Essen. Die Königsblauen treten auf der Stelle, alle Beteiligten wirken seltsam gebremst. Nach dem 2:2-Remis gegen Eintracht Frankfurt wird einmal mehr deutlich: Schalke 04 braucht einen Befreiungsschlag. Dafür gibt es zwei Varianten. Ein Kommentar.
Der FC Schalke 04 wirkt, als habe jemand den Verein in ein Ölbad getaucht. Alle Handlungen auf und neben dem Platz wirken seltsam gebremst. Ein Fußball-Bundesligist, der in einem Albtraum lebt.
Im Albtraum rennt man vor einem Verfolger davon, kommt aber nicht vorwärts. Auf Schalke übertragen heißt das: Seit Wochen geloben Verantwortliche und Spieler nach jeder enttäuschenden Vorstellung Besserung. Nur: Ändern tut sich danach nichts.
Die Endlos-Diskussion um Keller gibt den Schalke-Spielern ein Alibi
Lässt die Führungsetage des Klubs alles weiter laufen wie bisher, gibt es wenig Gründe, eine Wende zu erwarten. Es wird demnach Zeit für einen Befreiungsschlag, die Frage lautet allerdings: Wie soll dieser Befreiungsschlag aussehen?
Die 08/15-Variante, die in der Bundesliga normalerweise Anwendung findet: die Trainerentlassung. Die Position von Jens Keller ist in den vergangenen Wochen hinreichend diskutiert worden. Es gibt weiter Argumente für und gegen ihn.
Ein Punkt, der sich mit zunehmenden Dauer der Krise allerdings verschärft, ist dieser: Die Endlos-Diskussion gibt den Spielern ein Alibi. In den Interviews nach Schlusspfiff steht spätestens an zweiter Stelle die Frage nach Jens Keller. Die Profis ziehen sich hinter die Antwort zurück: „Zum Trainer sagen wir nichts“, und damit ist die Fehleranalyse auch schon vorbei.
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Ein Blick auf die schwierigere Variante für einen Befreiungsschlag: Der Klub sucht die Verantwortung für die Krise bei den Spielern. Ansätze gibt es reichlich: So war zum Beispiel nicht nachvollziehbar, wie der erfahrene Kevin-Prince Boateng gegen Frankfurt praktisch um seinen Platzverweis gebettelt hat und mit der Sperre sein Team nun noch weiter schwächt.
Schalker Ansprüche sind nicht mit Platz 16 zu befriedigen
Doch die Erfahrung aus mehr als 50 Jahren Bundesliga lehrt: Derjenige, der die Konsequenzen einer Misserfolgs-Serie als Erster zu spüren bekommt, ist der Trainer. Irgendwann ist es dabei auch egal, wie lang die Verletztenliste ist: Vereine haben Ansprüche, und die Schalker Ansprüche sind nicht mit dem 16. Tabellenplatz zu befriedigen. Die Luft für Jens Keller wird dünn.