Dresden. Zum ersten Mal seit 23 Jahren ist der FC Schalke 04 schon im Auftaktspiel des DFB-Pokals ausgeschieden. Nach dem blamablen Auftritt in Dresden ist die Stimmung in Gelsenkirchen am Tiefpunkt angekommen - und das ausgerechnet kurz vor dem Liga-Start. Trainer Keller droht nun mit Konsequenzen.
Jens Keller versuchte erst gar nicht, seinen tief sitzenden Frust zu verbergen. Nach der peinlichen 1:2-Erstrundenpleite von Champions-League-Starter FC Schalke 04 im DFB-Pokal bei Drittligist SG Dynamo Dresden ging der Fußball-Lehrer hart mit seinen Kickern ins Gericht, die die Aufgabe offenbar nicht mit dem nötigen Ernst angegangen waren. "Wer heute so wahnsinnig war, die Mannschaft zu unterschätzen, dem ist nicht zu helfen. Wenn da einer nicht mit der richtigen Einstellung ins Spiel geht, wie das bei dem einen oder anderen den Anschein gemacht hat, dann sind die fehl am Platz und das wird auch deutlich angesprochen", resümierte Keller sichtlich angefressen.
Nach dem nicht "schalke-würdigen Auftritt" (Torhüter Ralf Fährmann) drohte Keller wenige Tage vor dem Bundesliga-Saisonstart am Samstag bei Hannover 96 mit personellen Konsequenzen. "Wenn sechs, sieben Leute ihre Leistung nicht bringen, kann man nicht bestehen. Es könnte schon sein, dass es die eine oder andere Entscheidung in dieser Richtung gibt. Wen genau das betrifft, will ich aber nicht direkt nach dem Spiel entscheiden", sagte er.
Heldt gab sich betont zurückhaltend - nach außen
Die emotions-und leidenschaftslose Vorstellung des Favoriten, der ohne die Weltmeister Julian Draxler und Benedikt Höwedes begann, konnte sich der 43-Jährige nicht erklären. Nicht nur die Einstellung störte den Chefcoach, sondern auch die haarsträubenden Defensivfehler, die sich die "Königsblauen" leisteten. Innenverteidiger Felipe Santana verursachte den Elfmeter zum 0:1 durch Justin Eilers (24. Minute) und Joel Matip versäumte es, den Ball vor dem 0:2 durch Nils Teixeira (49.) zu klären. "Das Abwehrverhalten war generell schlecht", monierte Keller. Der Treffer von Matip (78.) kam zu spät, um das Spiel noch zu drehen.
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Manager Horst Heldt wollte nach dem ersten Pokal-Aus in einem Auftaktspiel seit der 1:2-Niederlage bei Rot-Weiß Erfurt 1991 über keine personellen Konsequenzen oder den Trainer sprechen. "Es ist eine riesengroße Enttäuschung. Wir müssen uns sammeln. Wir haben in den entscheidenden Situationen elementare Fehler gemacht, die müssen wir abstellen", sagte Heldt betont zurückhaltend - zumindest nach außen. "Wir müssen uns jetzt zusammensetzen und die Dinge offen ansprechen", forderte Keeper Fährmann.
Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt
Nach einer schlechten Vorbereitung mit zahlreichen Verletzten und dem lustlosen Auftritt einiger Profis ist die Stimmung in Gelsenkirchen erstmal am Tiefpunkt. Bei allem Respekt vor der engagierten und leidenschaftlichen Leistung der Dresdner wollte Heldt das nicht als Erklärung geltenlassen. "Natürlich hat es Dynamo gut gemacht, aber das kann keine Ausrede sein. Wir wollen in der Champions League spielen. Da kann man sich nicht die Darbietung eines Drittligisten schönreden, um selbst besser auszusehen", machte Heldt klar.
Während mit Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng und Klaas-Jan Huntelaar zwei WM-Fahrer auf dem Platz standen und enttäuschten, blieb Weltmeister Höwedes auf der Bank. Draxler wurde in der 52. Minute eingewechselt. Er ist für Keller im Hinblick auf den Bundesliga-Start momentan der einzige Hoffnungsschimmer. "Er hat es überragend gemacht, ist viel gelaufen. Ob es für 90 Minuten reicht, wird man sehen. Es kann sein, dass der eine oder andere am Samstag von Anfang an spielt", erklärte der Trainer. (dpa)