Bochum. . Mit klaren Vorstellungen tritt der Niederländer Gertjan Verbeek als Trainer beim VfL Bochum an. Neue Spieler soll er im Winter aber nicht bekommen.
Zweimal habe er ihn getroffen nach der Trennung von Peter Neururer, sagte Sportvorstand Christian Hochstätter - und den Rest an Überzeugung, die ihm noch fehlte, holte er sich im Wald. Dort baut Gertjan Verbeek „mit eigenen Händen“, so Hochstätter voller Respekt, ein Holzhaus. Eines, das „fast fertig“ sei, wie der Holländer lächelnd anmerkt. Verbeek, der „Kreative“, der Anpacker, der zudem für einen offensiven Fußball steht und für harte Arbeit. „Da wusste ich“, sagte Hochstätter für seine Art fast schon euphorisch, „das ist unser Trainer.“ Vertraglich gebunden ist der erste Holländer und erst zweite Ausländer auf dem Trainerstuhl des VfL nach Marcel Koller bis Juni 2016; ebenso wie sein langjähriger Vertrauter, Co-Trainer Raimond Libregts (49). Frank Heinemanns Zukunft ist noch offen, er habe sich, so Hochstätter, „Bedenkzeit erbeten“.
Ein „harter Hund“ soll Verbeek angeblich sein, wie so viele niederländische Trainer, die „ihre klare Linie haben“, meint der Sportvorstand, dessen eigene vorzeitige Vertragsverlängerung bis Juni 2017 bei der Pressekonferenz gestern von Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis verkündet wurde. Man denkt an Huub Stevens, auch an Dick Advocaat, einst Hochstätters Coach in Mönchengladbach. „Wir haben ja auch einen Trainer gesucht, der seinen Weg geht und keinen, dem wir sagen müssen, welchen Weg er gehen soll“, erklärt Hochstätter die doch sehr zügig erfolgreiche Trainersuche. Was man auch so deuten kann: Erfahrung schlägt Experimente.
Verbeek will keine Transfers, sondern mit bestehendem Kader arbeiten
Zudem gab es, wie üblich bei einer Einigung, keine Meinungsdifferenzen in den Kernpunkten. Attraktiver soll die Mannschaft wieder spielen (Verbeek: „Fußball macht nur dann Spaß, wenn man den Ball hat“), erfolgreicher sowieso. Auch die Jugend, das betont der ruhig, sachlich, vor allem bestens vorbereitet und bestimmt wirkende neue Trainer, müsse und wolle er ständig mit im Blick haben beim VfL. Und mittelfristig, natürlich, bleibt der Aufstieg das große Ziel.
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Kurzfristig wird Verbeek dabei mit dem Personal auskommen müssen, das den VfL mit 23 Punkten auf Platz elf der 2. Liga gespielt hat in den ersten 19 Partien. Jedenfalls erklärte der Niederländer, „dass wir uns darauf verständigt haben, erstmal nichts zu tun im Winter. Wir wollen erstmal sehen, wie viel wir aus diesen Spielern herausholen können.“ Nach dem Kommen und Gehen in den letzten Jahren setze er auf mehr „Konstanz“. Felix Bastians, ab Januar spielberechtigt, ist also vorerst die einzige Verstärkung. Hochstätter zu Transfers im Winter: „Stand jetzt ist nichts geplant.“
Verbeek ist bereits auf Wohnungssuche
Dass Verbeek sich längst intensiv mit dem VfL beschäftigt hat, mit der jüngeren Vergangenheit und der nahen Zukunft, wurde nicht nur an diesem Punkt deutlich. In den ersten sechs, sieben Saisonpartien habe der VfL „gut gespielt“, dynamisch, offensiv, selbstbewusst. Dort will Verbeek die Mannschaft wieder hinführen. Physisch, so sein Eindruck von den Heimspielen gegen St. Pauli und Aue, die er im Stadion sah, sei die Mannschaft in einem guten Zustand. Selbstbewusstsein aber fehle ihr zurzeit. Mehr „mentale Stärke“ benötige sie, man müsse „mehr kommunizieren“, energischer attackieren - vielleicht auch: mehr investieren im Berufs-Alltag.
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Jedenfalls ist der 52-Jährige auf Wohunugssuche, weil er oft „lange arbeite“ und nicht stundenlang Zeit im Auto vertrödeln wolle bei der Heimreise. Eine Einstellung, die er auch von seinen Spielern erwartet: „Statt eine Stunde im Auto nach Hause zu fahren, kann man auch noch 45 Minuten trainieren.“
VERBEEKS KARRIERE IN KÜRZE - HOCHSTÄTTER BLEIBT BIS 2017
Gertjan Verbeek (52) spielte 285 Mal als Verteidiger für den SC Heerenveen und Heracles Almeo. Als Cheftrainer war er beim SC Heerenveen (2004 - 08) und AZ Alkmaar (2010 - 13) erfolgreich, holte mit Alkmaar den holländischen Pokal 2013, man trennte sich dennoch. Wenig Erfolg hatte er bei Feyenoord Rotterdam (2008/09) und in Nürnberg. Beim Club (Oktober 2013 - April 2014) ließ er stürmen und pressen, letztlich musste er nach acht Niederlagen in den letzten neun Spielen seinen Hut nehmen. „Das ist abgehakt“, sagte er.
Dass er langfristig mit Christian Hochstätter, dem Sportvorstand, zusammenarbeitet, ist (auch) der Wunsch des Aufsichtsrates. Der habe den Kontrakt mit Hochstätter nach „einstimmigen Beschluss“, so Chef Hans-Peter Villis, um zwei Jahre verlängert bis Juni 2017. Villis: „Er hat den Kader qualitativ weiterentwickelt und eine klare Vorstellung davon, wie der Fußball des VfL zukünftig aussehen soll.“