Gelsenkirchen. . Der Schalker Derby-Sieg ging allen unter die Haut, aber einer genoss ihn ganz besonders: Mit Ralf Fährmann gingen die Emotionen durch. Ein Derby-Sieg am Geburtstag - „ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“. Außer eines...

Es konnte nur einen geben, der nach diesem Spiel auf die Empore zu den Fans in der Nordkurve gehen durfte, und das war Ralf Fährmann. Alle Schalker hatten großartig gekämpft, jeder hatte für diesen Derbysieg das Letzte aus sich herausgeholt, aber Schalkes Torwart hatte auch noch Geburtstag. Also war es ihm vorbehalten, den Jubelchor aus so vielen Tausend Kehlen zu dirigieren. Und so stand Fährmann nach dem Spiel inmitten der Fans und spürte dort hautnah dieses große Gefühl, ein Derbysieger zu sein. Muss man an dieser Stelle noch erwähnen, dass Schalke den BVB mit 2:1 geschlagen hatte? Eigentlich nicht.

„So ein lautes Derby“

Ralf Fährmann ist ein Blauer durch und durch. Seit er im Alter von 14 Jahren aus Chemnitz ins Schalker Jugendinternat gewechselt ist, hat er seine Gefühle klar kanalisiert: Königsblau ist gut, und über alles andere muss er sich gar keine Gedanken machen. Schon als Jugendlicher hat er es als „puren Wahnsinn“ empfunden, bei den Spielen gegen Dortmund im Stadion zuschauen zu dürfen. Doch was er am Samstag mit seinen nun 26 Jahren erlebte, dafür gab es fast keine Worte mehr.

Fährmann versuchte trotzdem, welche zu finden und schwärmte: „Ich weiß nicht, ob ich das so sagen darf, dass es vielleicht ein Geschenk Gottes war, dass ich an meinem Geburtstag hier in den Arena den Derbysieg mit meiner Mannschaft feiern darf.“ Die Emotionen seien mit ihm an diesem Tag völlig durchgegangen, berichtete er und fand dazu einen Vergleich, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen – außer man wird vielleicht Vater.“

Jedes Derby braucht am Ende einen Helden, und für Schalke hätte es ganz sicher keinen besseren geben können als Ralf Fährmann.

Dabei musste der Torwart auf dem Rasen gar nicht einmal über sich hinauswachsen, um Schalke diesen Triumph zu sichern: Im März, als die Blauen im Auswärtsspiel beim Erzrivalen ein 0:0 erreichten, war Fährmann der Mann mit den Glanzparaden. Diesmal musste er viele Flanken abfangen und auch ein paar Bälle abwehren, die auf sein Tor kamen – jedoch keinen Unhaltbaren.

Und das sagt viel aus über die Schalker Teamleistung: Fährmanns Vorderleute nahmen dem Torwart viel Arbeit schon ab. „Wunderbar“ nannte Trainer Jens Keller die Defensivarbeit und erklärte: „Die Jungs haben sich überall reingeschmissen und um jeden Ball gekämpft. Wie sich zum Beispiel ein Uchida mit Wadenkrämpfen reinschmeißt, das zeichnet die Mannschaft aus.“ Auch für Manager Horst Heldt war es „am Wichtigsten, dass wir sehr, sehr gut verteidigt haben.“ Und zwar wirklich mit allen verfügbaren Kräften. Auch die Fans gaben alles, um den Vorsprung durch die Tore von Joel Matip (10.) und Eric Maxim Choupo-Moting (23.) über die Zeit zu bringen, nachdem Pierre-Emerick Aubameyang für den Gegner getroffen hatte (26.).

Aogo fühlt sich von Fans getragen

Und die Unterstützung kam auch auf dem Rasen an: Neuzugang Choupo-Moting sagte, er habe noch nie „ein so lautes Derby“ erlebt, und Dennis Aogo fühlte sich von den Fans „in den letzten 15 Minuten fast getragen“. In der Schlussphase wurde jede Balleroberung bejubelt, so dass Klaas-Jan Huntelaar aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskam: „Das sind die schönsten Spiele zu spielen – vor allem, wenn man gewinnt.“

Dieser Sieg ging wirklich unter die Haut. Womit hatte Ralf Fährmann das noch verglichen...?