Bremen. Alle Schalker sprachen nach dem 1:1 bei Werder Bremen von einem gewonnenen Punkt - Trainer Jens Keller, die Spieler und auch Horst Heldt. Der Manager kommentierte aber zeitgleich die Aufstellung des FC Bayern bei der 0:1-Niederlage in Augsburg mit einem bitteren Unterton.
Für den Fall, dass jemand beim FC Schalke 04 rätseln sollte, ob das 1:1 am Samstag beim SV Werder Bremen einen gewonnener Punkt ist oder zwei verlorene Zähler sind, gab Trainer Jens Keller eine klare Antwort. „Das ist ein gewonnener Punkt“, sagte der 43-Jährige und schmunzelte, als er auf die Prozent-Zahlen dieser Partie blickte. „Da sieht man mal, dass Statistiken nicht viel Wert haben“, erklärte er. „Wir hatten 56 Prozent Ballbesitz. Mein Gefühl außen war ein anderes.“
Jens Keller hatte sein Team nicht so gesehen, wie er es sich gewünscht hatte. Das konnte er aber wegen der komfortablen Tabellensituation recht locker verkraften. Er schimpfte nicht, er nörgelte nicht, er war auch nicht böse. Klipp und klar sagte er aber schon, dass „wir kein gutes Spiel gemacht haben“. Vor allem die Anfangsphase hatte dem Schalker Trainer nicht gefallen. „Wir waren überhaupt nicht da“, betonte er. „Wir sind gerannt, gelaufen und haben gekämpft, aber das Fußballspielen vergessen.“
Bremen-Trainer Dutt voll des Lobes für Schalke-Trainer Keller
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Als Jens Keller seine Analyse beendet hatte, schmunzelte auch Robin Dutt. „Bei mir ist's genau umgekehrt“, sagte der Bremer Trainer. „Das war eine unserer besten Saisonleistungen, vielleicht sogar die beste. Wir haben hinten raus noch einmal richtig aufgedreht. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich mit einem Punkt nicht zufrieden wäre.“ Diesen Zähler für die Schalker hielt Ralf Fährmann in der 83. Minute fest, als er den 19-Meter-Schuss von Zlatko Junuzovic großartig parierte. „Er hat toll gehalten“, sagte Werder-Coach Robin Dutt und lobte auch den eingewechselten Max Meyer, der seiner Mannschaft die eine oder andere Aufgabe gestellt habe. „Ein Super-Junge“, erklärte Robin Dutt.
Eine Extra-Portion Honig für den Keller-Schnurrbart gab es dann noch von Robin Dutt, der die Leistung seines Schalker Gegenübers mit dieser jungen Mannschaft in der Bundesliga und Champions League würdigte, als würde er das Bundesverdienstkreuz verleihen. „Wir sind alle begeistert und hatten großen Respekt“, erklärte der 49-jährige Bremer Trainer. „Das sind außergewöhnlich tolle Jungs.“ Die schon am kommenden Freitag (11. April) um 20.30 Uhr in der Vetins-Arena den aktuellen Tabellenelften Eintracht Frankfurt empfangen werden, der am Nachmittag den FSV Mainz 05 mit 2:0 besiegt hat.
FC Bayern trifft noch auf BVB und Bayer
Die erste Saisonniederlage kassierte der FC Bayern beim FC Augsburg. Beim 0:1 setzte Trainer Pep Guardiola auf eine B-Elf. "Es ist kein guter Stil, wenn man so agiert, dass es für andere Probleme gibt", sagte Manager Horst Heldt und fügte schmunzelnd hinzu: "Vielleicht haben die Bayern zu viele Verletzte gehabt..." Heldts Ärger ist verständlich: Die Bayern spielen noch gegen die Schalker Mitkonkurrenten Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen.
Die Stimmen zum Spiel
Horst Heldt (Manager FC Schalke 04): "Das war heute ein glücklicher Punktgewinn, mit dem wir zufrieden sein müssen. Dieser Punkt kann noch wertvoll sein. Wir haben schlecht angefangen, dann hatten wir 15, 20 gute Minuten. Nach dem 1:1 hatten wir die Riesenchance zum 2:1 - aber ein Sieg wäre nicht verdient gewesen. Denn in der zweiten Halbzeit haben wir aber schlecht weitergemacht. Solche Spiele werden wir öfters haben - gegen Nürnberg, Stuttgart und Freiburg."
Heldt zum Foul an Klaas-Jan Huntelaar im Strafraum: "Da kann man Elfmeter geben, muss man aber nicht. Es war kein einfaches Spiel für den Schiedsrichter, ich habe da Verständnis."
Heldt über Leon Goretzka: "Leon war sicherlich heute der, der seine Form gebracht hat. Er hat ein schönes Tor gemacht, da hat er seine ganze Technik gezeigt."
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Klaas-Jan Huntelaar (FC Schalke 04): "Werder hat richtig aggressiv angefangen, außerdem waren wir nicht so gut in der Anfangsphase, bekommen das Tor. Danach haben wir besser Fußball gespielt, unser Tor gemacht, fast direkt das zweite. Das war Pech, denn wenn wir das 2:1 machen, ist die Stimmung anders bei Werder. In der zweiten Halbzeit war Werder die ganz klar bessere Mannschaft, der Unterschied in der Tabelle war nicht zu sehen."
Huntelaar über den vermeintlichen Elfmeter: "Ich sehe den Ball kommen, will aufs Tor köpfen, auf einmal spüre ich etwas von hinten - habe den Ball aber nicht mehr gesehen. Von meinem Gefühl war es so, dass mir eine Chance genommen wurde."
Julian Draxler (FC Schalke 04): "Wir haben die Anfangsphase verschlafen, dann aber von der Mitte der ersten Halbzeit bis zum Beginn der zweiten Halbzeit gut mitgespielt. Die Schlussphase gehörte ganz klar Werder. Deshalb hatten wir den Sieg nicht verdient. Wir haben über große Strecken nicht das abgerufen, was wir können. Aufgrund des Spielverlaufs müssen wir mit dem Unentschieden leben. Wir hätten gern gewonnen, sind weiter ungeschlagen, wenn man das Bayern-Spiel rausnimmt. Trotzdem müssen wir im nächsten Spiel wieder eine bessere Leistung bringen."
Draxler über das Foul an Huntelaar: "Das sah verdächtig nach Elfmeter aus."
Draxler über die Tabellensituation: "Priorität hat der dritte Platz, wir wehren uns auch nicht, wenn es der zweite wird."
Tim Hoogland (FC Schalke 04): "Ich glaube, dass wir ganz, ganz schlecht ins Spiel gekommen sind. Aufgrund der Torchancen, die sich Bremen herausgespielt hat, muss man sagen, dass wir mit dem Punkt zufrieden sein können. Das 1:1 war zwar ein Hallo-Wach-Effekt für uns, dann lief es besser. Machen wir sofort das 2:1, läuft das Spiel ganz anders. Im Endeffekt können wir mit dem Punkt leben. Gerade gegen Mannschaften, die unten stehen, wissen wir, was zu tun ist - gesunde Härte, Disziplin, Kampf, Kampf, Kampf."
Schalke in Bremen schwach