Gelsenkirchen. . Schalkes Mannschaft richtete sich beim 1:1 gegen Bayern München an Benedikt Höwedes auf. Der Kapitän ist als Weltmeister gereift, stand im ersten Heimspiel wie ein Turm in der Abwehr - und weckte damit Erinnerungen an einen, neben dem er zu Beginn seiner Karriere spielte.

Der kleine Max Meyer war gerade wieder einigermaßen zu Kräften gekommen, da musste er erneut ran und mit dem Kopf schütteln: „Nö“, sagte er also so knapp wie nur möglich, Benedikt Höwedes habe sich überhaupt nicht verändert, seit er Weltmeister ist: „Nicht, dass ich wüsste.“

Was Meyer meinte: Höwedes ist der gleiche Typ geblieben, er kommt jetzt nicht als Schlaumeier daher. Aber das Spiel gegen die Bayern, dieses 1:1 nach einem Kampf voller Adrenalin und Leidenschaft hatte gezeigt: Mit 26 Jahren führt Höwedes die Schalker Mannschaft jetzt auch als herausragender Kapitän an. Er warf sich ins Getümmel, als es eng wurde. Er grätschte dazwischen, als am Anfang der Glaube fehlte. Und er setzte Zeichen, um den Mitspielern zu zeigen: „Hey Leute, es geht heute was.“ Höwedes hatte eine Präsenz, wie man sie in Schalkes Abwehr von einem Einzelnen zuletzt nicht gesehen hat. Er war ein Leuchtturm wie einst Marcelo Bordon.

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Die breite Brust des Weltmeisters

Lange wurde man das Gefühl nicht los, dass Höwedes am besten ist, wenn er einen Mitspieler neben sich hat, an dem er sich selbst orientieren kann – wie zu Beginn seiner Karriere eben Bordon. Doch nun scheint er reif genug, um auch anderen Halt zu geben. Und das hat vielleicht dann doch damit zu tun, dass er als Weltmeister eine noch breitere Brust bekommen hat. „Er ist jetzt Kult“, schmunzelte Manager Horst Heldt nach dem Bayern-Spiel, in dem der Abwehrmann seine Leistung auch mit dem Tor zum 1:1-Ausgleich gekrönt hatte.

In der 62. Minute drückte Höwedes den Ball über die Linie, den ihm Bayerns Xabi Alonso bei einem Rettungsversuch gegen die Hand geschossen hatte. „Es wurde ja Zeit, dass wir mal wieder gegen Bayern treffen“, lachte der Kapitän, „auch wenn man mir das Tor nachher streitig machen wollte.“ Ein kleiner Seitenhieb gegen Manuel Neuer, der heftig das Handspiel reklamierte. Höwedes Konter: „Wenn man mir aus 30 Zentimetern den Ball gegen den Arm schießt, kann mir keiner sagen, dass das Absicht ist. Das war ein reguläres Tor.“ Damit war die Bayern-Führung durch Robert Lewandowski aus der zehnten Minute ausgeglichen – und ein totaler S04-Fehlstart verhindert.

"Ein gutes Zeichen, was in der Truppe steckt"

Man möchte sich lieber nicht ausmalen, wie es nach einer erneuten Niederlage rund gegangen wäre. „Ich glaube, dass hier zuletzt schon wieder zu vieles schlecht geredet wurde. Dieses Spiel war ein gutes Zeichen, was in der Truppe steckt“, entgegnete Höwedes, der schon vor dem Spiel in der Kabine eine Rede ans Team gehalten hatte und seinen Appell in der Halbzeitpause noch einmal wiederholte: „Dabei ging es auch darum, dass wir als Mannschaft auftreten.“

Auch Heldt konstatierte, dass sich die Spieler am Kapitän aufgerichtet hätten. Aber er betonte zugleich: „Heute wollten alle, jeder hatte etwas vor.“ Und das ließ sich belegen: Schalkes Spieler spulten eine Laufleistung von zusammen 121,9 Kilometern ab – vor einer Woche in Hannover waren es mehr als fünf Kilometer weniger (116,3). Den Vogel schoss diesmal Max Meyer ab, der 13 Kilometer rannte und ab der 75. Minute Krämpfe verspürte. Kein Wunder also, dass er nach dem Spiel so kaputt war...