Gelsenkirchen. . Schalke 04 zieht mit einem 4:1 gegen Absteiger 1. FC Nürnberg in die Champions League ein. Und doch muss sich der Trainer ärgern. Denn der Verein hatte schon einen Nachfolger für Jens Keller ausgeguckt: den Mainzer Thomas Tuchel.

Die Ehrenrunde war gedreht, der Jubel hallte noch nach, in den Katakomben der Gelsenkirchener Arena verkündeten die Spieler des FC Schalke 04 mit Recht ihren Stolz auf das Erreichte: Mit dem ungefährdeten 4:1 gegen den nun abgestiegenen 1. FC Nürnberg veredelten sie die Saison. Sie festigten den dritten Platz und zogen damit zum dritten Mal nacheinander in die Champions League ein.

So ein wunderbarer Tag für Schalke, und dann das: Aus Mainz kam die Nachricht vom bevorstehenden Abschied von Trainer Thomas Tuchel, und sie wurde verknüpft mit dem Hinweis darauf, dass es Kontakte zwischen Schalke und Tuchel gegeben haben soll. Was er denn dazu sage, wurde Jens Keller gefragt – dem Trainer der Königsblauen war schlagartig die Laune verhagelt: „Wir haben die beste Rückrunde in Schalkes Bundesligageschichte gespielt. Langsam wird es peinlich, was von manchen Leuten hier immer wieder reingeworfen wird.“

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Peinlich für wen? Für jemanden, der solche Meldungen verbreitet? Für den, der gefragt hat? Oder vielleicht doch für Entscheidungsträger des FC Schalke 04, die am Samstag die Leute an der Nase herumführen wollten? „Ich bin doch nicht der Begleiter von Spekulationen von anderen Vereinen“, meinte Manager Horst Heldt entrüstet und nannte eine entsprechende Nachfrage „unverschämt“. Jens Keller habe einen Vertrag, „und er hat hervorragende Arbeit geleistet“.

Im Februar gab es Gespräche

Was Heldt verschwieg, um die Freude an diesem Tag nicht zu trüben: Es hatte sehr wohl den Versuch gegeben, Thomas Tuchel von Mainz 05 abzuwerben. Allerdings nicht aktuell, sondern als noch nicht damit zu rechnen sein konnte, dass Jens Keller mit seiner Mannschaft durch die Rückrunde rauschen und direkt die Königsklasse erreichen würde.

Für Aufklärung sorgte am Sonntag Christian Heidel. Der enttäuschte Mainzer Manager berichtete, dass es rund um das 0:0-Spiel zwischen den beiden Klubs im Februar auf Schalke Gespräche zwischen Tuchel und den Schalkern gegeben habe. Als Heidel davon Wind bekam, reagierte er rigoros und erteilte Horst Heldt eine deutliche Absage: „Ich habe ihm gesagt, dass es dafür keine Chance gibt.“ Und auch zu Tuchel habe er „klar nein gesagt“ – und damit sei das Thema für ihn erledigt gewesen.

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Und weil Jens Keller so frei war, mit Schalke einfach weiter von Sieg zu Sieg zu eilen, sahen dann auch die Verantwortlichen der Blau-Weißen keine Notwendigkeiten mehr für Veränderungen. Daher musste sich Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies am Samstag nicht einmal verbiegen, als er erklärte: „Die Trainerfrage stellt sich nicht. Das ist bei uns überhaupt kein Thema.“ Zu diesem Zeitpunkt stimmte das so.

Für Jens Keller bleibt ein bitterer Beigeschmack

Am Samstagabend feierten die Schalker noch ganz groß in Düsseldorf, doch für Jens Keller bleibt ein bitterer Beigeschmack. Sein Team hat auch die letzte Hürde pflichtgemäß genommen, die Tore von Joel Matip, Roman Neustädter, Julian Draxler und Chinedu Obasi besiegelten den Favoritensieg gegen die überforderten Nürnberger, denen durch Josip Drmic lediglich ein Ehrentreffer gelang.

Unbeirrt von der dauerhaft längsten Verletztenliste der Bundesliga hatten die Schalker nach der Winterpause ihre Aufholjagd durchgezogen, und Jens Keller zeigte dabei den Spielern, wie man auch durch heftige Stürme geht: aufrecht nämlich. Egal, welche Hiobsbotschaften er gerade mal wieder zu verkraften hatte: Er klagte nie, er jammerte nie, stattdessen stärkte er all die Profis, die ihm noch zur Verfügung standen. Dass sich Top-Talente wie Max Meyer, Leon Goretzka und Kaan Ayhan im Eiltempo prächtig entwickelten, ist zu großen Teilen Jens Kellers Verdienst.

Im Winter schien er schon erledigt zu sein, die Kritik an ihm war durchaus berechtigt. Doch wer ihn damals tadelte, der darf jetzt ruhig auch mal den Hut vor ihm ziehen.