Mainz. . Der Mainzer Trainer will in der kommenden Saison keine Mannschaft mehr betreuen. Sein Vertrag bei Mainz 05 läuft allerdings noch und Manager Christian Heidel weigert sich, den Kontrakt aufzulösen. Die Frage bleibt, ob Tuchel nicht lieber zu einem anderen Verein gewechselt wäre.
Thomas Tuchel soll jetzt etwas sagen, etwas Offizielles. Er ist vom Rasen in die Katakomben des Mainzer Stadions gelaufen, durchnässt von den Bierduschen, ohne die in der Fußball-Bundesliga ja keine Feier mehr auskommt. Sein Verein Mainz 05 ist mit dem 3:2 über den Hamburger SV Siebter geworden, er hat die Qualifikation zur Europa League erreicht, und das ist für Mainzer Verhältnisse eine Leistung, wie sie es in Dortmund wäre, sollte der BVB den Bayern die nächste Meisterschaft wegschnappen.
Thomas Tuchel soll jetzt also reden. Er macht schließlich „puh“ und sagt als erstes: „Das ist jetzt aber ein Bruch, vom Feiern weg zum Inhalt.“
Und was für einer.
Ein paar Augenblicke später wird klar, dass Tuchel seinen Verein aus der Feierlaune herausreißen, dass er die Party verderben wird, weil er Mainz nach fünf Jahren vorzeitig verlassen möchte. Tuchel eiert durch die Pressekonferenz, verweist auf den nächsten Tag, an dem er sich erklären werde, und vermeidet mit Satzkonstruktionen, die artistischer sind als der Mainzer Höhenflug, jedes Bekenntnis zu seinem Verein.
Ein Jahr Auszeit?
Als Tuchel geht und Ratlosigkeit zurück lässt, platzt dem Mainzer Manager Christian Heidel der Kragen. Er will nicht, aber er spürt, er muss jetzt etwas sagen. Dann erklärt Heidel frustriert, aber beherrscht, dass Thomas Tuchel darum gebeten hat, in der Saison 2014/15 keine Mannschaft trainieren zu müssen und eine Auszeit nehmen zu wollen. Und Heidel sagt erstmals: „Wir lassen Thomas Tuchel nicht aus seinem Vertrag.“
Einen Tag später liegt eine lange Nacht hinter Heidel. Doch der Fakt bleibt: Der nach Jürgen Klopp wohl begehrteste deutsche Trainer kommt auf den Markt. Die Frage ist nur, wann?
In dieser Nacht haben die Mainzer auf einem Weinberg ihren siebten Platz gefeiert, Tuchel hat sich vom Team verabschiedet und noch einmal das gesagt, was er Heidel in den vergangenen Monaten in drei Gesprächen gesagt hat. Er sei mit seiner Mission am Ende, er wolle trotz des Vertrags bis zum Juni 2015 Mainz nicht mehr trainieren. Heidel bestätigt das mit feinen Unterschieden: Zuletzt erst, vor vier Wochen, sei es Tuchel explizit nicht um den Wechsel zu einem anderen Verein gegangen, sondern darum, eine Pause einzulegen, weil er sich leer fühle. Für Mainz, das sagt Heidel wieder und wieder, sei das schmerzlich, aber denkbar. Undenkbar: Tuchel aus seinem Vertrag zu lassen, damit er den Verein im Sommer wechseln kann. Heidels „Nein“ dazu sind am Ende des Wochenendes kaum noch zu zählen.
Heidel muss das dritte Trainer-Wunder schaffen
Das ist der Berg, über den Mainz nun hinüber muss und hinter dem irgendwo die Freude über Platz sieben und die Chance auf die Europa League liegen muss: Heidel muss nach Jürgen Klopp und Thomas Tuchel das dritte Trainer-Wunder schaffen. Dass Tuchel nicht als einfach gilt, dass Tuchel und Heidel nicht die dicksten Freunde sind, dass Tuchels Gespräche im Winter mit Schalke schmerzen, das alles deutet Heidel durchaus an. Schmutzige Wäsche will er nicht waschen, dafür ist die Wertschätzung für seinen Trainer nach wie vor zu groß.
Wie lange dessen Auszeit wirklich dauern wird? Wenn es einer weiß, dann Thomas Tuchel. Der aber hat sich verabschiedet. Aus dem Fußball nur kurz. Aus Mainz für immer.