Gelsenkirchen. . Nach ihrem starken Auftritt beim FC Chelsea will und muss die Mannschaft mit den zwei Gesichtern an diesem Samstag gegen Eintracht Frankfurt den ersten Bundesligasieg holen. Verändertes Personal steht allerdings für dieses Vorhaben nicht zur Verfügung.
Jens Keller steht am Trainingsgelände des FC Schalke 04 und lacht kurz. Wie jemand, der damit sagen will: Wenn ich das bloß genau wüsste. Soeben ist der Trainer des Bundesligisten mit der Frage konfrontiert worden, die vor dem wegweisenden Heimspiel an diesem Samstag gegen Eintracht Frankfurt nicht nur ihn, sondern den ganzen Verein und natürlich auch die ballorientierte Öffentlichkeit beschäftigt.
Wie ist es bloß zu erklären, dass diese Schalker innerhalb weniger Tage zwei komplett unterschiedliche Gesichter zeigen?
Am Samstag in Mönchengladbach hatten sich die Blau-Weißen taktisch anfängerhaft verhalten und überrennen lassen, mit dem 1:4 waren sie sogar noch gut bedient. Am Mittwoch in Chelsea, beim Spitzenreiter der englischen Elite-Liga, verdienten sie es sich, als Mannschaft bezeichnet zu werden. Einer half dem anderen, und am Ende wurde dem hohen Favoriten zum Champions-League-Start ein verdientes 1:1 abgetrotzt.
"Brauche diesen Druck nicht jede Woche"
Da drängt sich natürlich der Gedanke auf, dass der eine oder andere Profi auf der großen europäischen Bühne, auf der auch persönliche Marktwerte gesteigert werden, mehr zu qualvoller Arbeit bereit ist als im Bundesliga-Alltag. Ganz zu schweigen vom DFB-Pokal, in dem schon das erhöhte Engagement des Drittligisten Dresden ausreichte, um Schalkes Larifari-Haltung zu entlarven.
Auch Jens Keller hat natürlich die Nase voll von dem Wankelmut seiner Mannschaft. „In Chelsea hat sie sich wieder auf das Wesentliche konzentriert“, sagt er und stellt so drastisch wie treffend fest: „Da hat sie gezeigt, was sie bringen kann, wenn sie mit dem Arsch an der Wand steht.“ Dass die Spieler ihren Trainer mit diesem Pendeln zwischen zwei Extremen zur Verzweiflung treiben, verleugnet Keller nicht. Offen sagt er: „Ich brauche diesen Druck nicht jede Woche.“
Das beispiellose Verletzungspech kann nicht die einzige Ursache sein, ist allerdings auch nicht wegzudiskutieren. In Gladbach fiel neben den zahlreichen Langzeitverletzten auch noch der erkrankte Max Meyer aus, und sowohl Julian Draxler als auch Klaas-Jan Huntelaar konnten wegen ihrer Trainingsrückstände erst zur zweiten Halbzeit aufs Feld. Mit diesem hochwertigen Offensiv-Trio entwickelte sich in London eine ganz andere Durchschlagskraft. Darauf verweist auch Jens Keller: „Man darf nicht vergessen, dass es bei all unseren Problemen schwer ist, immer alle Vorgaben umzusetzen.“
Im Idealfall hätte er mit Rotation reagiert, in englischen Wochen ist durch Improvisation hervorgerufene Überforderung höchst ungesund. Das Spiel in London hat Kraft gekostet, doch auch gegen Eintracht Frankfurt kehrt keiner der Verletzten zurück, die Angeschlagenen wie Kevin-Prince Boateng und Eric-Maxim Choupo-Moting können also nicht pausieren.
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Vor allem die Abwehr wird weiterhin auf zu viel Stammpersonal verzichten müssen. Bei Joel Matip besteht die vage Vermutung, dass es bei optimalem Heilungsverlauf seiner Adduktorenblessur zu einem Einsatz am Dienstag bei Werder Bremen reichen könnte. Benedikt Höwedes dagegen, der seine lädierte Sehne im Hüftbeuger in Donaustauf behandeln lässt, könnte frühestens zum Revierderby am Samstag in einer Woche gegen Borussia Dortmund wieder einsatzfähig sein. „Wir leben jeden Tag mit der Hoffnung“, sagt Jens Keller.
Schalke muss das Spiel machen
Gegen Frankfurt muss sich Schalke darauf einstellen, dass der Gegner anders als Chelsea warten wird. „Wir sind auch dazu in der Lage, unser eigenes Spiel zu machen“, bekräftigt Keller. „Nach vorne haben wir eine enorme Qualität. Und ich bin froh, wenn wir das Spiel von unserem Tor weghalten können.“
Egal wie: Schalke will, Schalke muss den ersten Saisonsieg einfahren. „Ich erwarte, dass wir nachlegen und nicht rückfällig werden“, betont Manager Horst Heldt. Und der junge Max Meyer spricht aus, was selbstverständlich sein sollte, auf Schalke aber einer besonderen Erwähnung bedarf: „Wir müssen Frankfurt genauso ernst nehmen wie Chelsea.“