Gelsenkirchen. Nach seinem Kreuzbandriss im Oktober vergangenen Jahres ist der 24-Jährige Mitelfeldspieler Marco Höger wieder im Mannschaftstraining. Jetzt muss nach der monatelangen Verletzungspause nur noch der furchterregende Vollbart fallen - beim ersten Pflichtspieleinsatz soll es so weit sein.
Bei oberflächlicher Betrachtung hätte man am Dienstag beim fast zweistündigen Training des FC Schalke 04 darauf kommen können, da würden zwei Neue munter mit auf die sechs kleinen Tore kicken: Der lange Blasse und der kleinere, kräftige, im Gesicht Zugewachsene, waren vielen Zaungästen gar nicht mehr geläufig. Es handelte sich um Winter-Neuzugang Jan Kirchhoff und den Langzeit-Verletzten Marco Höger, die sichtlich Spaß daran hatten, wieder ihrer Berufung nachgehen zu können. Zum Saisonende füllt sich der Kader der Profi-Abteilung der Königsblauen wieder, sehr zur Freude von Cheftrainer Jens Keller.
Wann Marco Höger allerdings seinen furchterregenden wilden Vollbart einer zivilen Rasur zum Opfer fallen lässt, steht allerdings noch in den Sternen. Aus Aberglauben bleibt dieser ungeschoren, solange der 24-Jährige nicht mehr in einem Pflichtspiel auf dem Rasen steht, sei es auch nur für ein paar Minuten. Denn dieses Gefühl hat der Mittelfeldspieler seit einer halben Ewigkeit verloren. Seitdem ihm am 19. Oktober in Braunschweig in seiner schicksalhaften 36. Minute das Kreuzband riss.
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„So eine Verletzung hatte ich noch nie; heute muss ich sagen, dass es die bislang schwerste Zeit in meinem Leben war“, schaut er auf seine Tour der Leiden zurück. Denn nach der Operation in Augsburg wurde Medicos auf Schalke sein zweites Zuhause, mittlerweile kennt er dort jedes Übungsgerät beim Namen. Als sich kurz darauf Dennis Aogo mit derselben Verletzung dazu gesellte, begrüßte ihn Höger mit gemischten Gefühlen: „Leider für ihn, aber so hatte ich natürlich einen zweiten Leidensgenossen, so konnten wir uns gegenseitig immer wieder hochziehen.“ Natürlich musste jeder für sich seinen Tiefpunkt verarbeiten, den es in einer langen Reha immer mal wieder gibt. Und einmal musste Marco Höger sogar ganz raus: „Ich war eine Woche in Dubai, musste den Kopf einfach mal frei kriegen“, gestand er.
Vorfreude auf ein Wiedersehen mit dem 1. FC Köln in Liga eins
Nun das erste längere Training mit Ball und wieder das bange in sich Reinhorchen: „Jetzt muss ich mal abwarten, wie das Knie reagiert, weiter darf ich noch gar nicht denken.“ Auch nicht an einen Kurz-Einsatz in den letzten drei Bundesliga-Partien.
Wenn alle dann nach einer kräfteraubenden Saison in den Urlaub entschwinden, möchte Höger eigentlich loslegen: „Ich werde auf jeden Fall eher als die anderen mit der Vorbereitung beginnen.“ Denn der Konkurrenzkampf, das weiß er, wenn er in die jugendlichen Gesichter schaut, wird härter als je zuvor. „Wir sind auf jeder Position nun mindestens doppelt besetzt, da wird es schwer, schon zum 18er Kader zu gehören.“
Auf zwei Partien in der neuen Saison freut er sich ganz besonders. Natürlich hat er am Ostermontag vor dem Fernseher die Bundesliga-Rückkehr seiner alten Liebe, 1. FC Köln, verfolgt. „Es macht einfach Spaß, in Köln vor diesem Publikum zu spielen“, bekennt Höger noch heute, drei Jahre nach seinem Weggang aus der Domstadt. Und wenn er sich bis dahin rasiert hat, erkennen ihn sogar die alten Mitspieler.