San Pedro del Pinatar. . Die Spieler des Bochumer Zweitligisten müssen sich beim neuen Trainer an einen anderen Stil und an viel Arbeit gewöhnen.
Es ist ruhig geworden im Hotel Mercure Thalasia an der spanischen Costa de Murcia, nichts ist mehr zu hören von den Fußball-Profis aus Holland, Belgien, Deutschland, die in San Pedro del Pinatar für ein paar Tage ihr Winterquartier bezogen haben. Es geht stramm auf Mitternacht zu, als zwei Männer mittleren Alters mit lockig-grauem Haar noch immer in der Lobby sitzen. Der PC ist aufgeklappt, ein Video vom Training des VfL Bochum läuft. Gertjan Verbeek (52), seit diesem Jahr der neue Cheftrainer des Fußball-Zweitligisten, und sein „Co“ Raymond Librgets (49) besprechen sich. Immer wieder.
Sie leben vor, was sie predigen. Einsatz. Herzblut. Disziplin. „Der Tag“, sagt Verbeek, der Akribische, „ist zu kurz.“
Deshalb arbeiten die Niederländer oft bis in die Nacht. „Im Trainingslager muss ich 24 Stunden für die Mannschaft da sein“, sagt Verbeek. Er guckt ernst, konzentriert, so sieht man ihn meistens. Sein Führungsstil? Im Training geht der 52-Jährige immer wieder dazwischen; korrigiert, lobt, tadelt. Autoritär im negativen Sinne ist er nicht. Aber prinzipientreu und klar in der Ansage: „Ich bin direkt, deutlich und weiß, was ich will“, meint der Schwarzgurt-Träger im Judo. „Ja ist Ja und Nein ist Nein.“ Sein Credo zielt auf das große Ganze, charakterlich und sportlich: auf „Solidarität und Kommunikation“ im Team, im Verein: „Alle müssen die gleiche Sprache sprechen.“ Im Idealfall: seine Sprache. Verbeek erklärt: „Ich will jedem Spieler helfen, besser zu werden. Dann wird auch die Mannschaft besser.“
„Es ist hart, aber es macht Spaß“
Intensiv ist sein Training zweifellos. „Es ist hart, aber es macht Spaß, weil immer der Ball im Spiel ist“, meint Innenverteidiger Felix Bastians. Das war vom ersten Tag an in Bochum schon so, wo die Profis jetzt auch über Mittag beisammen bleiben. Und das ist auch bei 20 Grad und blauem Himmel an Spaniens Mittelmeerküste nicht anders. Zwei 90-Minuten-Einheiten stehen täglich an, taktisch geprägt, hinzu kommen Video-Analysen – die zweite nach dem Abendessen. Um 20 Uhr.
Vier Wochen hat der kauzige Niederländer Zeit, dem auf Rang elf verharrenden Team eine „andere Philosophie“ einzuhauchen: „Ich liebe es, anzugreifen – mit Ball und ohne Ball.“ Pressen, Ball erobern, Chancen kreieren. In Nürnberg kam sein offensiver Stil gut an bei den Fans, erfolgreich war er am Ende nicht mehr, der Club trennte sich von Verbeek im April 2014, nach nur sechs Monaten. Und stieg ab. Kritiker warfen ihm vor, zu stur an seiner Philosophie festgehalten zu haben. Verbeek sieht das anders: „Wir waren auch am Ende dominant, haben nur unsere Chancen nicht genutzt.“
Zu einer attraktiven Nummer in Liga zwei und später in die Bundesliga führen soll das den VfL Bochum, an dieser Maxime halten alle VfL-Veranwortlichen fest. Dabei ist der Klub finanziell klamm, der Kader repräsentiert nur Zweitliga-Mittelmaß. Verbeek weiß aber, dass „man keine Zeit hat, nur etwas Neues aufzubauen, das muss einhergehen mit guten Resultaten“. Mit besseren als zuletzt unter Peter Neururer, dem im Dezember mit Theater-Donner geschassten Retter des Frühlings 2013. Sieben Trainer haben den VfL in den letzten sieben Jahren im Winter vorbereitet – in jedem Januar ein anderer. Konstanz ist das, was sich der Verein wieder einmal erhofft.
Simunek und Weis fallen lange aus
Dabei muss Verbeek vorerst mit den Spielern klarkommen, die er übernommen hat. Neu ist nur Felix Bastians, der sich nach der Trennnung von Hertha BSC Berlin zunächst bis Saisonende wieder beim VfL empfehlen will. Weitere Transfers will sich der VfL im teuren Winter nach aktuellem Stand nicht leisten. Dabei droht nach Innenverteidiger Jan Simunek (Hüft-OP) mit Mittelfeldmann Tobias Weis (Syndesmosebandriss) der zweite Leistungsträger bis zum Saisonende auszufallen.