Grassau. . Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 bereitet sich im Trainingslager am Chiemsee auf die neue Saison vor. Und obwohl Schalke nur drei Spieler verpflichtet hat, ist der Kader so breit wie selten zuvor. Auf allen Positionen gibt es mindestens zwei Spieler, die für einen Stammplatz infrage kommen.

Im schönen Grassau, nicht weit vom Chiemsee entfernt, ist die Welt noch in Ordnung. Blumen kauft man bei Blumen Franz, und der Gasthof zur Post ist mit lauter kleinen blauen Wimpeln geschmückt. Über der Straße, die mitten in den kleinen Ort führt, haben fleißige Menschen sogar ein großes Transparent aufgehängt: „Der Markt Grassau grüßt den FC Schalke 04 mit seinen Weltmeistern“. Zu schade nur, dass Benedikt Höwedes und Julian Draxler gar nicht hier sind, aber Grüße kann man ja trotzdem mal ausrichten. Grüße aus Grassau.

Dort, im Chiemgau, hat der FC Schalke 04 sein Trainingslager aufgeschlagen, dort will Jens Keller seine Mannschaft für die kommende Saison in der Fußball-Bundesliga auf Vordermann bringen. Seit Montagabend sind die Schalker in Bayern, aber dreimal mussten sie sich schon ein wenig durchschütteln, was ausnahmsweise nicht am Regen im Chiemgau lag: Denn nach den ersten zwei Trainingseinheiten gab es schon drei Verletzte.

Erst erwischte es Abwehrspieler Kaan Ayhan mit einer Prellung am Schienbein. Dann brach der dritte Torwart Timon Wellenreuther die nächste Einheit mit einem Eisbeutel um den rechten Oberschenkel ab. Und als das Training eigentlich schon zu Ende war, blieb Jan Kirchhoff mit den Stollen hängen und verdrehte sich das rechte Knie. Er wurde zur Kernspin-Untersuchung gefahren: Innenbanddehnung, ein paar Tage Pause.

Nur drei Zugänge

Bei Kirchhoff war es eine Art Deja-vu-Erlebnis: Er hatte sich schon im Januar im Trainingslager in Katar bei der ersten Einheit verletzt und war mit einem Riss des Syndesmosebandes vier Monate ausgefallen. Nun nimmt er einen neuen Anlauf, und die Eindrücke waren vielversprechend: Auch der frühere Mainzer, der in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld spielen kann, erhöht den Konkurrenzkampf, von dem sich Schalke eine Steigerung verspricht.

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Obwohl Schalke mit Sidney Sam (Bayer Leverkusen), Erik Maxim Choupo-Moting (FSV Mainz) und Fabian Giefer (Fortuna Düsseldorf) nur drei neue Spieler verpflichtet hat, ist der Kader so breit und ausgeglichen wie selten zuvor besetzt: Auf allen Positionen gibt es mindestens zwei Spieler, die für einen Stammplatz infrage kommen. Das liegt zum einen daran, dass die Langzeitverletzten der vergangenen Saison (Marco Höger, Dennis Aogo, Christian Clemens und bis zu seinem Missgeschick auch Jan Kirchhoff) wieder voll belastbar sind. „Langsam kommt das Gefühl in das Knie zurück”, sagt zum Beispiel Aogo, der einen Kreuzbandriss überstanden hat.

Keller geht optimistisch in die Saison

Der zweite Grund für den verschärften Kampf um die Plätze: Die jungen Spieler, die in der vergangenen Saison für das verletzte Stammpersonal einspringen mussten, haben sich so gut entwickelt, dass sie eigene Ansprüche anmelden. So ist Kaan Ayhan (19) der nächste, der nach Max Meyer (18), Leon Goretzka (19) und Sead Kolasinac (21) von sich reden macht. Auch Donis Avdijaj (17), Torjäger der U 19, dürfte über kurz oder lang in der Bundesliga auftauchen.

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Es versteht sich also von selbst, dass Schalke zumindest wieder den dritten Platz in der Bundesliga anstrebt – so wie im Vorjahr. „Wir gehen optimistisch in die Saison”, sagt Trainer Jens Keller, und die etwa 300 Fans, die mit in den Chiemgau gereist sind, hören das gerne.

Freilich sind es nicht nur Königsblaue, die in Grassau einen Blick auf die Schalker werfen: Gleich am ersten Tag tauchte vor dem Hotel ein kleiner Junge im Bayern-Trikot auf. Die soll es in dieser Gegend öfter geben.