dienstleistungsbereich (Versicherungen, Sicherheitsdienst u.a.) spare man „1,5 Millionen Euro pro Saison“, so Engelbracht. Das helfe dem VfL auch bei der Lizenzierung für die Zweitliga-Saison 2015/16 „enorm“.
Zum Beispiel bei der Konsolidierung, zum Beispiel beim Etat der Lizenzspielerabteilung, der von jetzt 7,3 Millionen Euro leicht erhöht werden soll. Ein Großteil des Geldes aber, betont der Klub, fließt in die Jugendarbeit. Ziel: „Maximal“ viele VfL-Talente sollen den Sprung ins Profiteam schaffen. In den letzten Jahren sei diese „Durchlässigkeit“, nennt Sportvorstand Christian Hochstätter einen „rein sportlichen Grund“ für das Ende der U23, vom Regionalligateam zu den Profis zu gering gewesen, „von den Torhütern abgesehen“. Mirkan Aydin zählte zuletzt zu den wenigen, die es über den Umweg U23 noch zu den Profis geschafft haben. Da die Partien oft zeitgleich zu den Spielen des Zweitliga-Teams angesetzt würden, entfalle oft auch der Sinn, dass Profis bei der Reserve Spielpraxis sammeln könnten.
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Unter dem Strich sollen künftig mehr Talente direkt von der Jugend zum Profi aufsteigen beim VfL, der sich als „Ausbildungsverein“ erster Klasse etablieren will. Dabei schwebt dem Klub eine „Umstrukturierung der gesamten Jugendabteilung“ vor, das Ende der U23 sei nur „ein erster Schritt“, so Hochstätter. Mit topausgebildeten Trainern, mit Spezialtrainern, mit einer durchgehenden „Spielphilosophie“ des Agierens statt Reagierens, wie sie Gertjan Verbeek bei den Profis eingeführt hat, soll die Abteilung zur „Marke“ werden.
Professionalisierung im A-Jugendbereich
Insbesondere die A-Junioren müssten „als Hochleistungsklasse“ stärker werden: „Hier müssen wir uns professionalisieren, das ist jetzt die letzte Stufe auf dem Weg zum Lizenzspieler“, sagt Hochstätter. In der U19, U23 und bei den Profis gebe es derzeit 70 Spieler, so der Vorstand. Weniger Quantität in drei Teams, mehr Qualität in zwei Teams: So könnte man das Aus für die U23 auch bezeichnen.
Für die Frauen- und Mädchenmannschaften, die man auch aus Kostengründen eigentlich abschaffen wollte (Volumen: 150 000 Euro/Jahr), werde der Verein gemäß des Mitgliedervotums „seinen Beitrag leisten“, so Engelbracht, die Lizenz für die 2. Liga ist beantragt. Es sei aber „noch offen, in welcher Form wir die Frauen- und Mädchenmannschaften weiterführen können“. Man sei in Gesprächen mit potenziellen Sponsoren.