Hannover/Gelsenkirchen. Nach dem Pokal-Aus und der 1:2-Niederlage zum Auftakt der Fußball-Bundesliga streicht der FC Schalke 04 seinen Profis den freien Tag. Manager Horst Heldt wehrt sich gegen Kritik an Trainer Jens Keller und sagt: „Er ist unser Trainer und bleibt unser Trainer!“
Um halb neun am Sonntagmorgen wurde beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 der Ablaufplan kurzfristig geändert. Die Spieler erfuhren, dass sie an diesem Montag zur Arbeit kommen müssen: Der eigentlich vorgesehene freie Tag wurde gestrichen. Und Manager Horst Heldt machte anschließend deutlich, dass es zu den Eindrücken, die am Samstag nach der 1:2-Niederlage bei Hannover 96 aufgekommen waren, noch etwas hinzuzufügen gebe. „Wir führen hier keine Trainerdiskussion“, wiederholte Heldt also am Sonntag und ergänzte mit Deutlichkeit: „Ab sofort werden wir uns dazu auch nicht mehr äußern. Jens Keller ist unser Trainer und bleibt unser Trainer.“
Ein Schalker Vorstandsmitglied spürt eine "Stimmung wie im Dezember 2013"
Mit dieser klaren Ansage reagierte Schalke auf die Unruhe, die den Klub nach der zweiten Niederlage im zweiten Pflichtspiel der Saison bereits wieder erfasst hat: Ein mitgereistes Vorstandsmitglied spürte nach dem Spiel in Hannover im Umfeld eine „Stimmung wie im Dezember 2013“ – damals war Schalke mit Ach und Krach gegen Hoffenheim aus dem DFB-Pokal ausgeschieden und hatte in der Folge über die Zukunft von Jens Keller diskutiert.
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Diesmal will der Klub den neuerlichen Enttäuschungen beim Pokal-Aus in Dresden und nun zum Bundesliga-Start in Hannover mit Ruhe begegnen: „Wir sind mittlerweile weit davon entfernt, bei Schalke alles in Schutt und Asche zu reden und einen falschen Aktionismus zu starten“, versicherte Horst Heldt. Dass die Mannschaft einen kapitalen Fehlstart in die Saison hingelegt hat, will er zwar überhaupt nicht schönreden. „Ich habe absolutes Verständnis dafür, dass wir kritisiert werden“, sagte der Manager. „Aber bitte uns alle zusammen, und nicht einzelne Leute oder den Trainer.“
Schalke hat ein Problem mit Kevin-Prince Boateng
Wen er mit den „einzelnen Leuten“ meinte, lag auf der Hand: Die Kritik an den beiden Niederlagen kaprizierte sich auf Kevin-Prince Boateng, der in Hannover entscheidend beteiligt war am 1:1-Ausgleichstreffer der Gastgeber durch Edgar Prib in der 67. Minute. Schalke hatte in einem lange Zeit zerfahrenen Spiel durch ein Tor von Klaas-Jan Huntelaar aus der 47. Minute mit 1:0 geführt und es verpasst, den zweiten Treffer nachzulegen. Dann konnte Boateng den Hannoveraner Leonardo Bittencourt nicht an der Vorbereitung des Ausgleichs hindern, und drei Minuten später traf Joselu gegen die nun konsternierten Schalker zum 2:1-Sieg. Auch Trainer Jens Keller konnte Boateng nicht von der Schuld freisprechen. Ohne dessen Namen zu nennen, kritisierte er: „Vor dem ersten Tor muss man einfach an der Mittellinie ein taktisches Foul machen.“
Schalke hat ohne Zweifel derzeit ein echtes sportliches Problem mit Kevin-Prince Boateng, dem großen Kraftprotz, der momentan zum kleinen Prinzen geschrumpft ist. In Hannover hatte er die schlechtesten Laufwerte aller Spieler, die über 90 Minuten zum Einsatz kamen. Trotzdem litt er zum Schluss unter Wadenkrämpfen, so dass sich die Frage aufdrängt, ob der WM-Teilnehmer nicht fit ist. Keller stellt das aber entschieden in Abrede.
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Aus sportlichen Gründen könnte es der Trainer wohl rechtfertigen, Boateng auch mal auf die Bank zu setzen, aber eine solche Entscheidung hätte gerade in der aktuellen Lage eine solche Sprengkraft, dass der Mittelfeldspieler wohl auch am nächsten Samstag im Heimspiel gegen Bayern München im Team bleiben wird. Und so bleibt Schalke im Moment kaum eine andere Wahl, als auf einen erheblichen Leistungssprung bei Boateng zu hoffen. „Kevin hat maßgeblichen Anteil daran, dass wir in der vergangenen Saison Dritter geworden sind“, betont Heldt: „Er war Führungsspieler, und daran hat sich nichts geändert.“
Am Samstag kommt der FC Bayern nach Gelsenkirchen
Es ist schon eine ganz schöne Klemme, in der Schalke da bereits nach der ersten Pflichtspiel-Woche steckt: Zwei nicht erwartete Niederlagen bieten bereits reichlich Angriffspunkte, und gegen Bayern München wird am Samstag (18.30 Uhr, live in unserem Ticker) vermutlich auch kein hoher Sieg gelingen, so dass schon wieder ein Szenario ohne Punkte droht. Ein wenig Hoffnung hat Heldt, dass die Weltmeister Benedikt Höwedes und Julian Draxler, die beide in Hannover ebenfalls noch nicht in bester Verfassung waren, die Trainingswoche nutzen können, um ihre Rückstände weiter aufzuholen. Doch als er das so erwähnte, fiel ihm ein: Auf die Bayern-Weltmeister trifft das auch zu…