Bochum. Die zweimonatige Durststrecke des VfL Bochum ist vorbei, dennoch wollte niemand das 4:0 gegen den VfR Aalen hochjubeln. Zu schwach war die Leistung der Bochumer vor allem in der ersten Halbzeit. Am Samstag in Ingolstadt wird der VfL eine höhere Hürde zu nehmen haben.
Gut zwei Monate währte die Durststrecke des VfL Bochum; zwei Monate ohne Siegesjubel können ganz schön ans Gemüt gehen, können Zweifel säen und Vertrauen zerstören. Wenn dann endlich wieder gewonnen wird, fragt man nicht lange nach dem wie, sondern greift zu, atmet durch und schweigt. So in etwa könnte man die emotionale Grundausrichtung der Bochumer nach dem 4:0-Erfolg gegen den VfR Aalen beschreiben. Einerseits. Andererseits waren die selbstkritischen Anmerkungen, die besonders die erste Halbzeit betrafen, nicht zu überhören. Und das ist auch gut so.
4:0, das sieht für jemanden, der nur diese Ergebnis vor Augen hat, nach Glanzstück aus, nach Fußball wie aus einem Guss, sogar ein bisschen nach Klassenunterschied - doch das alles gab es nicht zu sehen am Freitagabend. „Teilweise abenteuerlich in der Rückwärtsbewegung“, so beurteilte Patrick Fabian die gemeinsamen Bemühungen vor der Pause. Strukturell wirkten die Gäste in dieser Phase - nach ihrem unglücklichen Eigentor - sogar besser, kompakter, homogener. Vor allem der fehlenden individuellen Klasse der Aalener war es zu verdanken, dass die glückliche Führung des VfL Bestand hatte. VfR-Trainer Stefan Ruthenbeck, ein freundlicher, ja geradezu bescheidener Vertreter seiner Zunft, brachte dies, ohne die eigenen Spieler dabei abzuwerten, geschickt zum Ausdruck: „Der Unterschied war, dass die Bochumer die Qualität haben, ihre Möglichkeiten zu nutzen.“
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Sie hatten allerdings auch - einmal mehr - nicht die Qualität, den Spielfluss des Gegners entscheidend zu hemmen und Chancen zu verhindern.
Dass der VfL inzwischen nach Aufsteiger Heidenheim die meisten Tore aller Zweitligisten erzielt hat, ist sicherlich ein schöner Fortschritt im Rückblick auf die eher quälende Vergangenheit, aber eben unter dem Strich auch nur ein Teil der Kunst. Wer im oberen Tabellendrittel mitspielen will, für den darf die Null, die hinten stehen soll, keine Besonderheit sein. Und dieses zu Null ist, abgesehen vom Pokalsieg gegen Stuttgart, dem VfL am Freitag erstmals gelungen - dank des guten Andreas Luthe im Tor, aber auch dank besagter Aalener Schwächen.
Was optimistisch stimmt? Die Mannschaft vermag sich zu steigern, auch im Laufe eines Spiels. Zwar hätte es am Freitag auch in der zweiten Halbzeit noch einmal eng werden können für den VfL, wenn Aalens Arne Feick seine große Möglichkeit genutzt hätte, aber insgesamt wirkte das Team der Gastgeber nun wesentlich kompakter, kam besser in die Zweikämpfe, war deutlich wacher und dynamischer als zuvor.
Und hatte nun in der Vorwärtsbewegung die Räume, die man als Fußballer liebt. „Vielleicht war es mein Fehler, alles zu riskieren“, traute sich Ruthenbeck anschließend noch zu sagen und machte sich damit mitverantwortlich für die am Ende zu hohe Niederlage des Tabellen-Schlusslichts, das ja zuvor meistens nur ganz knapp den Kürzeren gezogen hatte, angesichts des Zwei-Tore-Rückstands aber diesmal alles auf eine Karte setzte in der Schlussphase.
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Der VfL wird umdenken müssen
Beim VfL Bochum wird man in den nächsten Tagen wieder umdenken müssen. Am Samstag steht die Partie beim Spitzenteam des FC Ingolstadt an, da wird man wohl eher aus einer defensiven Grundhaltung versuchen zu punkten, wie zuletzt in Kaiserslautern. Zwar haben sich die Bayern gerade beim Bundesliga-Absteiger in Nürnberg die erste Saisonniederlage eingehandelt, dennoch scheinen die jahrelangen Zuwendungen des Automobilunternehmens Audi endlich auch in sportlichen Erfolgen ihren Niederschlag zu finden.
In Ingolstadt zu bestehen wäre für die Bochumer eine schöne und Mut machende Einstimmung auf die letzten Spiele vor Weihnachten - gegen St. Pauli, in Sandhausen, in Fürth und gegen Aue. „Vielleicht können wir ja nun nach den beiden Spielen, in denen wir ungeschlagen geblieben sind, eine neue Serie starten“, sagte Peter Neururer am Freitagabend. Es käme einem vorgezogenen Weihnachtsgeschenk gleich.
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