Gelsenkirchen. . Schalkes Zeugwart Enrico Heil hat mal wieder die Koffer für das Trainingslager gefüllt. Insgesamt 1200 Kilogramm königsblaue Ausrüstung sind in 30 Metallboxen verstaut. In Grassau wäscht Enrico Heil ausnahmsweise nicht selbst.

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    Ein Trainingslager ist kein Zuckerschlecken. Bis zu drei Mal am Tag bittet Cheftrainer Jens Keller seine Mannschaft auf den Trainingsplatz. In Grassau am Chiemsee wird gerade richtig geschuftet. Einer, der vor allem zwischen den Trainingseinheiten richtig ins Schwitzen kommt, ist Enrico Heil. Der 37-Jährige ist der Dienstälteste im Team, seit 1998 ist er der Zeugwart des FC Schalke 04.

    Der großzügige Gepäckraum des Schalker Mannschaftsbusses reicht bei weitem nicht mehr aus, um das komplette Equipment für das zehntägige Trainingslager zu verstauen. Enrico Heil hat sich also am Sonntag auch noch einen Kleinbus bis unters Dach vollgepackt und ist dann in Richtung Süden gefahren. „Insgesamt haben wir um die 30 große Metallboxen dabei“, erklärt Heil. Macht nach seiner Schätzung ein Gesamtgewicht von rund 1200 Kilogramm.

    Die Badelatschen nicht vergessen!

    „Jeder Spieler besitzt schon fünf Paar Schuhe“, sagt der Zeugwart. Allein die Kluft fürs Training, die jeder Schalker in vierfacher Ausführung hat, besteht aus: T-Shirt, kurzer Hose, dreiviertel langer Hose, langer Hose, einem Sweatpullover und einem Zip-Pullover. Hinzu kommen Regenjacken, Schienbeinschoner, und viele, viele Handtücher. Und ganz wichtig: Badelatschen.

    „Die Spieler haben ja neuerdings auch so einiges an Funktionswäsche. Für die Muskeln ist das eine tolle Geschichte, aber die Wäsche wird eben immer mehr.“ Das Packen der zwei Metallboxen mit den Trikotsätzen für die Testspiele gegen Rosenheim und Stoke City bezeichnet er im Vergleich dazu als „Peanuts.“ Die Spiele seien halb so wild.

    Bei den meisten Trainingslagern hat Enrico Heil bisher selbst gewaschen. In Grassau holt eine örtliche Wäscherei die verschmutze Kleidung nach dem Training ab und bringt sie nach der Reinigung zurück ins Mannschaftshotel. „Das macht die Sache für uns natürlich einfacher“, sagt Heil, der bei seiner Arbeit von Lars Laser, der auch Schalkes Busfahrer ist, unterstützt wird. In seinen 16 Dienstjahren auf Schalke hat Enrico Heil schon so einige Trainingslager mitgemacht. Es sei vorgekommen, dass ihm im Mannschaftshotel gerade mal zwei herkömmliche Haushaltsmaschinen zur Verfügung standen. „Da stehst du dann auch mal bis nachts um 4 Uhr vor der Maschine“, sagt er.

    Generell ist die Saisonvorbereitung die absolute Hochphase für den Zeugwart. Während die Spieler noch ihren Urlaub genießen, ist Enrico Heil schon mit der aufwendigen Beflockung der nagelneuen Ausrüstung beschäftigt. „Die Spieler haben ihre Nummern, die Betreuer ihre Initialen auf den Kleidungsstücken.“

    50 Kilo Wäsche pro Trainingseinheit

    In der Saisonvorbereitung gilt dann: Je häufiger Jens Keller seine Spieler sehen möchte, umso mehr Arbeit hat auch der Zeugwart. Bei Sommertemperaturen fallen nach jeder Trainingseinheit circa 50 Kilogramm Wäsche an. Im Winter ist das Gewicht der schmutzigen Trainingswäsche entsprechend höher.

    Auf Schalke hat Enrico Heil seinen Arbeitsplatz in den Nebenräumen des Lizenzspielertraktes. Hier steht ihm eine große Waschmaschine mit einem Fassungsvermögen von 24 Kilo zur Verfügung. Drei weitere Maschinen haben ein Fassungsvermögen von je zehn Kilo. Der XXL-Trockner fasst 22 Kilo, zwei kleinere Trockner sind für je zehn Kilo Wäsche ausgelegt. „Wenn man die Trockner nicht zu voll stopft, kommt die Wäsche wie gebügelt wieder raus“, sagt Heil.

    Die wichtigste Wasch-Regel auf Schalke aber lautet: Weichspüler nur für Stutzen nutzen! „Weichspüler beschädigt die Beflockung“, erklärt Heil. Trikots wäscht der Gelsenkirchener je nach Verschmutzung bei 40 bis 50 Grad. Sein Tipp: Am besten vorher auf links ziehen!“

    Das größte Trikot, das Enrico Heil auf Schalke bislang gewaschen hat, gehörte übrigens Orlando Engelaar. „Orlando hatte XXL, wenn nicht sogar eine Übergröße“, sagt er über den ehemaligen schlaksigen niederländischen Nationalspieler, den Fred Rutten 2008 nach Schalke holte.

    Aktuell gilt: Je enger desto besser. Zumindest obenrum. „Die Spieler wollen, dass das Trikot am Körper anliegt. XL trägt eigentlich keiner mehr. Sogar Ralf Fährmann, Fabian Giefer oder auch Felipe Santana tragen nur noch L, Atsuto Uchida hat S.“

    Mehr Interna aus 16 Jahren Schalke will Enrico Heil aber nicht preisgeben. Schmutzige Wäsche zu waschen, ist nämlich so gar nicht sein Stil. Es ist nur sein Job. Sein Traumjob.