San Pedro del Pinatar.. Zu Saisonbeginn hat er sein Profidebüt gegeben, auch jetzt - unter dem neuen Trainer Gertjan Verbeek - gehört der 20-Jährige Selim Gündüz zum möglichen A-Team des VfL Bochum.

„Selim, reinrücken. Selim, zurück.” Und Selim Gündüz rennt, das ist bei ihm ja immer Programm. Der Name des jungen Wilden vom VfL Bochum fällt oft beim ersten Testspiel im Trainingslager, beim vermeidbaren 0:1 gegen Cercle Brügge.

Raymond Librgets, der Co-Trainer, dirigiert Selim Gündüz, Timo Perthel und Kollegen ständig, damit sie schnellstmöglich lernen, die Räume zu schließen beim Pressing, beim Nach- und Einrücken im Aufbau. Gertjan Verbeek, der Chefcoach, hatte die Partie ja von der Tribüne aus verfolgt, um einen besseren Überblick über das Große und Ganze zu haben.

Von dort sah er einen Gündüz, der bereit ist, die Meter zu machen, die er machen soll und muss. Auch im Training. „Es ist hart und intensiv, aber auch hilfreich”, sagt der 20-Jährige. Auch die Video-Analysen nach dem Training, nach dem Spiel, würden ihm viel „bringen”: „Das ist bemerkenswert, wenn man sieht, was man für Fehler macht. Wo man stehen muss und wo man wirklich steht”, sagt der offensive Flügelspieler: „Ich denke, ich lerne hier sehr viel dazu.”

Viel dazugelernt hat er schon im letzten Jahr, unter Peter Neururer, dem er „dankbar” sei, dass er ihm die Chance zum Comeback gab. Für Neururer und die breite Masse der Öffentlichkeit war es ja ein Comeback wie aus heiterem Himmel. Gündüz sagt: „Ich bin ehrgeizig, das zeichnet mich aus.” Aufgeben - nicht sein Ding. Er will spielen. Viel zu trainieren „kommt mir entgegen”.

Gündüz' Rückkehr war nicht einfach

Zwei Kreuzbandrisse hat er bereits überstanden, 2012 und 2013 erwischte es das Talent jeweils zu Jahresbeginn im Training, im Januar und Februar. Mit Patrick Fabian, der gar drei Kreuzbandrisse weggesteckt hat und jetzt Führungsspieler ist, hat er sich ausgetauscht, Gündüz hat „immer daran geglaubt, dass ich es schaffe.” Doch seine Rückkehr war nicht einfach, Anfang 2014 zählte er zum Stamm - aber zwei Klassen tiefer, bei der U23. Gündüz empfahl sich dort mit guten Leistungen - und trumpfte in der letzten Sommervorbereitung groß auf.

Der Lohn: Zum Saisonstart gab er sein Debüt bei den Profis, beim 1:1 gegen Fürth - und er zeigte den Fans, was in ihm steckt. Ein Energiebündel ist er, er ständig Vollgas gibt. Dass seine Stärke zugleich auch noch seine Schwäche ist, das weiß er selbst: „Ich muss auch mal das Tempo rausnehmen, muss in manchen Situationen mehr Ruhe bewahren”, sagt Gündüz.

Vorerst aber hat er auch den neuen Trainer Gertjan Verbeek überzeugt: Gündüz zählte im ersten Spiel unter dem Niederländer, der seine Einzelkritik „nicht über die Medien” transportieren will („Das bespreche ich intern”), und im Training zur Startelf, zum A-Team.

Auch wenn er sicherlich vom Fehlen der verletzten Tobias Weis und Michael Gregoritsch profitiert, ist das eine Auszeichnung - Marco Terrazzino etwa hat er vorerst überholt. „Dieses Vertrauen tut gut”, sagt Gündüz, „aber darauf darf ich mich nicht ausruhen.”

Dynamik und Tempo-Dribbling

Auf acht Einsätze kommt er bisher, sieben Mal aber wurde er nur eingewechselt - es ist also Luft nach oben für den Wirbelwind, der von seinem Antritt, seiner Dynamik, seinem Tempo-Dribbling lebt, mit dem er auch mal Freistöße herausholt. Im Abschluss indes hapert es noch.

Auch gegen Brügge zeigte Gündüz in der ersten Halbzeit seine Bandbreite: Hervorragend legte er Simon Terodde, seinem Zimmerkollegen im Hotel Thalasia, mit forschem Antritt über seine rechte Seite die erste gute Chance im neuen Jahr auf - verlor aber auch mit unnötigen Annahmen statt direktem Spiel und Dribblings zu oft den Ball.

Im dritten Profijahr aber steht Gündüz, das ist Fakt, vor dem Durchbruch - und will sich natürlich auch empfehlen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Die Zeichen, dass das Talent aus dem eigenen Stall beim VfL bleiben wird, stehen nicht schlecht.