San Pedro del Pinatar. Im Interview spricht der Aufsichtsratsvorsitzende des VfL Bochum über Neu-Trainer Verbeek, Ex-Coach Neururer, Torwart Luthe und die Rückrunde.

Am Montag ist der Aufsichtsrats-Vorsitzende Hans-Peter Villis mit seiner Familie und Finanzvorstand Wilken Engelbracht im Trainingslager des VfL Bochum eingetroffen. Redakteur Ralf Ritter sprach mit Villis über den Trainerwechsel sowie die sportlichen und wirtschaftlichen Perspektiven des Zweitligisten.

Wie ist Ihr erster Eindruck vom neuen Trainer Gertjan Verbeek?

Hans-Peter Villis: Sehr positiv, er ist eine Persönlichkeit. Auf dem Platz ist er klar der Chef. Seine Botschaft, dass die Jungs kommunizieren müssen, gefällt mir sehr gut.

Sie haben der Mannschaft nach dem 0:3 in Ingolstadt den Charakter abgesprochen, Kapitän Luthe hat verbal zurückgeschossen, Neururer Luthe den Rücken gestärkt. Am Ende wurde Neururer entlassen mit der Begründung des „vereinsschädigenden Verhaltens”. Hätte man das nicht eleganter haben können?

Villis: Peter Neururer ist nicht entlassen, sondern freigestellt worden. Sein Vertrag läuft also noch. Vorstand und Aufsichtsrat haben die Lage diskutiert und eine gemeinsame Entscheidung getroffen. Es ging auch um Äußerungen und Verhaltensweisen von Herrn Neururer zuvor schon, die wir in der Summe als vereinsschädigend erachten. Mit Andreas Luthe hatte ich unter vier Augen gesprochen, das war geklärt. Dann hat Peter Neururer noch einmal nachgefasst.

Peter Neururer will gegen die Begründung seiner Freistellung anwaltlich vorgehen.

Auch interessant

Villis: Bis dato ist nichts eingetroffen. Wir haben uns die Begründung sehr gut überlegt.

Ist das Thema für Sie damit erledigt?

Villis: Ja. Wir treten nicht nach. Peter Neururer hat auch einen guten Job gemacht, hat den VfL vor dem Abstieg bewahrt, wir haben anderthalb Jahre vertrauensvoll zusammen gearbeitet. Dieses Vertrauen war jetzt nicht mehr vorhanden.

Und Andreas Luthe schweigt seitdem.

Villis: Das ist seine Entscheidung, die wir akzeptieren. Es gibt vom Verein keine Vorgabe, ihm den Mund zu verbieten.

Er warf Ihnen vor, zu weit weg von der Mannschaft zu sein, um sich ein Urteil erlauben zu dürfen. Hat er Recht?

Villis: Wir sind beide übereingekommen, nicht übereinander, sondern miteinander zu reden. Wir schauen jetzt nach vorne.

Der Aufsichtsrat hat den Vertrag mit Sportvorstand Christian Hochstätter bis 2017 verlängert, er holte Trainer Gertjan Verbeek. Was erhoffen Sie sich von dem neuen Bündnis?

Villis: Wir wollen zurück in die Erfolgsspur finden, mittelfristig aufsteigen. Ob uns das in zwei oder drei Jahren gelingt, ist nicht egal, steht aber an zweiter Stelle. Wir müssen jetzt mit dieser neuen Führungsstruktur die Weichen dafür stellen.

Geld schießt bekanntlich doch Tore. Gibt es Spielraum für Verstärkungen?

Villis: Wir haben vereinbart, dass wir mit diesem Kader in die Rückrunde gehen werden, dabei bleibt es. Den Rest wird man sehen. Wir haben betont, dass wir uns finanziell konsolidieren wollen. Das ist die Basis dafür, um oben angreifen zu können. Dafür hat der Vorstand einen Maßnahmenkatalog erstellt, wo wir sparen und wo wir Einnahmen generieren können. Der wird abgearbeitet.

So denkt Villis über die Zukunft der Bochumer U23 

Können Sie Beispiele nennen?

Villis: Wir haben uns zum Jahreswechsel von unserem Sicherheitsdienst getrennt, aus Kostengründen. Seit dem 1. Januar ist die Firma Klüh Security zuständig, wobei sie alle Miners-Mitarbeiter übernommen hat. Wir achten auf die soziale Komponente.

Die U23 kostet rund eine Million Euro pro Jahr. Steht ihre Auflösung auf der Spar-Agenda?

Villis: Grundsätzlich diskutieren wir über alles. Es gibt aber keine Priorität, die U23 aufzulösen.

Muss man sich angesichts eines Schuldenstands von etwa 7,5 Millionen Euro Sorgen um die Zahlungsfähigkeit des Klubs machen?

Villis: Nein. Wir haben Bankkredite und eine atmende Kontokorrentlinie. Das heißt, wir können leichte Schwankungen ausgleichen. Wir sind solide finanziert.

Muss der VfL Spieler verkaufen, um den Schuldenstand zu reduzieren?

Villis: Nein.

Erwarten Sie Probleme bei der nächsten Lizenzierung?

Villis: Wir setzen alles daran, die Lizenz zu bekommen. Dass bei uns vieles auf Kante genäht ist, heißt, dass wir nur ausgeben dürfen, was wir einnehmen. Daran halten wir uns.

Dann gibt es wohl keine Chance auf eine Etat-Erhöhung für den Lizenzspielerbereich, der zuletzt bei rund 7,3 Millionen Euro lag?

Villis: Doch, die gibt es. Das hängt aber davon ab, ob wir die eingesparten Ausgaben in den Lizenzkader stecken können.

Zu den Partnern zählen die Stadtwerke Bochum: mit 900000 Euro für die Namensrechte des Stadions (Vertrag bis 2016), 500000 Euro als Business-Partner (2015), 500000 für die VIP-Lounge, eigentliches Ende 2014…

Villis: Grundsätzlich werden Zahlen oder Vertragsinhalte nicht kommentiert. Stadtwerke und Politik haben signalisiert, dass sie den VfL weiter unterstützen werden. Wir sind in Gesprächen über ein Gesamtpaket, worin auch die rewirpower-Lounge enthalten ist. Bei den Namensrechten für das Stadion gibt es keinen Zeitdruck.