Hagen. Pokal-Aus in Dresden, Niederlage zum Auftakt der Meisterschaft in Hannover - beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 herrscht gleich zu Saisonbeginn Krisenstimmung. Manager Horst Heldt stärkt Trainer Jens Keller, das allerdings reicht nicht. Unter Druck steht auch ein Führungsspieler. Ein Kommentar.
Das geht ja gar nicht, bereits nach dem ersten Spieltag der Fußball-Bundesliga eine Krise zu haben? Normalerweise ist das tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber was, bitte schön, ist am FC Schalke 04 schon normal?
Schalke ist Schalke.
Und Schalke steckt nach dem peinlichen Aus im DFB-Pokal beim Drittligisten Dynamo Dresden sowie der spielerisch ernüchternden Niederlage bei Hannover 96 in der ersten Krise der Saison. Einer absehbaren allerdings.
Diskussion über Schalke-Trainer Keller ist fast zum Fremdschämen
Nach der von Verletzungen geprägten Vorbereitung wäre es arg sonderbar gewesen, wenn die Königsblauen einen perfekten Start hingelegt hätten. Einzig, mit welcher Intensität bereits jetzt eine Diskussion über Trainer Jens Keller angezettelt wird, ist überraschend und fast zum Fremdschämen.
Deshalb tat Manager Horst Heldt gut daran, Keller mit deutlichen Worten den Rücken zu stärken. Dieser Trainer hat innerhalb und außerhalb des Klubs deutlich mehr Vertrauen und Kredit verdient als ein Spiel im Pokal und eines in der Meisterschaft.
Zumal sich die Offiziellen einer anderen Baustelle viel dringender annehmen müssen: Der Personalie Kevin-Prince Boateng.
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Natürlich lag der Schalker Aufschwung in der vergangenen Saison auch am meinungsstarken Mittelfeldspieler. Allerdings nicht nur. Ebenso waren es die jungen Spieler wie Max Meyer, Sead Kolasinac und Co., die ihren Klub in die Gruppenphase der Champions League brachten.
Dass Boateng im Vorfeld dieser Saison offensiv die Position des Spielmachers für sich reklamierte, dass er sich zum mit mehr Macht als der Trainer ausgestatteten Wortführer stilisieren ließ, dürfte dieser zurecht selbstbewussten Generation missfallen haben.
Boateng verkörpert den in seiner Leistung schwankenden Führungsspieler alter Schule. Er ist eine Art Michael Ballack des FC Schalke 04. Die Zeit des „Capitano“ Ballack lief jedoch schneller als von ihm erwartet ab, weil die junge Generation ein anderes Selbstverständnis vom Umgang unter Mannschaftskollegen hat.
Weniger ist da mehr. Weniger vorschnelle Kritik am Trainer, weniger Imponiergehabe. Mehr mannschaftliche Geschlossenheit - das ist es, was Schalke 04 jetzt benötigt. Wenige Tage bevor der FC Bayern zu Gast ist und die nächste Pleite droht.