Ambivalente Stimmung beim VfL - Bochum fehlt die Balance
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Bochum. Eine sehr ambivalente, unentschiedene Stimmung herrschte im rewirpower-Stadion: Weis' Treffer gegen St. Pauli verhinderte einen Flächenbrand.
Dieses Tor, erzielt rund zehn Minuten vor dem Abpfiff, kann unter Umständen noch ganz viel wert sein für den VfL Bochum, auch wenn nach Tobias Weis’ Treffer zum 3:3 gegen den FC St. Pauli am Freitagabend eine sehr ambivalente, unentschiedene Stimmung herrschte auf den Tribünen des rewirpower-Stadions; eine Stimmung, die allerdings durchaus dem Ergebnis entsprach.
Das Tor der Leihgabe aus Hoffenheim wirkte jedenfalls wie ein Feuerlöscher, denn die Lunte der Wut glimmte bereits. Zu unansehnlich war der Fußball, den der VfL zuvor geboten hatte, zu weit entfernt auch einmal mehr von den Auftritten zu Saisonbeginn, als alle, die dem VfL die Daumen drücken, noch fest an eine positive Entwicklung glaubten - die eben nicht nur mit dem Tabellenstand zu tun hat, wie Aufsichtsrats-Chef Hans Peter Villis im Sky-Interview erklärte.
Dass diese glimmende Lunte keinen Flächenbrand entzündete, hängt aber auch mit der Einstellung der Spieler zusammen. Der nach wie vor unter enormem Druck stehende Trainer Peter Neururer sprach von „Charakter und Moral“, Sportvorstand Christian Hochstätter, der das Team nach der 0:3-Niederlage in Ingolstadt hart kritisierte hatte, sah nun, dass „die Mannschaft dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte“, und auch Hans-Peter Villis befand, dass man „nicht überragend Fußball gespielt, aber gekämpft“ habe.
Übrigens nicht zum ersten Mal. Weis’ Treffer zum 3:3 fiel in der 81. Minute, Stanislav Sestaks Tor zum 2:2-Ausgleich in Kaiserslautern in der 88. Minute, und gar Minute 90 wurde notiert, als Mikael Forssell im Heimspiel gegen Darmstadt das 1:1 erzielte. Insgesamt fünfmal gelang es den Bochumern in den bisherigen 16 Ligaspielen, nach einem Rückstand noch auszugleichen und damit, wenn auch jeweils nur einfach, zu punkten. Dass die Mannschaft dagegen nicht in der Lage ist, auf klare Rückstände Antworten zu finden, muss man ihr nicht vorwerfen. Zu denken gibt eher die Spielweise, die zu diesen klaren Rückständen führte. Fehlende Spannung muss nicht unbedingt fehlendem Willen entspringen, ist aber eben oft nicht mehr zu korrigieren.
Der Mannschaft fehlt auch augenscheinlich die richtige Balance. Weil die Bochumer Offensive in der vergangenen Saison mehr oder weniger nur auf dem Papier existierte, hat man im Sommer alles auf die Karte Angriff gesetzt. Selbst die Verpflichtung von Außenverteidiger Timo Perthel, der im Vorwärtsgang deutlich stärker ist als in der Rückwärtsbewegung, diente der Stärkung der Offensive, die aktuell dennoch häufig von der Tagesform Yusuke Tasakas abhängig ist. Am Freitag war von dem Japaner nichts zu sehen, dementsprechend schwer kam der VfL in die Gänge.
Und dass dann schließlich doch noch drei Tore für die Bochumer fielen, muss man wohl bei allem Verständnis für das Bemühen der Gastgeber auch der eklatanten Abwehrschwäche der Hamburger zuschreiben. Der FC St. Pauli, nach dem Unentschieden in Bochum nicht mehr Schlusslicht, hat mit Abstand die schwächste Abwehr der Liga.
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