Stuttgart. Nach der 1:3-Niederlage beim VfB Stuttgart spürt der FC Schalke 04 in der Tabelle wieder den Atem der Verfolger. Aber alle glauben fest an die Direkt-Qualifikation zur Champions League. Manager Horst Heldt will dabei nicht bis zum letzten Spieltag zittern.

Der Schalker an sich neigt ja dazu, in seiner Geschichte immer wieder große Dramen aufzuführen. Ein unvergessenes spielte sich am 12. Mai 2001 ab, als Schalke unterwegs in Sachen Meisterschaft war und am vorletzten Bundesliga-Spieltag in der 90. Minute gleich zwei Tore auf einmal gegen Königsblau fielen: In Stuttgart traf Krassimir Balakow zum Sieg gegen Schalke und in München genau zur gleichen Zeit Alexander Zickler für den Konkurrenten und späteren Deutschen Meister FC Bayern gegen Kaiserslautern. Welch ein Drama damals für Schalke in Stuttgart.

Nein, ein gutes Pflaster ist das Schwäbische für Schalke selten gewesen, und so gab es an gleicher Stätte auch in diesem Jahr am österlichen Sonntag mit 1:3 wieder eine Niederlage. Diese konnte man durchaus empfindlich nennen, weil die Verfolger Bayer Leverkusen (4:1 in Nürnberg) und VfL Wolfsburg (3:1 in Hamburg) zuvor ihre Spiele gewonnen hatten und Schalke im Kampf um die direkte Qualifikation zur Champions League nun wieder den Atem der Konkurrenz im Nacken spürt. Aber als ein Drama wie einst wurde die Niederlage im ewig ungeliebten Stuttgart von Schalke diesmal nicht empfunden. Nicht nur Trainer Jens Keller gab sich vor den letzten drei Saisonspielen weiterhin ungebeugt: „Wir werden noch die Punkte holen, damit wir die direkte Qualifikation erreichen.“ Mit zwei Siegen aus den verbleibenden Spielen gegen Mönchengladbach, Freiburg und Nürnberg kann Schalke den dritten Platz, der dieses Ziel sichert, nach wie vor aus eigener Kraft schaffen.

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Schalke genehmigte sich in Stuttgart den Aussetzer, den man sich nach den vielen Erfolgen zuvor einmal leisten durfte – immerhin war es erst die zweite Bundesliga-Niederlage in der Rückrunde nach dem 1:5 am 1. März bei Bayern München.

Fährmanns Griff ins Leere

Diesmal konnte die Mannschaft die personellen Rückschläge nicht auffangen, diesmal wuchs auch Torwart Ralf Fährmann einmal nicht über sich hinaus und verursachte mit einem Griff ins Leere den ersten Gegentreffer durch Martin Harnik (23.). Nach dem Stuttgarter Doppelschlag durch Cacau (54.) und wiederum Harnik (59.) bäumte sich Schalke jedoch noch einmal auf und hätte sogar noch mehr als den Anschlusstreffer durch den eingewechselten Adam Szalai (69.) erreichen können. „Da“, meinte Keller nicht ohne Stolz, „haben die Spieler durch ihren Charakter gezeigt, was das für eine Mannschaft ist.“

Fast alles war in der Rückrunde bis dahin glatt gelaufen – deswegen glaubt Manager Horst Heldt auch nicht, dass sich irgendjemand nun von diesem Rückschlag beeindrucken lässt: „Ich bin davon überzeugt, dass wir jetzt nicht nervös werden.“ Den Beweis dafür müssen sie nun am Sonntag im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (17.30 Uhr, live in unserem Ticker) antreten. Dann ist zumindest der zuletzt gesperrte Julian Draxler wieder dabei und vielleicht auch Jefferson Farfan, der in Stuttgart wegen einer allergischen Reaktion auf ein Schmerzmittel, das er gegen seine Kniebeschwerden genommen hatte, kurzfristig ausfiel.

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Die personellen Zwänge waren wieder so groß, dass Keller erstmals sogar A-Jugend-Spieler Leroy Sane, den Sohn von Ex-Profi Samy Sane, als Joker einwechselte. „An dem werden wir noch viel Spaß haben“, prophezeite Heldt nach dem frechen Debüt des 18-Jährigen.

Vier Punkte Vorsprung hat Schalke jetzt noch auf Platz vier – weiter eine komfortable Ausgangsposition. Doch das Spiel in Stuttgart hat gezeigt, dass die Königsklasse längst noch nicht sicher ist und es noch ein Zittern bis zum Schluss geben kann, wenn Schalke nachlässt und die Konkurrenz weiter so punktet wie am Osterwochenende. Deswegen verspricht Horst Heldt, dass man so schnell wie möglich alles klar machen will: „Keiner hat Lust, dass es im letzten Heimspiel um alles geht.“

Große Dramen hat dieser Verein schließlich genug erlebt.